Mulchverfahren im Gemüsebau

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Folienmulch im Gemüsebau

Salat auf Mulchfolie

Unter Mulchverfahren im Gemüsebau versteht man im Normalfall das Bedecken des Bodens mit einer schwarzen Folie, mit einem dunklen, lichtunurchlässigen Vlies, mit Papier oder Stroh. In erster Linie geht es dabei um eine Unkrautunterdrückung, um eine Bodenerwärmung oder auch darum, dass die Ernteprodukte wie z.B. Salatköpfe bei Starkregen erdefrei bleiben. Bei der Verwendung von Folie, Vliese oder Papier verwendet man grundsätzlich aufgerollte Bahnen, die abgerollt werden. Im Normalfall erfolgt dies maschninell, oft auch in Kombination mit der gleichzeitiger Verlegung einer Tropfschlauchbewässerung.

Bei den Mulchverfahren im Gemüsebau wird entweder die gesammte Parzelle oder nur ein Pflanzstreifen z.B. mit einer dünnen, schwarzen Folie bedeckt. Diese schmalen Bänder, bis zu einer Schlepperspurbreite, lassen sich maschinell verlegen. Mit speziellen Sämaschinen kann man durch die Mulchfolie hindurch, weitstehende Kulturen wie Gurken säen oder auch die meisten Gemüsekulturen maschninell pflanzen.

Salatanbau auf Mulchfolie

Beim Salatanbau ist die Pflanzkultur, meist mit Erdpresstöpfen, Standard. Wegen der Verwandschaft zu wichtigen Unkräutern wie Kreuzkraut, Franzosenkraut und Kamille ist die Unkrautbekämpfung mit Herbiziden eine besondere Herausforderung. Hier kann der Anbau auf Mulchfolie das Problem lösen. Des weiteren kommt es durch Starkregen immer wieder mal zu einer unerwünschen Erdverschutzung der Salatköpfe. Auch hier kann das Problem durch eine Pflanzung, z.B. auf Mulchfolie das Problem lösen.
Trotz dieser beiden Vorteil hat der Anbau von Freilandsalat auf Mulchfolie bisher keine große Bedeutung erlangt. Der Arbeitaufwand, die Kosten und Anbautechnische Probleme sind die Ursache dafür.
Im Gewächshausanbau dagegen spricht vieles für den Einsatz von Mulchfolie.

Gurken, Zucchini und Kürbis auf Mulchfolie

Weit verbreitet ist der Anbau von Einlegegurken und Zucchini auf Mulchfolien Streifen. Nur sehr selten trifft man ihn beim Anbau von Kürbis an.

Küchenkräuter auf Mulchfolie

  • Eine größere Bedeutung hat der Mulchfolieneinsatz beim Anbau von Küchenkräutern.
  • Die Anwendung erfolgt vor allem im Gewächshausanbau aber auch im Freiland.
  • Es können sowohl im Beet ausgepflanzte Kräuterkulturen als auch Topfkulturen sein.
  • Hierbei wird meistend das Mulchmaterial auf Beetbreite, meist maschinell, ausgebracht.

Anbau auf Mulchmaterial im Gewächshaus

Tomaten Mulchanbau
  • Im Gewächshaus Gemüseanbau ist die Verwendung von Mulchmaterialien weit verbreitet.
  • Neben schwarzer Mulchfolie verwendet man auch dunkles Mulchvlies oder Papier.
  • Mulchverfahren sind verbreitet bei gepflanzten Flachkulturen wie Salat, Kohlrabi, Sellerie und Chinakohl.
  • Eine Bodenbedeckung mit Folie oder Vliese erfolgt oft beim Anbau von Raumkulturen wie Tomaten, Gurken, Papria, Stangebohnen und Auberginen.




