Neembaum

Aus Hortipendium
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Neembaum
Azadirachta indica
Synonyme
Niembaum
Neem (Azadirachta indica) in Hyderabad W IMG 6976.jpg
Neembaum
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung Seifenbaumartige
Sapindales
Familie Mahagonigewächse
Meliaceae
Gattung Nimbaum
Azadirachta

Der Neembaum (Azadirachta indica) stammt aus Indien, wo er selbst in trocken-heißen Bereichen gut und schnell wächst. Er wird nicht zuletzt als Schattenspender heute in fast allen tropischen Ländern angepflanzt. Traditionell werden in Indien schon lange Extrakte aus den Blättern und Früchten zu verschiedenen Zwecken genutzt. Diese besitzen eine Vielzahl von Inhaltsstoffen, die gegen Pilze, Nematoden und Insekten wirken. Auch in der herkömmlichen indischen Medizin werden Neem-Wirkstoffe eingesetzt, zum Beispiel in Zahnpasta. Es gibt seit Jahren eine breite Palette von Zubereitungen von Neem-Stoffen im alternativen Handel.

Funktion als Pflanzenschutzmittel

Seit 1920 befasst man sich wissenschaftlich mit Neemextrakten. In Deutschland hat besonders Prof. Schmutterer an der Universität Giessen seit den sechziger Jahren Wirkungen gegen Insekten erforscht. Vor etwa 5 Jahren wurde dort ein standardisiertes Verfahren zur Extraktion von Azadirachtin, dem insektiziden Hauptwirkstoff in Neem, entwickelt. Damit ist es erstmals möglich, standardisierte Mittel herzustellen.

Seit 1999 ist ein Pflanzenschutzmittel auch für den Hausgarten auf dieser Basis zugelassen. Die selbst hergestellten Brühen und Extrakte haben nämlich stark schwankende Wirkstoffgehalte und wirken daher in der Praxis oft unzuverlässig.

Die insektizide Wirkung beruht nicht nur auf dem Azadirachtin, sondern auf einer Vielzahl von anderen Wirkstoffen. Bisher sind etwa 20 bekannt. Einige der Stoffe wirken abschreckend, andere beeinflussen das Hormonsystem für Häutung oder Fortpflanzung oder nehmen Einfluss auf das Verdauungssystem. Schon Insekteneier werden von bestimmten Neem-Inhaltsstoffen so geschädigt, dass die Tiere entweder gar nicht mehr schlüpfen oder aber sich danach nicht mehr weiterentwickeln. Kommen Insekten mit Neem-Zubereitungen in Berührung, werden sie so krank, dass sie daran sterben. Nur wenige Insektengruppen, wie zum Beispiel Schmierläuse, werden nicht beeinträchtigt.

Mit "Schädlingsfrei Neen" und "NeemAzal-T/S" stehen zwei zugelassene Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, die hinsichtlich Ihrer Wirkung gegen Schadinsekten und Nützlinge sowie hinsichtlich ihrer Toxizität für den Menschen geprüft worden sind. Deshalb sollte man diese im Haus- und Kleingarten einsetzen. Die Selbstbereitung von Extrakten ist immer mit einem großen Wirkungsrisiko verbunden. Oft entstehen wenig wirksame Behandlungsmischungen. Bei Eigenherstellungen haben sich zudem auch vermehrt Schäden an den behandelten Pflanzen ergeben.

Aufnahme

Da Neemextrakte echte Naturstoffe sind, reagieren sie anders als synthetische Wirkstoffe. Für die Wirkung gegen Insekten ist auch der Zustand der Pflanze wichtig. Die Neem-Wirkung erweist sich gegen einige Blattläuse, zum Beispiel die Mehlige Apfelblattlaus, als sehr gut, gegen andere Blattlausarten, wie die Baumwolllaus, jedoch als eher schlecht. Gute Wirkungen werden auch gegen Weiße Fliegen, Thripse und Minierfliegen beschrieben. Die Verteilung der Wirkstoffe in den behandelten Pflanzen ist sehr unterschiedlich und stark von der Pflanzenart abhängig. In der Regel wird der Wirkstoff von den Blättern aufgenommen und darin verteilt.

