Massaria-Krankheit der Platane

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Massaria-Krankheit
Splanchnonema platani
(Ces.) M.E. Barr 1982
Synonyme
Sphaeria platani Ces. 1854
Macrodiplo-diopsis desmazieresii.jpg
Konidien der Nebenfruchtform Macrodiplodiopsis desmazieresii
Systematik
Abteilung Ascomycota
Klasse Dothideomycetes
Ordnung Pleosporales
Familie Pleomassariaceae
Hauptfruchtform Splanchnonema platani
Nebenfruchtform Macrodiplodiopsis desmazieresii

Die Platane (Platanus x hispanica) gehört hierzulande zu den beliebtesten Baumarten. Sie findet bevorzugt im Öffentlichen Grün, vor allem als Alleebaum, Verwendung. Die Platane gilt allgemein als widerstandsfähig gegenüber den Stressfaktoren des Stadtklimas. Allerdings hat sie häufig unter einigen Schadpilzen und Schädlingen zu leiden. Die Massaria-Krankheit der Platane wird durch den Pilz (Splanchnonema platani) verursacht. Das Vorkommen des bislang nur aus dem Mittelmeer-Raum und den südlichen USA bekannten Pilzes wurde in Deutschland erstmals 2003 nachgewiesen. Mittlerweile tritt die Massaria-Krankheit an Platanen in ganz Deutschland auf. Andere Pflanzen sind nicht betroffen. Der Erreger gilt als Schwächeparasit und wird durch extrem heiße und trockene Sommerwitterung gefördert. Der Pilz infiziert Zweige und Äste der Platane, wo er das Rindengewebe abtötet und eine sehr schnell verlaufende Weißfäule des Holzes verursacht. Hierdurch kann es innerhalb weniger Monate zum Abbrechen betroffener Äste kommen, so dass die Massaria-Krankheit die Verkehrssicherheit des Baumes beeinträchtigen kann.

Krankheitsbild

Betroffen sind nach bisherigen Erkenntnissen Platanen ab mittlerem Alter, auch ausgesprochen stattliche Bäume. An den befallenen Ästen kommt es nach der Infektion zunächst zum Absterben der Rinde. Sie verfärbt sich zuerst rosa, hellviolett bis rötlich. In der Folge fällt eine schüttere Belaubung befallener Kronenpartien auf. Die absterbenden Rindenbereiche sind am Astansatz am breitesten und erreichen dort oft die Hälfte des Astumfangs. In der auf den Rindentod folgenden Vegetationsperiode ist die Rinde der toten Zweige und der erkrankten größeren Äste dann zunehmend durch die Produktion dunkler Pilzsporen so geschwärzt, dass Laien an eine Verfärbung durch Rußpartikel denken könnten. Bei Ästen ab etwa Armstärke ist oftmals nicht der ganze Ast abgestorben, sondern nur eine Seite. Meist ist die Astoberseite betroffen, was die Diagnose vom Boden aus erheblich erschwert. In diesem Stadium werden Rinde und Borke der betroffenen Astpartien brüchig und beginnen abzufallen. Die Rinde wird rissig und blättert ab. Häufig findet man auch überwallte Befallsstellen.

Lebensweise

Der Pilz befällt zunächst dünnere Zweige in der oberen Krone, die er als eine Art „Zweigreiniger“ rasch zersetzen kann. Die Äste der unteren Krone werden vermutlich durch herabrieselndes Sporenmaterial infiziert und die Übertragung von Baum zu Baum erfolgt wahrscheinlich durch Vögel und Insekten sowie möglicherweise auch durch Schnittmaßnahmen. Auf frisch besiedelten Rindenbereichen bildet der Pilz zunächst ein dunkles Myzel aus, später entwickeln sich zwei verschiedene Fruchtkörperformen: Zunächst entstehen die schwarz gefärbten Fruchtkörper der Nebenfruchtform (Macrodiplodiopsis desmazieresii) in frisch befallenen Rindenbereichen unter dem Periderm. Zur Zeit der Sporenreife streuen sie massenhaft dunkelbraune Konidien aus. Später bilden sich tiefer liegend in den älteren Befallszonen die Fruchtkörper der Hauptfruchtform (Splanchnonema platani). Diese sog. Ascosporen sind ebenfalls dunkel gefärbt, aber etwas größer.

Bekämpfung

Befallene Äste sollten wegen der Bruchgefahr aus Gründen der Verkehrssicherheit umgehend entfernt werden. Dies dient auch der Reduzierung des Sporenpotentials für Neuinfektionen. Befallenes Material kann nach Zerkleinerung kompostiert oder verbrannt werden. Die Vermeidung von krankheitsfördernden Bedingungen, wie beispielsweise die ausreichende Wasserversorgung oder die Vermeidung des Anpflanzens von Platanen in heißen, trockenen Innenstadtbereichen ist sicherlich häufig nicht realisierbar. Bei der Ermittlung des Befalls ist darauf zu achten, dass oftmals nur die Oberseite der Astpartien betroffen ist. Daher kann die Zuhilfenahme eines Hubsteigers u. U. sinnvoll sein.

Quellen

  • Kehr, R. & Krauthausen, H.-J. (2004): Erstmaliger Nachweis von Schäden an Platanen (Platanus x hispanica) durch Splanchnonema platani in Deutschland. In: Nachrichtenbl. Deut. Pfl.-schutzdienst. 56. Nr. 10. Seite 245-251. 

Weblinks

Diplomarbeit von M. Keßler "Auftreten und Verteilung der Massaria-Krankheit an Platanen am Beispiel der städtischen Wohnhausanlagen der Unternehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen", Hochschule Neubrandenburg, 2008