Mulchsysteme - organisches Material

In natürlichen Verhältnissen liegt dem Mineralboden, der Vegetation entsprechend eine Streuschicht auf. Eine dauerhafte Bedeckung des Bodens entweder mit Pflanzenaufwuchs oder einer Mulchschicht sollte auch in der Landwirtschaft oder dem Gartenbau angestrebt werden. Im ökologischen Erwerbsgartenbau finden diese Grundsätze jedoch nur selten Anwendung. Intensive Bodenbearbeitung mit Pflug, Fräse und Hacke sind hingegen verbreitete und in den Anbausystemen notwendige Maßnahmen, um Unkräuter mechanisch zu regulieren. Mit diesen Methoden ist jedoch auch ein hoher Zeitaufwand und Energieverbrauch verbunden. Langfristig kann so die Bodenfruchtbarkeit, welche für den ökologischen Gemüsebau grundlegend ist, nicht erhalten werden.


Gründe für Mulch

Förderung der Bodenlebewesen und der Bodenfruchtbarkeit

Für Regenwürmer, insbesondere die Tiefengräber wie Lumbricus terrestris, ist eine Mulchauflage mit organischem Material die wichtigste Nahrungsgrundlage. Reduzierte Bodenbearbeitung und eine Mulchauflage fördert die Vermehrung von Regenwürmern. Eine Bodenbedeckung mit Mulch erhöht auch die Vielfalt an Bodenorganismen und den Nährstoffumsatz im Boden. Nützliche Lebewesen wie Protozoen, bakterienfressende Nematoden, Milben, Collembolen, Käfer und Spinnen werden durch Mulch gefördert. Etwa ein Drittel der gesamten Makrofauna lebt in der Mulchschicht. Die genannten Zusammenhänge zeigen, dass eine Bedeckung des Bodens mit organischem Material den Lebensraum der Bodenorganismen schützt und ihnen als wichtige Nahrungsquelle dient.

Anbausysteme, welche Ernterückstände einarbeiten, zehren tendenziell mehr am Humus, als Systeme, die sie auf der Oberfläche belassen. Eine innerbetriebliche Maximierung der Biomasseproduktion ist unter dem genannten Hintergrund zielführend. Die Vegetationszeit ist dafür voll auszunutzen, indem brachliegende Flächen vermieden und stattdessen Zwischenfrüchte angebaut werden. Die anfallende Biomasse sollte nicht eingearbeitet, sondern als Mulchdecke genutzt werden.

Unkrautunterdrückung

Ein wichtiges Ziel der Mulchabdeckung ist die Unkrautunterdrückung. Kulturen mit Mulch können meist ohne jegliche Unkrautregulierung geführt werden. Eine Unkrautunterdrückung ist jedoch nur dann gewährleistet, wenn eine ausreichende Auflagedicke vorhanden ist. Aus Erfahrungen ist eine Auflagehöhe bei Transfermulch von mindestens 7 bis 10 cm direkt nach dem Ausstreuen, also noch nicht abgesetzt, erforderlich. Je nach Material ergibt diese Auflagehöhe eine Menge von 75 bis 90 t FM/ha. Bei Direktpflanzung mit Insitu-Mulch gewährleistet die Zwischenfrucht die Unkrautunterdrückung. Deshalb sollte sie so sorgfältig wie eine Hauptkultur geführt werden. Es wird die Anforderung an sie gestellt, dass sie Unkräuter vor und während der darauffolgenden Hauptkultur unterdrückt. Um dies umzusetzen, ist eine gründliche Unkrautbekämpfung über das ganze Jahr, aber vor allem vor der Aussaat der Zwischenfrucht erfolgen. Bei der Aussaat der Zwischenfrucht ist darauf zu achten, dass eine möglichst optimale und dichte Standraumverteilung hergestellt wird, damit Unkräuter eine geringere Chance haben sich schon in der Zwischenfrucht zu etablieren. Um eine Ertragsminderung in der Folgekultur durch eine Verunkrautung zu verhindern, ist eine hohe Biomasseproduktion der Zwischenfrucht wichtig, mindestens 10 t TM/ha sind empfehlenswert.

Stickstoffaufnahme von Pflanzen aus dem Mulch

Im Folgenden wird nun der Vorgang der Stickstoffaufnahme von Pflanzen aus dem Mulch beschrieben: Das organische Material wird mikrobiell zersetzt und zuerst zu Ammonium (NH4+) mineralisiert. Die Nährstoffe, in diesem Fall Ammonium, werden in Abhängigkeit der Aktivität der Mikroorganismen freigesetzt und dann von den Pflanzen selektiv aufgenommen. Für die Aufnahme der Nährstoffe aus der Mulchschicht sind die Feinwurzeln in der Grenzschicht zwischen Mulch und Mineralboden verantwortlich. Ammonium ist für Pflanzen schon in geringen Mengen toxisch und wird nur dann von den Pflanzen aufgenommen, wenn die Wurzel mit genügend Kohlenhydraten aus der Photosynthese versorgt wird. Die Energie (Kohlenhydrate) aus der Photosysnthese wird benötigt, um Ammonium in Amide und Aminosäuren umzuwandeln und somit pflanzenverträglich zu machen. Die Aufnahme von Ammonium ist von der momentanen assimilatorischen Leistung der Pflanze abhängig. Die Wurzeln in der Mulchschicht werden von der Pflanze bevorzugt mit Kohlenhydraten versorgt, was ihr Wachstum stimuliert. So wird die Mulchschicht immer weiter erschlossen, bis sie komplett durchwurzelt ist.

Wenn mehr Stickstoff mineralisiert wird, als Pflanzen und Mikroorganismen aktuell brauchen, wird unter anaeroben, feuchten und warmen Bedingungen NH4+ weiter zu Nitrit und dann zu Nitrat mikrobiell umgesetzt. Das Nitrat wird dann im Falle von Niederschlägen in den oberen Mineralboden eingewaschen und dort von den Pflanzenwurzeln aufgenommen. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass geringe Mengen an mineralisiertem Stickstoff ausgewaschen oder an die Atmosphäre abgegeben werden. Es ist deshalb wichtig, dass das Mulchmaterial in Menge und Nährstoffgehalt an das Bedürfnis der Kultur angepasst wird. Auch Zwischenfruchtanbau ist notwendig, um mögliche N-Auswaschungen aufzufangen.

Ausgewogener Wasserhaushalt und Erosionsschutz

Die Abdeckung des Bodens mit Pflanzenmulch wirkt auf den Boden isolierend. Die Bodentemperatur unterliegt geringerer Schwankungen. Im Frühling und Sommer ist der Boden unter Mulch etwas kühler (0,5-1 °C), im Herbst und Winter ist die Bodentemperatur jedoch höher (0,5-1 °C) und der Boden kann länger frostfrei gehalten werden. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die Pflanzen bei Spätfrösten im Frühjahr anfälliger für Erfrierungen sind, da der Mulch die abstrahlende Bodenwärme isoliert und somit die Pflanzen dem Frost stärker ausgesetzt sind. Nachteilig könnte das Mulchen im Frühjahr bezüglich der Bodenerwärmung sein, denn auch hier wirkt der Mulch isolierend gegenüber der schon wärmeren Luft. Umso wichtiger ist die isolierende Wirkung jedoch im Sommer, um den Boden und damit auch das Bodenleben vor extrem hohen Temperaturen zu schützen.

Eine Bodenbedeckung reduziert die Evaporation aus dem Boden, da die Kapillarität durch den Mulch unterbrochen wird. Eine 40 % höhere Bodenfeuchtigkeit konnte bei Mulchbedeckung mit Luzerne, Heu oder Stroh im Vergleich zu unbedecktem Boden gemessen werden. Mulch hält also den Boden feuchter, sodass die Möglichkeit besteht, im intensiven Gemüsebau Bewässerungsaufwand einzusparen.

