Sclerotinia sclerotiorum

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Sclerotinia sclerotiorum
(Lib.) de Bary,1884
Synonyme
Peziza sclerotiorum, Weißstängeligkeit, Pelzfäule, Rapskrebs, Stengelfäule, Weissfäule, weitere Synonyme
Sklerotinia-Chinkohl-06-SLFA-NW-JS.JPG
Sklerotinia an Chinakohl
Systematik
Abteilung Schlauchpilze
Ascomycota
Unterabteilung Echte Schlauchpilze
Pezizomycotina
Klasse Leotiomycetes
Ordnung Helotiales
Familie Sclerotiniaceae
Gattung Sclerotinia
Hauptfruchtform Sclerotinia sclerotiorum
Nebenfruchtform Sclerotium varium

Sclerotinia sclerotiorum ist eine pilzliche Erkrankung, die an einer Vielzahl von Gemüse, Gewürz- und Zierpflanzenkulturen auftritt. Ihre deutschen Bezeichnungen lassen bereits Rückschlüsse auf ihr Schadbild bzw. auf ihre Wirtspflanzen ziehen. So wird Sclerotinia sclerotiorum als Weißstängeligkeit, Stengelfäule, Weissfäule oder Rapskrebs bezeichnet. Sclerotinia sclerotiorum ist sowohl ein Schaderreger, der die Pflanzen im Bestand infiziert und Schäden in der Kultur hervorruft, als auch ein Schaderreger, der nach der Ernte im Lager und im Kühlschrank des Verbrauchers an Obst und Gemüse in Erscheinung tritt.

Schadbild

Die äußeren Blätter der Pflanze beginnen zu welken, die Welkeerscheinungen setzen sich nach innen fort. Die Blätter verfärben sich braun, faulen und sterben ab. Ein weißes, lockeres Pilzgeflecht breitet sich auf den abgestorbenen Blättern und dem Wurzelhals aus. In diesem Geflecht sind Sklerotien (Dauerfruchtkörper des Pilzes) sichtbar. Es sterben Triebe ab, im Extremfall kann die ganze Pflanze zugrunde gehen.

Biologie

Der Pilz Sclerotinia sclerotiorum hat die Fähigkeit sowohl im Boden, auf Pflanzenresten als auch auf ausdauernden Unkräutern zu überdauern. Im Boden überdauert er bis zu 10 Jahre. Im Gegensatz zu anderen Pilzen der Abteilung Ascomycota bildet Sclerotinia sclerotiorum keine Konidien aus, d.h. es gibt kein asexuelles Konidienstadium, sondern der Pilz bildet ausschließlich Myzel. Aus dem gebildeten Myzel entstehen die Sklerotien als Überdauerungsorgane.

Die Überdauerung im Boden als auch oberirdisch erfolgt mit Hilfe der Sklerotien, den Überdauerungsorganen des Pilzes. Diese Sklerotien "warten" auf optimale klimatische Verhältnisse, um aus der Ruhephase in die sexuelle Phase zu wechseln. Dies ist bei feucht-kalten Wetterperioden der Fall. Halten diese feuchten Bedingungen über mehrere Wochen an, wachsen aus den Sklerotien die ein bis wenige Zentimeter langen Apothecien aus. Die Apothecien tragen die Ascosporen (keine Konidien), die später für die Infektion in den Pflanzen verantwortlich sind.

Optimale Bedingungen für das Auskeimen der Sklerotien sind bei Temperaturen zwischen 6 und 10 °C gegeben. Eine Beschattung der Sklerotien durch abgefallene (Blüten-)Blätter begünstigen die Keimung, da es an diesen Stellen zu einer lang anhaltenden Feuchte kommt und somit die richtigen Bedingungen für die Entwicklung des Pilzes geschaffen sind.

Bei einer Infektion werden die Ascosporen aus den Apthecien heraus geschleudert. Treffen die Sporen auf geschwächtes Pflanzengewebe, Wunden oder absterbende Keimblätter treten sie über einen Keimschlauch in das Pflanzengewebe ein und besiedeln es mit dem Mycel. Für das Wachstum des Mycels sind Temperaturen um die 20 °C ideale Vorraussetzungen, er kann aber auch noch bei Temperaturen um die 0 °C wachsen.

Wirtspflanzen

Sclerotinia sclerotiorum hat einen sehr großen Wirtspflanzenkreis (siehe dazu auch Pest Information Wiki).

Im Gemüsebau tritt die Krankheit nachweislich an den Kulturen Chicorée, Petersilie, Endivie, Möhren, Salat, Auberginen, Paprika, Bohnen, Erbsen, Sellerie,Wassermelonen, Tomaten und Gurken auf.

Im Zierpflanzenbau sind Infektionen an Helianthus annuus, Chrysanthemum, Aquilegia, Campanula , Iberis, Lantana, Petunia, Osteospermum und Gerbera aufgetreten.

Im Kräuteranbau sind die Kulturen Dill, Thymian, Melisse, Kerbel, Basilikum, Koriander, Petersilie, Salbei, Majoran und Rosmarin betroffen.

Im Obstbau wurde die Krankheit an Heidelbeeren, Süßkirschen, Sauerkirschen und Birne gefunden.

Im Ackerbau treten insbesonder Schäden an Raps, Sojabohne, Kartoffel und Sonnenblumen auf.


Bekämpfung

Die Bekämpfung des Pilzes ist sehr schwierig. Daher sind vorbeugende Maßnahmen die beste Regulierungsmaßnahme. Im Gewächshaus sind hohe Luftfeuchen und hohe Temperaturen zu vermeiden. Im Freiland ist ein ausreichender Fruchtwechsel (auch kann Knoblauch beigepflanzt werden) empfehlenswert. Ebenso empfehlenswert ist die Vermeidung einer stickstoffbetonten Düngung. Ein gut gelockerte Boden stärkt die Pflanzen und ausreichender Abstand zwischen den Pflanzen verhindert die Ansteckung untereinander. Treten erkrankte Pflanzen im Bestand auf, sind diese sofort zu entfernen, aber nicht zu kompostieren. Vorbeugend können Pflanzenstärkungsmittel wie z.B. Bacillus subtilis eingesetzt werden.

Aktuelle Zulassungssituation im Gartenbau aus PS Info (Erwerbsanbau)
Aktuelle Zulassungssituation im Ackerbau aus PS Info (Erwerbsanbau)

Quellen

  • J. Schlaghecken und J. Kreiselmaier (2002): Blumenkohl CD-ROM, Bild- und Textdokumentation. DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße. 
  • P.M. Kirk, P.F. Cannon, D.W. Minter and J.A. Stalpers CABI Europe - UK (Hrsg.) (2011): Ainsworth & Bisby's Dictionary Of The Fungi. 10. Auflage. CPI Group (UK) Ltd. Croydon. ISBN 978-1-84593-933-5

Weblinks

http://de.wikipedia.org/wiki/Systematik_der_Pilze