Leptomastix dactylopii

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Schlupfwespe
Leptomastix dactylopii
Planococcus citri 1455198.jpg
parasitierte Zitrusschmierlaus
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Überfamilie Erzwespen
Chalcidoidea
Familie Encyrtidae


Die Schlupfwespe Leptomastix dactylopii stammt ursprünglich aus Südamerika, wahrscheinlich aus Brasilien. Sie wurde 1934 in Kalifornien eingeführt und auch im Mittelmeerraum und anderen Regionen verbreitet. Die Schlupfwespe vermehrt sich nur auf der Zitrusschmierlaus Planococcus citri und der Ficus-Schmierlaus Planococcus ficus. Leptomastix dactylopii wurde im Zitrusanbau weltweit gegen Schmierläuse eingesetzt.

Biologie

Lebenszyklus und Erscheinungsbild

Ei - 4 Larvenstadien – Puppe – Insekt

Innerhalb der Familie der Encyrtidae ist Leptomastix dactylopii mit 3 mm ziemlich groß. Die Schlupfwespe ist gelbbraun gefärbt und hat sehr lange, abgewinkelte Fühler. Die Männchen sind etwas kleiner und dunkler als Weibchen und haben haarigere Fühler. Die adulten Tiere halten, wenn sie nicht in Bewegung sind, die Flügel schräg aufrecht. Sie bewegen sich durch kurze hüpfende Flüge fort.

Die Weibchen legen ihre Eier in das dritte Nymphenstadium und in erwachsene Zitrusschmierläuse. Die Larve ernährt sich von der Körperflüssigkeit des Wirtes. Innerhalb des Wirts häutet sich die Larve mehrmals und verpuppt sich. Im mumifizierten Körper der Schmierlaus erscheint die Puppe zunächst weiß, da der Körper der Schmierlaus noch mit weißem Wachs bedeckt ist. Sie wird dann durchscheinend braun mit roten Augen, später wird sie dunkelbraun bis schwarz. Die beinlose Mumie ist außen hart mit gelbbraunen Streifen und tönnchenförmig. Die dunkle Puppe wird sichtbar, wo die weiße Wachsschicht der Mumie dünner ist. Die adulte Schlupfwespe verlässt die Mumie nach dem Schlupf durch ein rundes Loch.

Populationswachstum

Die Entwicklungszeit ist hauptsächlich abhängig von der Temperatur (siehe Tabelle). Die Entwicklung des Männchens verläuft geringfügig schneller als die des Weibchens. Bei guten Bedingungen legen die Weibchen in 10 bis 14 Tagen 60 bis 100, manchmal auch bis zu 200 Eier, die Mehrzahl davon in der ersten Woche. Aus kleineren parasitierten Schmierläusen schlüpfen häufiger Männchen, aus größeren häufiger Weibchen. Das Geschlechterverhältnis beträgt 1:1. Unbefruchtete Weibchen haben nur Männchen als Nachwuchs. Die Lebensdauer der adulten Tiere beträgt drei bis vier Wochen, z.B. bei 26°C leben Männchen 24 Tage, Weibchen 27,5 Tage. Die adulten Schlupfwespen stechen Schmierläuse an und ernähren sich von dessen Körperflüssigkeit. Das wird `Host Feeding´ genannt. Außerdem ernähren sie sich von Honigtau.


Entwicklungszeit vom Ei bis zur adulten Schlupfwespe von Leptomastix dactylopii bei verschiedenen Temperaturen[1]

Temperatur (°C) Enwicklungszeit in Tagen
17,5 45,3
20 33,3
24 18,5
26 15,3
30 12,5
35 12,3

Parasitierung

Es werden hauptsächlich das dritte Nymphenstadium und adulte Schmierläuse parasitiert. Bei häufiger vorkommenden Versuchen, das zweite Nymphenstadium zu parasitieren, bohrt das Weibchen mit dem Legebohrer durch die ganze Nymphe hindurch, so das die Nymphe und die Schlupfwespeneier absterben. Bevor das Weibchen die Schmierlaus parasitiert, wird der Wirt mehrere Sekunden untersucht, um dann den Legestachel zwischen den wachsigen Haaren in den Körper zu stechen. Meist wird ein Ei pro Wirt abgelegt, sind es mehrere entwickelt sich nur eines. Da die Schlupfwespen sehr gut fliegen können, ist ihr Suchverhalten sehr effizient, so dass sie auch bei einem geringen Besatz von Schmierläusen ihre Wirte finden.

Einsatz der Schlupfwespe

Eine sonnige, warme und feuchte Umgebung ist für die Schlupfwespe optimal, aber auch bei geringerer Luftfeuchtigkeit erfolgt eine Entwicklung. Von den Nützlingsproduzenten wird eine relative Luftfeuchtikeit von mindestens 60% empfohlen. Der Einsatz ist von Mai bis September am günstigsten. Je frühzeitiger in diesem Zeitraum eingesetzt, umso wirkungsvoller ist die Bekämpfung. Bei starkem Schmierlausbefall ist die Wirkung gering, der Einsatz sollte mit dem Einsatz des Australischen Marienkäfers Cryptolaemus montrouzieri kombiniert werden. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von emulgierten Ölen oder Pflanzenseifen zur Reduzierung des Befalls vor einem Einsatz. Bei leichtem und mittlerem Befall sollten ein bis zwei Tiere/qm oder 2 Tiere/Pflanze ausgebracht werden, bei starkem Befall zwei Tiere/qm oder zwei bis fünf Tiere/Pflanze. Die Anwendung sollten nach einigen Wochen wiederholt werden. Eine andere Möglichkeit ist durchgehende Einsatz während der Vegetationsperiode mit einer Schlupfwespe/4 qm im Abstand von zwei Wochen oder 0,1 bis 0,5 Tiere/qm/Woche. Eine regelmäßige Trinkwassergabe steigert die Aktivität und Wirkung der Schlupfwespen. Es werden adulte Tiere in Kunststoffdosen geliefert, die direkt nach der Anlieferung im Bestand verteilt werden müssen. Eine andere Ausbringungsform sind auf Kärtchen aufgeklebte parasitierte Schmierlausmumien. Bei den ein- bis zweiwöchigen Befallskontrollen können dann die neu parasitierten Mumien an den Pflanzen gefunden werden. Befallsfreier Neuzuwachs der Pflanzen ist ein Zeichen einer funktionierenden Bekämpfung.

Quellen

  1. Tingle, C. C. D., 1985: Biological control oft the glasshouse mealybug using parasitic Hymenoptera. PHD-Thesis, Wye College: University of London, 375 pp.


R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 

Entocare C.V. Wageningen Leptomastix dactylopii[1] am 25.01.15