Durch eine Bedeckung des Bodens mit Mulch, wird die kinetische Energie von Regentropfen abgefangen und das Wasser kann langsam einsickern. Eine erhebliche Reduzierung von Erosion kann somit erzielt werden. Durch Mulchbedeckung kann Wasser schneller in den Boden eindringen. Dies hat zur Folge, dass weniger Wasser oberflächlich abläuft und so Boden wegtransportiert wird.



Strohmulch

Kürbis auf Strohmulch
  • Dieses Verfahren ist sehr weit verbreitet beim Anbau von Erdbeeren.
  • Bei entsprechender Auflagedicke ist damit auch eine Unkrautunterdrückung möglich.
  • Im Gemüsebau findet man es selten.
  • Im Frühjahr hemmt eine Strohauflage die Bodenerwärmung.
  • Strohmulch kann die Humusversorgung verbessern.



Transfermulch: Mulchbepflanzung mit Bodenbearbeitung

Transfer-Mulch” ist Pflanzenmaterial, welches von einer Geberfläche auf eine Nehmerfläche transportiert wird. Auf der Nehmerfläche wird der Boden wie üblich bearbeitet und das Pflanzenmaterial als Mulch zur Unkrautunterdrückung, Düngung und zum Bodenaufbau ausgebracht. Als Mulchmaterial kann frisches oder konserviertes Pflanzenmaterial verwendet werden. Nach dem Ausstreuen wird direkt in die Mulchdecke gepflanzt.


Mulchmaterial & Qualität

Als Mulchquellen für den Transfer-Mulch bietet sich insbesondere Kleegras an, da dies oft in der Fruchtfolge vorhanden ist und auf viehlosen Betrieben meist keine Verwendung findet. Aber auch Grünlandschnitt und Zwischenfrüchte eignen sich gut als Mulchmaterialien. Die Pflanzen sollten während der Blüte geschnitten werden, um die Gefahr der Samenbildung zu minimieren. Stroh als Mulchmaterial ist generell kritisch zu betrachten, da es oft mit Unkrautsamen und Ausfallgetreide kontaminiert ist. Außerdem ist hier aufgrund des weiten C/N-Verhältnisses keine Nährstofffreisetzung zu erwarten.

Das Mulchmaterial sollte vielfältig zusammengestellt werden. In Mischungen dienen Gräser als Strukturbildner und Leguminosen als Stickstofflieferanten. Auch Kräuterzusätze sind sinnvoll, um das Nährstoffangebot zu erweitern. Die Schnittlänge des Materials soll noch einen Luftaustausch mit dem Boden ermöglichen. Die optimale Schnittlänge liegt zwischen 5 und 15 cm und sollte bei feinerem Material länger und bei groben Material kürzer gewählt werden.


Nährstoffgehalte

Feinwurzeln der Kultur wachsen in die Grenzschicht zwischen Boden und Mulchdecke ein. Bei feuchter Witterung durchdringen diese sogar die Mulchschicht. So wird den Pflanzen vor allem Stickstoff zur Verfügung gestellt. Durch mehrmaliges Hacken der Kultur in der Saison werden die Feinwurzeln zerstört.

Die genannten Mulchmaterialien beinhalten Nährstoffe, welche in der Düngeplanung zu berücksichtigen sind. Folgende Tabelle zeigt die Stickstoffgehalte in verschiedenen Mulchmaterialien und die Anrechenbarkeit des Stickstoffes in Abhängigkeit zum C/N-Verhältnis. Die Daten stammen aus Versuchen des Betriebs Bio-Gemüsehof Dickendorf.

Es ist wichtig das Nährstoffangebot durch den Mulch dem Bedarf der Kultur anzupassen. Dafür sollten die Nährstoffgehalte der eigenen Materialien durch Analysen geprüft werden, da die Materialien starken Schwankungen unterliegen. Tendenziell ist jedoch ein Kleegras eher für Starkzehrer, ein Grünlandschnitt für Mittelzehrer und eine Getreidezwischenfrucht für Schwachzehrer geeignet.

Beim Einsatz der genannten Materialien kommt es zu einem Überschuss im Sommer und Herbst und zu einem Mangel im Frühjahr. Das ist dadurch bedingt, dass der Hauptteil der Gemüsekulturen kurz vor dem ersten Schnitt im Mai gepflanzt wird. Im Sommer und Herbst erfolgt dann jeweils ein Schnitt in einer Zeit, in der nur wenig gepflanzt wird. Diese Differenzen können ausgeglichen werden, indem die Materialien konserviert werden. Die Verwendung von zugekauftem Heu hat den Nachteil, dass Unkraut- / Grassamen eingeschleppt werden können, wenn spät geschnitten wurde. Bei Silage ist auf die Ammoniak-Ausgasungen zu achten. Dieses Gas beschädigt die Pflanzen. Deshalb sollte mit der Pflanzung ein bis zwei Wochen nach dem Streuen gewartet werden. Auch Regen oder Bewässerung lässt diese Gase verschwinden, sodass direkt nach einem Regen gepflanzt werden kann.

Um eine Unkrautunterdrückung sicher zu gewährleisten, muss die Mulchauflage dick genug sein - mindestens 7-10 cm Auflage sind erforderlich. Das entspricht etwa 15 t Trockenmasse pro ha. Beim Streuen sind feste Fahrspuren anzulegen, die auf die Beete abgestimmt sind. Dies ist wichtig, da das Streuen die letzte Überfahrt vor der Pflanzung ist.

Aus diesem Bedarf an Mulchmaterial ist nun auf den Flächenbedarf an Geberflächen zu schließen. Sinnvoll sind innerbetriebliche Ertragsmessungen, da die Erträge je nach Standort, Schnitt und Schnittzeitpunkt stark variieren können. Bei Kleegras und Grünland kann pro Schnitt von einem Flächenverhältnis von drei Anteilen Kleegras zu einem Anteil Gemüsefläche ausgegangen werden, bzw. von einem Flächenverhältnis von etwa 1:1 bei drei Schnitten pro Jahr. Bei Zwischenfrüchten beträgt das Flächenverhältnis etwa nur 1,5:1.



Insitu-Mulch: Mulchpflanzung ohne Bodenbearbeitung

Unter „Insitu-Mulch” versteht man Pflanzenmaterial, das an Ort und Stelle wächst und verwendet wird. Die intensive Durchwurzelung der Zwischenfrucht schafft für die Pflanzung der Kultur eine optimale Bodenstruktur. Somit muss der Boden vor der Pflanzung nicht mehr bearbeitet werden. Nach dem Walzen erfolgt die Pflanzung in die abgetötete Zwischenfrucht, ggf. mit Unterfußdüngung. Nachhaltige Strukturverbesserungen im Boden können hier erzielt werden.


Voraussetzungen für eine erfolgreiche Direktpflanzung

Balancierte Bodenchemie

Ein ausgewogenes Verhältnis der Nährstoffe im Boden zueinander ist eine wichtige Voraussetzung für gesundes Pflanzenwachstum, insbesondere in diesem anspruchsvollen Anbausystem.

Gute Bodenstruktur

Bodenverdichtungen sind in diesem System unbedingt zu vermeiden. Vor Beginn sind Pflugsohlen, Fahrspuren und schlechte Bodenstruktur durch eine Tiefenlockerung zu beseitigen und durch Zwischenfrüchte zu stabilisieren. Eine gute Bodenstruktur auf Spatentiefe ist Voraussetzung.

Vorausschauende Planung

Die Planung der Kultur beginnt mit der Zwischenfrucht, denn mit ihr steht oder fällt die Unkrautunterdrückung. Eine genaue Nährstoffberechnung der Kultur ist notwendig. Die Düngung kann in den ersten Jahren in diesem System nicht reduziert werden. Die Direktpflanzung ist kein starres System, sondern muss immer wieder auf die Gegebenheiten angepasst werden. Saubere Zwischenfruchtmischungen mit viel Biomasse sind im Insitu-Mulchverfahren das wichtigste Mittel der Unkrautunterdrückung und sollten deshalb so sorgfältig wie eine Hauptkultur geführt werden. Die Mischungspartner sollten etwa denselben Blühzeitpunkt haben, um sie zur gleichen Zeit abtöten zu können. Die Zwischenfrüchte müssen früh und dicht ausgesät werden. Vor der Zwischenfruchtaussaat müssen vor allem perennierende Unkräuter und Wurzelunkräuter bekämpft werden.

Klein Anfangen

Direktpflanzung im Bio-Gemüsebau ist eine Herausforderung. Zu groß angelegte Versuche führen bei Misserfolg oft zu Frustration. Deshalb sollte in kleinen Versuchen Erfahrungen gesammelt werden, um zu hohes Risiko in der Lernphase zu vermeiden. Dieses Verfahren muss auf jeden Standort und jedes Klima angepasst werden.

Präzise Werkzeuge

Direktpflanzung braucht präzise arbeitende Werkzeuge. Besonders für die Pflanzung benötigt man Werkzeuge, die die Mulchschicht wieder komplett schließen und eine Unterfußdüngung ermöglichen.


Ablauf der Direktpflanzung

1. Bodenbearbeitung

Im ökologischen Landbau kann aufgrund von Unkräutern nicht vollkommen auf Bodenbearbeitung verzichtet werden. Wenn die Hauptkultur direkt ohne Bodenbearbeitung gepflanzt werden soll, müssen Unkräuter umso genauer durch Bodenbearbeitung bekämpft werden. Eine flach unterschneidende Bodenbearbeitung (etwa 5 cm tief) bekämpft Unkräuter effektiv. Eine Tiefenlockerung bis 30 cm sollte vor der Aussaat am selben Tag durchgeführt werden. Die Zwischenfrucht kann diese mechanische Lockerung dann mit ihren Wurzeln stabilisieren.

2. Zwischenfruchtaussaat

In der Auswahl und Zusammensetzung der Zwischenfrucht ist auf mehrere Punkte zu achten. Für eine effektive Unkrautunterdrückung ist eine hohe Biomasseproduktion der Zwischenfrüchte anzustreben, darauf ist auch in der Sortenwahl (z.B. Biogassorten) zu achten. Auch eine erhöhte Saatstärke ist je nach Zeitpunkt erforderlich, um eine dichte Standraumverteilung zu erzielen. Gemenge, wie z.B. Getreide mit Leguminosen, produzieren mehr Biomasse und bieten eine bessere Unkrautunterdrückung als Reinkulturen. Dabei ist es wichtig, dass die einzelnen Gemenge-Partner etwa denselben Blühzeitpunkt haben, damit keine Probleme beim Abtöten der Zwischenfrucht auftreten oder einzelne Komponenten schon frühzeitig aussamen. Der Nährstoffgehalt der Zwischenfrucht ist auf den Nährstoffbedarf der Hauptkultur anzupassen, um Stickstoff-Auswaschungen und -Immobilisierung zu verhindern. Durch eine enge und optimale Standraumverteilung werden Unkräuter besser unterdrückt.

3. Düngung der Zwischenfrucht

Mit der Düngung sollen die Nährstoffverhältnisse ausgeglichen werden. Auch Komposte und Kalk sind sinnvoll, um die Bodenstruktur zu verbessern. Ziel der Düngung ist es, die Zwischenfrucht optimal zu ernähren, sodass sie genügend Biomasse produzieren kann. Die Düngung ist nach der Aussaat der Zwischenfrucht angesetzt, da durch eine Düngung vor Bodenbearbeitung und Aussaat Verluste entstehen können.

