Nicht dem Bedarf angepasste Düngungssysteme

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Hauptartikel: Düngungssysteme

Nicht dem Bedarf angepasste Düngungssysteme sind heute unnötigerweise noch in vielen Betrieben in Gebrauch, obwohl bereits seit einigen Jahren ausgereifte und erprobte Verfahren vorhanden sind, am Pflanzenentzug orientiert zu düngen. Die überkommenen Methoden verursachen höhere Düngerkosten und schädigen die Umwelt durch Salzbelastung des Grundwassers. Die erzeugte Pflanzenqualität ist nie vorhersehbar, so dass der wirtschaftliche Erfolg einer Kultur mit Risiko behaftet ist.


Schnittblumen

Nicht dem Bedarf angepasste Düngungsmethoden basieren z.B. auf einer Grunddüngung mit 50 g "Volldünger" pro m2 und einer zweimaligen Nachdüngung mit Kalkammonsalpeter oder einem Blaudünger in gleicher Größenordnung. Der Nährstoffvorrat im Boden spielt keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Sofern eine Bodenanalyse durchgeführt wurde, wird sie nicht ernst genommen. Umweltgesichtspunkte können nicht berücksichtigt werden, auch wenn der positive Vorsatz vorhanden ist.
Als negative Folge tritt eine Veränderung der Nährstoffzusammensetzung im Boden ein, die für das Pflanzenwachstum ungünstige Auswirkungen haben kann. Besonders auffällig ist die Anreicherung einzelner Nährstoffe wie Phosphat und Kalium. Während hohe Kaliumkonzentrationen aufgrund ihres hohen osmotischen Werts die Pflanzenentwicklung hemmen, die Blüte verzögern und in Extremfällen Salzschäden verursachen, wird ein hoher Phosphatgehalt von den Pflanzen toleriert.
Besonders bei niedrigen pH-Werten (unter 6) werden aber Spurennährstoffe wie Eisen und [[Mangan] durch überhöhte Phosphatgehalte festgelegt. In der Praxis wird das entstandene Ungleichgewicht in der Spurennährstoffversorgung durch Düngung relativ leicht ausgeglichen. Diese Betriebe sind aber gezwungen, ständig Eisen und/ oder Mangan nachzudüngen, was zu einer zusätzlichen Arbeits- und Kostenbelastung führt.
Aus ökonomischer Sicht bedeutet die Anreicherung von Nährstoffen Verschwendung. Nicht selten vorkommende Phosphatgehalte von 1000 mg P2O5 pro l Boden bedeuten bei einer 30 cm starken durchwurzelten Bodenschicht einen Vorrat von 300 g pro m2, der bei Rosen den Bedarf von ca. 40 Jahren deckt.
Von besonderer Problematik ist die Anreicherung von Nitrat im Oberboden, da auch im Unterglasanbau die Gefahr der Verlagerung bis in das Grundwasser besteht. Anzeichen dafür sind steigende Gehalte in tieferen Bodenschichten. Auch die im guten Glauben durchgeführte vermeintlich geringe Stickstoffdüngung sorgt nicht unbedingt für geringe Gehalte im Boden, wenn Faktoren wie Mineralisierung und Stickstoffgehalt des Gießwassers unberücksichtigt bleiben.
Alle Betriebe müssen einsehen, bevor sie durch gesetzliche Auflagen gezwungen werden, dass die Höhe der Stickstoffdüngung aus der Höhe des momentanen Gehalts im Boden sowie dem Pflanzenentzug resultiert und nicht aus überlieferten Rezepten, die jeder Grundlage entbehren. Die beste Möglichkeit, sich jederzeit einen Überblick über den Versorgungsgrad zu beschaffen, bietet der Nitratschnelltest, der problemlos von jedem Betrieb selbst durchführt werden kann.


Topfpflanzen

Verlauf des Salzgehaltes bei Intervalldüngung

Das am weitesten verbreitete Düngungssystem ist die Vorratsdüngung mit flüssiger Nachdüngung. Im günstigsten Fall wird sie zweimal pro Woche durchgeführt, aber auch auf zweiwöchig bis hin zu "wenn einmal Zeit dafür da ist" ausgedehnt. Die Salzkonzentration der Nährlösung wird nach "immer so gemachten" Werten eingestellt.
Bei Fertigsubstraten ist die Grunddüngung bereits erledigt, bei Eigenmischungen kann es zu überhöhten Salzgehalten kommen, wenn Bestandteile wie Betriebskompost ohne vorherige Analyse verwendet werden.

Von entscheidender Bedeutung für das Wachstum von Topfpflanzen ist der Verlauf des Salzgehalts im Substrat während der Kulturzeit. Ohne Kontrolle des Ernährungszustands kann er je nach Häufigkeit der Nachdüngung zwischen Überschuss- und Mangelbereich schwanken und befindet sich dann nur zeitweise im Optimalbereich der Pflanzenverträglichkeit. Denkbar sind auch eine ständige Salzanreicherung oder eine Verarmung im Substrat mit den jeweiligen Folgen für das Pflanzenwachstum.

Diese unausgeglichene Ernährungsweise bedeutet eingeschränktes Wachstum, auch wenn nur selten sichtbare Mangel- oder Überschusssymptome auftreten. Als weiterer negativer Effekt kommt eine auf jeden Fall verlängerte Kulturzeit hinzu.


Quellen

Ulrich Harm (2007): Neustadter Heft: Bodenanalyse und Düngung im Zierpflanzenbau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße.