Monilinia laxa

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Monilia-Spitzendürre
Monilinia laxa
Honey, 1945
Synonyme
Sclerotinia laxa weitere Synonyme
Monilia-Blueteninfektion-200702.jpg
Monilia Blüteninfektion
Systematik
Abteilung Schlauchpilze
Ascomycota
Unterabteilung Echte Schlauchpilze
Pezizomycotina
Klasse Leotiomycetes
Unterklasse Leotiomycetidae
Ordnung Helotiales
Familie Sclerotiniaceae
Gattung Monilia
Hauptfruchtform Monilinia laxa
Nebenfruchtform Monilia laxa

Monilinia laxa stellt in Sauerkirschen die bedeutendste Pilzkrankheit dar. Neben der typischen Triebspitzendürre zeigt sich Monilinia laxa auch verantwortlich für Fruchtinfektionen und spielt eine wichtige Rolle im Spektrum der Fruchtfäuleerreger. Bei geeigneten Infektionsbedingungen können die Jungtriebe eines Baumes komplett befallen sein, bei Befall über mehrere Jahre sterben Bäume auch ab. Monilia laxa kann schlagartig auftreten, da der Infektionsdruck in der Regel sehr hoch ist. Monilinia laxa hat einen weiten Wirtspflanzenkreis über viele Obstarten.

Monilinia laxa kann auch in Süßkirschen Schäden verursachen. In Süßkirschen treten hauptsächlich Blüteninfektionen auf, die in Sauerkirschen typische Triebspitzendürre zeigt sich in Süßkirschen nicht so deutlich. Bei geeigneten Infektionsbedingungen können Blütenbüschel stark befallen sein.

Monilinia laxa-Fruchtinfektion an Süßkirsche
Monilinia laxa-Triebinfektion an Süßkirsche

Sortenanfälligkeit

Bei Sauerkirschen gibt es deutliche Unterschiede bezüglich der Anfälligkeit. Die Sorte Schattenmorelle oder die Sortengruppe Pándy meggy (Koröser) zeigen sich besonders empfindlich, während Heimanns Rubin, Ungarische Traubige oder Korai pipacsmeggy und Pipacs 1 deutlich geringer reagieren. Vollständig resistente Sorten sind derzeit nicht bekannt, die Sorte Csengődi weist eine weitgehende Feldresistenz gegen Monilia-Infektionen auf, was für den ökologischen Anbau interessant erscheint. Weniger anfällige Sorten zeigen eine Abwehrreaktion, die den Erreger am Einwachsen in den jungen Trieb etwas hindert, wie z.B. bei der Sorte Gerema.

Bei Süßkirschen gibt es deutliche Unterschiede bezüglich der Anfälligkeit. Die Sorte Van und deren Abkömmlinge zeigen sich besonders empfindlich.

Beschreibung

Nach erfolgter Blüteninfektion verbräunen bei Sauer-und Süßkirschen die Blüten und Blütenstiel, die Blüten welken und sterben ab. Bei Sauerkirsche erfassen die Absterbeerscheinungen ganze Triebe einschließlich der Blätter. Die eingetrockneten Triebe bleiben über das ganze Jahr im Baum hängen und sind verantwortlich für die typische „Spitzendürre”. Bei Süßkirsche treten Absterbeerscheinungen in der Regel nur an den Buketttrieben auf. An der Grenze zwischen gesundem und abgestorbenem Gewebe treten bei beiden Kirscharten häufig Gummitropfen auf. Fruchtinfektionen sind in der Regel bei älteren Früchten mit zunehmender Fruchtreife zu finden. Erkennbar ist Monilinia laxa an den grauen Pilzpolstern. Bei Fruchtbefall vertrocknen die Früchte und bleiben als sogenannte Fruchtmumien bis ins nächste Jahr am Baum hängen.


Lebensweise

Der Pilz überwintert in abgestorbenen Trieben oder Fruchtmumien in Form von Sklerotien. Bei Regen werden die Sporen aus den Konidienträgern abgeschnürt und über Wind und Insekten verbreitet. Die Sporen sind sehr langlebig und sind mit einer hohen Keimfähigkeit ausgestattet. Monilinia laxa dringt in der Regel ab Ballonstadium (erste weiße Hüllblätter der Blüte sind zu erkennen) bis zum Ende der Blüte in diese ein. Niederschlagsreiches Wetter in Verbindung mit ausreichend langer Blattnässedauer während dieser Entwicklungsphase fördert Infektionen. Gleichzeitig können Infektionen in einem weiten Temperaturbereich erfolgen. Bereits bei geringen Temperaturen über dem Gefrierpunkt bis hin zu sommerlichen Temperaturen von 25°C sind Infektionen möglich, das Temperaturoptimum liegt im Bereich von 10 bis 20°C. Möglicherweise haben auch Spätfrostereignisse einen Einfluss auf die Empfindlichkeit der Blütenorgane und einen folgenden Infektionsverlauf. Die Hemmwirkung des Narbensekretes ist eher zu vernachlässigen.

Nach erfolgter Infektion, zum Teil über das äußere der Blütenblätter, in der Regel aber über die Narbe der geöffneten Blüte, dringen die Keimhyphen über den Griffel, Fruchtknoten und Blütenstiel in den einjährigen Trieb. Das Gewebe stirbt infolge von Toxinausscheidungen ab. Erst danach dringt das Mycel in den Trieb ein, bringt Blüten und Trieb zum Verwelken. Das Einwachsen des Pilzes in den einjährigen Trieb ist sortenspezifisch, Schattenmorelle ist sehr, Gerema weniger anfällig. Auf befallenen Blüten bilden sich schnell graue Konidienlager, bei ausreichend langer Blüte können bereits Infektionen über Konidiosporen erfolgen. Bei trockenen Bedingungen von Ballonstadium bis Ende der Blüte können Infektionen vermieden werden. Ein schneller Blühverlauf bei gleichzeitig hohen Temperaturen und trockenen Bedingungen kann Infektionen verhindern. Taunässe kann unter Umständen aber ausreichen, um ausreichend Symptome zu verursachen.

Unter Umständen kann der Erreger über an Zweigen klebende Fruchtmumien mit dem Mycel direkt in einen Trieb einwachsen und diesen abtöten. Alternativ kann der Pilz im Sommer heranreifende Früchte infizieren. Vorteilhaft sind Fruchtverletzungen, kleine Risse und die Dehnung der Fruchthaut mit zunehmender Reife.


Bekämpfung

Regulierung in der integrierten Produktion

Vorbeugend können hygienische Maßnahmen durchgeführt werden. Hierzu gehört das sorgfältige Ausschneiden befallener Triebe im Zuge des Winterschnitts. Das Entfernen von Fruchtmumien aus dem Baum verringert zum einen das Inokulum, andererseits ist der Arbeitsaufwand kaum zu rechtfertigen. Das Verbrennen bzw. Entfernen befallener Triebe aus der Anlage ist aus heutiger Sicht kaum mehr zu empfehlen. Das Kleinhäckseln des Schnittholzes reicht vollkommen aus.

Im Rahmen chemischer Bekämpfungsmöglichkeiten sollte in niederschlagsreicheren Anbauregionen (Pseudomonas-gefährdete Anlagen) eine Austriebsbehandlung mit einem Kupferpräparat durchgeführt werden. Ab Beginn des Knospenaufbruchs der grünen Knospe über das Stadium Weiße Knospe bis Ballonstadium und offene Blüten sind temperaturabhängig Behandlungen mit spezifischen Fungiziden erforderlich. Azole wie Difenoconazol oder Myclobutanil sollten nur bei Temperaturen über 10°C eingesetzt werden. Bei tieferen Temperaturen können Wirkstoffe wie Strobilurine, Fenhexamid, Captan sowie Cyprodinil und Fludioxonil eingesetzt werden. Je nach Wettersituation sind mehrere Behandlungen abhängig von gefallenen Niederschlägen (Abwaschung), aber insbesondere von der phänologischen Weiterentwicklung, durchzuführen. Um möglichen Resistenzentwicklungen vorzubeugen, sollte im Rahmen der Bekämpfungsstrategie unbedingt auf ausreichenden Wirkstoffwechsel geachtet werden.

Zur Vermeidung von Fruchtinfektionen sind Behandlungen bis zur Ernte mit den genannten Wirkstoffen möglich, hierzu müssen aber die entsprechenden Wartezeiten beachtet werden. Im Zuge von Monilia-Bekämpfungsmaßnahmen werden andere pilzliche Erreger wie Sprühfleckenkrankheit oder Kirschenschorf miterfasst.

Aktuelle Indikationszulassung aus PS Info für den Erwerbsanbau

Regulierung im biologischen Anbau

Eine zufriedenstellende Regulierungsmaßnahme ist im ökologischen Sauerkirschanbau zurzeit nicht vorhanden. Zwar besitzen einige Präparate einen befallsreduzierenden Effekt, der aber in der Regel nicht ausreichend ist. Hierzu zählen Kupferapplikationen zur Bekämpfung von Holz- und Rindenkrankheiten ab Austrieb bis zum Ballonstadium, die gleichzeitig eine Nebenwirkung auf Monilia laxa besitzen.

Daher ist es wichtig, Sauerkirschen nur in klimatisch begünstigten Lagen (geringes Infektionspotential, günstige Klimabedingungen) auf geeigneten Standorten zu kultivieren. Weiterhin müssen alle phytosanitären Maßnahmen ergriffen werden, um das Infektionspotential in der Anlage zu minimieren. Hierzu zählen u.a. vorbeugende Schnittmaßnahmen zur Beseitigung befallener Triebe bis tief in das gesunde Holz hinein, sowie das Entfernen und Beseitigen befallener Früchte und Fruchtmumien.


Regulierung im Hausgarten

Mechanisch: hängengebliebene Blütenbüschel, dürren Zweigen und Fruchtmumien, auf denen der Pilz überwintert im Herbst/Winter abschneiden. Während der Vegetationszeit alle erkrankten Triebspitzen sofort bis 20 cm ins gesunde Holz zurückschneiden. Befallenes Schnittgut aus dem Garten entfernen.

Mit Pflanzenschurtzmitteln: 3 Spritzungen ( im "Weißknospenstadium" -Blütenblätter sind schon weiß, aber die Knospe ist noch geschlossen- , Blütenmitte, Blütenende). Mittel siehe Aktuelle Indikationszulassung aus PS Info für den Haus- und Kleingarten

Quelle

  • Werner Dahlbender und Günter Hensel (2010): Pflanzenschutz in Süß- und Sauerkirschen. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Oppenheim. 
  • Jürgen Zimmer (2011): Ökologische Steinobstproduktion. DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau. Oppenheim. 
  • P.M. Kirk, P.F. Cannon, D.W. Minter and J.A. Stalpers CABI Europe - UK (Hrsg.) (2011): Ainsworth & Bisby's Dictionary Of The Fungi. 10. Auflage. CPI Group (UK) Ltd. Croydon. ISBN 978-1-84593-933-5


Weblinks

http://www.gartenakademie.rlp.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Systematik_der_Pilze