4. Zwischenfrucht-Bonitur

Diese Bonitur sollte zu einem Zeitpunkt durchgeführt werden, zu dem ein Umbruch der Zwischenfrucht noch sinnvoll ist. Bei Getreide wäre das zu Beginn des Schossens. Dann ist die Biomasse noch gering und der Trockenmassegehalt noch nicht so hoch, sodass das Pflanzenmaterial im Falle einer Einarbeitung schnell zersetzt werden kann. Die Bonitur beinhaltet den Unkrautbesatz, die Wüchsigkeit der Zwischenfrucht und die Bodenstruktur. Weiterhin ist insbesondere auf perennierende und Wurzelunkräuter zu achten. Ist der Besatz an perennierenden Unkräutern über 2-20 % der gesamten Unkräuter, besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Hauptkultur. Wird sich an dieser Stelle für einen Umbruch der Zwischenfrucht entschieden, sollte das Material flach eingearbeitet und mit dem Oberboden vermischt werden.

5. Zwischenfrucht abtöten

Die Zwischenfrucht wird in der späten Blüte bis frühen Samenbildung abgetötet. Es wird solange mit der Pflanzung gewartet, bis sicher ist, dass die Zwischenfrucht abgestorben ist. Stirbt sie jedoch nicht zu 100 % ab, ist ein zweiter Arbeitsgang mit der Messerwalze erforderlich.

6. Nmin-Probe bzw. Nährstoffberechnung

Kurz vor der Pflanzung sollte der mineralische Stickstoff im Boden überprüft werden, um einen Anhaltspunkt für die Stickstoffversorgung der Hauptkultur zu haben. Es sind auch Mineralisierung aus dem Boden und der Mulchauflage, die Immobilisierung oder Ausgasung sowie andere Verluste zu berücksichtigen. Damit kann die notwendige Menge für eine mögliche Depotdüngung ermittelt werden. Zwischenfrüchte in der späten Vollblüte habe ein C/N-Verhältnis von etwa 35 und es ist keine N-Freisetzung aus dem Mulchmaterial zu erwarten. Deshalb ist es wichtig, die volle Menge an Stickstoff zu düngen. Eine Unterfußdüngung bietet sich hier an, da zum Einen keine andere Möglichkeit besteht den Dünger einzuarbeiten. Zum Anderen ist es vorteilhaft den Dünger direkt unter der Kultur abzulegen, um Unkräuter zwischen den Reihen nicht zu fördern.

7. Pflanzung

Wenn die Zwischenfrucht sicher abgestorben ist, sollte möglichst bald die Pflanzung erfolgen, um den Vorteil der Unkrautunterdrückung durch Mulch voll auszunutzen. Ein frühzeitiger Reihenschluss nach vier bis fünf Wochen ist für die Unkrautunterdrückung sehr wichtig. Dies kann auch durch engere Pflanzabstände oder Doppelreihen erreicht werden. Düngung und Bewässerung sollten nur in der Reihe erfolgen, damit nicht auch Unkräuter davon profitieren. Außerdem ist bei der Pflanzung darauf zu achten, dass so wenig Bodenbewegung wie möglich stattfindet, um Unkräuter nicht zum Keimen anzuregen.

8. Unkrautbonitur

Der Verlauf der Unkrautentwicklung ist nach der Pflanzung zu beobachten, um festzustellen, ob Unkräuter eine ertragswirksame Konkurrenz darstellen. Scheint dies der Fall zu werden, müssen Unkräuter von Hand gejätet werden oder, falls vorhanden, mit Untermulchhacken bekämpft werden.

