Obstbaumkrebs

Aus Hortipendium
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Obstbaumkrebs
Neonectria galligena
(Bres.) Rossman & Samuels, 1999
Synonyme
Nectria galligena, weitere Synonyme
Nectria galligena01DLR-NW-RW.JPG
befallener Apfelbaum
Systematik
Abteilung Schlauchpilze
Ascomycota
Unterabteilung Pezizomycotina
Klasse Sordariomycetes
Unterklasse Hypocreomycetidae
Ordnung Hypocreales
Familie Nectriaceae
Gattung Pustelpilze
Nectria
Hauptfruchtform Neonectria galligena
Nebenfruchtform Cylindrocarpon heteronema

In niederschlagsreichen Regionen gehört der Obstbaumkrebs (Neonectria galligena) zu den häufigsten Krankheiten im Apfelanbau. Besonders anfällig sind die Apfelsorten 'Berlepsch', 'Cox Orange', 'Elstar', 'Fiesta', 'Gala', 'Gloster' und 'Holsteiner Cox'. Birnen werden nur selten befallen.

Schadbild

An Zweigen und Stämmen findet man Wunden mit Überwallungswucherungen (Kallus, Einsinken des Rindengewebes unter Bildung konzentrischer Ringe). Besonders anfällig sind junge Rinde, Blattnarben, Blatt- und Blütenknospen, Kurztriebe, Astwinkel und Schnittwunden. Befallene Äste kümmern, die Rinde stirbt ab und reißt auf. Das Holz unter der Rindennekrose ist dunkel verfärbt. Besonders gefährdet sind Jungbäume, sie können bei Befall absterben. Auf den abgestorbenen Rindenpartien sind rote Fruchtkörper und/oder fahlgelbe Sporenlager sichtbar. Welkeerscheinungen bei Blüten und Knospen sowie Blättern.

Biologie

Auf dem abgestorbenen Rindengewebe entwickeln sich die Sporen des Erregers. Die Vermehrungsorgane des Obstbaumkrebses sind Makrokonidien, Mikrokonidien und Ascosporen. Die Optimumtemperaturen für den Sporenausstoß liegen bei 14 - 15,5 °C. Damit eine Infektion erfolgen kann, muss der Baum mindestens 6 Stunden benetzt sein. Im Frühjahr und Sommer entwickeln sich meist gelblich weiße, polsterartige Konidienlager. Das ganze Jahr über - verstärkt im Herbst - bilden sich in Perithezien Ascosporen. Durch Niederschläge werden sie durch Wunden und Verletzungen in das Rindengewebe geschwemmt. Die Ascosporenproduktion ist auch während des Winters möglich. Die Überwinterung erfolgt als Mycel im Baum, sowie in Form von Perithecien auf abgestorbenen Zweigen. Im Nahbereich erfolgt die Übertragung hauptsächlich durch Konidien. Ascosporen sind für die Fernverbreitung verantwortlich. Sie fliegen mehrere hundert Meter weit. Ihr Ausstoß erfolgt bei Regen, Tau und Nebel. Ascosporenflug findet hauptsächlich im Vorwinter und Frühjahr statt, im Sommer geschieht die Verbreitung durch Konidien. Die Infektionen finden über Blattnarben und Wunden statt.

Bekämpfung

Eine Grundvorraussetzung zur Vorbeugung ist die Verwendung gesunden Pflanzmaterials. Es sollten schon in der Baumschule vorbeugende Maßnahmen getroffen werden. Bei Neuanpflanzungen sollten auch die benachbarten Kernobstanlagen berücksichtigt werden. Sind diese befallen, besteht ein hohes Risiko, dass die neu angepflanzten Bäume ebenso infiziert werden - erst recht, wenn sie in der Hauptwindrichtung liegen. Es sind regelmäßige Kontrollen der Bäume erforderlich. Sollte ein Befall festgestellt werden, kann dieser frühzeitig bekämpft werden, indem man die Krebswunden ausschneidet oder ausfräst. In stark befallenen Anlagen sollte der Winterschnitt bei trockener Witterung vorgenommen werden. Das infizierte Holz muss umgehend beseitigt werden.
Fungizide Behandlungen können als unterstützende Maßnahme getätigt werden. Nach starkem Frost, zum Knospenaufbruch und während des Blattfalles hat sich wiederholter Kupfereinsatz bewährt. Hierbei sollte jedoch bedacht werden, dass hohe Kupfermengen durch ihre Regenwurmtoxizität die Falllaubzersetzung behindern. Captanhaltige Fungizide haben eine Nebenwirkung gegen Infektionen. Nicht zu empfehlen sind jedoch Benzinmidazole, da sie zur Resistenzbildung führen und ähnlich wie Kupfer Regenwurmtoxizität aufweist.
Aktuelle Zulassungssituation aus PS Info für den Erwerbsanbau
Aktuelle Zulassungssituation aus PS Info für den Hobbybereich

Quellen

  • Prof. Dr. Fritz Winter (2002): Lucas' Anleitung zum Obstbau. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-5545-1
  • Index Fungorum
  • P.M. Kirk, P.F. Cannon, D.W. Minter and J.A. Stalpers CABI Europe - UK (Hrsg.) (2011): Ainsworth & Bisby's Dictionary Of The Fungi. 10. Auflage. CPI Group (UK) Ltd. Croydon. ISBN 978-1-84593-933-5


Weblinks

http://de.wikipedia.org/wiki/Systematik_der_Pilze