Die Aufnahme geht recht langsam vor sich. Wenn der Spritzbelag bei hohen Temperaturen zu schnell antrocknet, wird sie dadurch besonders behindert.
Auch beißende Insekten bleiben nicht unbeeinträchtigt. So werden selbst bei der Heuschreckenbekämpfung Neem-Extrakte eingesetzt. Ebenso hat man Erfolge bei der Kartoffelkäferbekämpfung erzielt. Oft hat eine Neem-Behandlung einen sofortigen Fraßstopp zur Folge. Die kontaminierten Tier legen keine entwicklungsfähigen Eier mehr ab. Gerade bei beißenden Insekten ist es deshalb wichtig, dass schon die jungen Larven behandelt werden, damit eine gute Wirkung erzielt werden kann. Aufgrund der entwicklungshemmenden Wirkung sterben die zu bekämpfenden Tiere erst nach Verstreichen einiger Zeit ab. Oft hören sie aber unmittelbar nach der Behandlung auf, weiter zu fressen oder zu saugen.

Wie bei vielen Naturstoffen hält die Wirkung im Freiland nicht sehr lange an, da die Stoffe von UV-Licht zerstört und vom Regen abgewaschen werden.

Verträglichkeit (Phytotox)

Die meisten Pflanzenarten vertragen die Neemextrakte gut. Nur einige Birnensorten reagieren mit schwarzen Blattverfärbungen. Auf einige Jungpflanzen hat das Präparat jedoch eine stauchende Wirkung. Man sollte bedenken, dass ein wichtiger Bestandteil von Neem-Extrakt das Neemöl ist. Deshalb ist es angebracht, die gleiche Vorsicht walten zu lassen, die auch bei Anwendung anderer Öl-Präparate zu beachten ist. Um Verbrennungen der Blätter zu vermeiden, sollte nicht bei praller Sonne behandelt werden. Auch bei jungen, frisch ausgetriebene Pflanzenorganen ist von einer Behandlung abzuraten.


Wirkung auf Nützlinge

Trotz breiter insektizider Wirkung von Neem konnten die Präparate als nicht bienengefährlich und als nützlingsschonend für Raubmilben, Marienkäfer, Laufkäfer und Schlupfwespen in ihren Wirtstieren eingestuft werden. Leider werden Schwebfliegen geschädigt.


Rückstände in den Lebensmitteln

Ein Nachweis der Auswirkungen von Neem auf den Menschen ist schwierig zu erbringen, insbesondere da es sich um eine große Zahl von Inhaltsstoffen handelt, die sich zudem gegenseitig beeinflussen können. Deshalb gibt es bisher in Deutschland bei Pflanzen, die zur Nahrung dienen, nur eine Zulassung für die Anwendung in Obst zum Zeitpunkt der Vorblüte. Mehlige Apfelblattlaus an Äpfeln und der Kleine Frostspanner können mit Neem-Präparaten bei Obstgehölzen bekämpft werden. Dabei ist die Zeit zwischen Behandlung und Ernte so lange, dass man sicher sein kann, keine Rückstände mehr auf dem Erntegut zu finden.

Auch beim Kartoffelkäfer besteht eine Zulassung. Da die Knollen nicht getroffen werden, ist hier eine Behandlung möglich. Fünf Tage nach dem ersten Auftreten von mehr als 10 Eigelegen des Kartoffelkäfers an 50 Kartoffelpflanzen soll behandelt werden. Eine Wiederholungsspritzung ist möglich.

Sonst sind nur Anwendungsgebiete bei Zierpflanzen zugelassen. Saugende Insekten, Spinnmilben, Weiße Fliegen und Minierfliegen können an Zimmerpflanzen auf dem Balkon oder im Gewächshaus bekämpft werden. Im Freiland sind Anwendung an Zierpflanzen und -gehölzen gegen saugende Insekten, Spinnmilben, Gespinstmotten und den Kleinen Frostspanner zulässig.


Quellen

Gartenakademie Rheinland-Pfalz