9.Ernte

Die Ernte verläuft betriebsüblich wie in anderen Anbausystemen. Ist der Unkrautbesatz nicht zu stark, kann das Beet anschließend mit Transfer-Mulch abgestreut werden und ein weiterer Satz gepflanzt werden. Bei starkem Unkrautbesatz beginnt der beschriebene Zyklus erneut. Die Ansaat einer weiteren Zwischenfrucht mit einer Direktsaatmaschine kann im konventionellen Anbau erfolgen, da Herbizide eingesetzt werden. Im ökologischen Landbau wird es jedoch in vielen Fällen bei temporärer Direktpflanzung mit zeitweiser Bodenbearbeitung bleiben müssen, da sonst perennierende Unkräuter überhand nehmen können.



Kombi-Mulch: Die Kombination aus Transfer- und Insitu-Mulch

Im „Kombi-Mulch-Verfahren” kommen Insitu- und Transfermulch gleichzeitig zum Einsatz. Die optimale Bodenstruktur im Insitu-Verfahren und die Nutzung des Mulchmaterials an Ort und Stelle werden ergänzt durch sichere Unkrautunterdrückung, zeitliche Flexibilität und die Düngewirkung des Transfermulchs.


Ablauf

1. Zwischenfruchtaussaat

Die Aussaat der Zwischenfrucht erfolgt wie im Insitu-Mulch-Verfahren. Auch sehr späte Aussaaten im Herbst können hier noch vorgenommen werden. Es ist jedoch unbedingt auf eine gute Bodenstruktur zu achten, da vor der Pflanzung der Hauptkultur keine Bodenbearbeitung mehr durchgeführt wird.

2. Zwischenfrucht abschlegeln

In diesem Verfahren wird die Zwischenfrucht mit einem Schlegelmulcher gemulcht. Dies hat den Vorteil, dass das Pflanzenmaterial schneller umgesetzt werden kann, als wenn die Zwischenfrucht durch eine Walze niedergelegt wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Transfermulch engeren Bodenkontakt hat und somit auch besser zersetzt werden kann.

3. Transfermulch nachstreuen

Nach dem die Zwischenfrucht abgeschlegelt worden ist, kann mit Transfer-Mulch nachgestreut werden. Möglicher Durchwuchs von mehrjährigen Unkräutern oder der Zwischenfrucht selbst wird dadurch verhindert.

4. Direktpflanzung in Insitu- und Transfer-Mulch

In die kombinierte Mulchschicht kann nun mit dem MuroCut hinein gepflanzt werden. Ob eine Unterfußdüngung notwendig ist, muss je nach Material des Transfer-Mulchs berechnet werden.


Vorteile

Im Gemüsebau ist es nicht immer möglich eine Zwischenfrucht optimal auszusäen. Bei Aussaaten im November entwickeln die Zwischenfrüchte oft keinen dichten Bestand mit ausreichend Biomasse. Auch ist es vom Arbeitszeitfenster nicht immer möglich die Zwischenfrüchte unkrautfrei zu halten. Des Weiteren benötigen manche Kulturen eine frühere Pflanzung und können nicht auf die Blüte der Zwischenfrucht warten. Für diese Fälle ermöglicht das Kombi-Mulch-Verfahren trotzdem eine Direktpflanzung. Die fehlende Biomasse in der Zwischenfrucht wird durch Transfermulch ergänzt. Unkräuter, die u. U. in der Zwischenfrucht mit aufwachsen, werden durch das Nachstreuen mit Transfermulch unterdrückt und das Wiederaustreiben der Zwischenfrucht wird verhindert. Weitere Vorteile sind zum Einen, dass weniger Transfer-Mulch als im reinen Transfer-Mulch-Verfahren ausgebracht werden muss, da die Zwischenfrucht schon einen Teil liefert. Zum Anderen ist ein größerer Düngeeffekt durch den Transfer-Mulch gegeben, somit kann die Düngemenge je nach Kultur und Mulchmaterial stark reduziert werden. Dieses Verfahren bietet somit einen weniger risikobehafteten Einstieg in die Direktpflanzung.


Bilder zum Mulchen im Internet


Videos zum Mulchanbau

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Quellen

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