Kletterhilfen

Aus Hortipendium
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 Materialtechnische Anforderungen

Bei der Materialauswahl für Kletterhilfen sind die Lebensdauer, der Pflegeaufwand, die Realisierbarkeit beabsichtigter Konstruktionen, die Pflanzenverträglichkeit der Materialien, die Kletterform, die Sicherheit und die Kosten zu berücksichtigen.

 Metall

"Bei geeigneter Materialwahl und bei Berücksichtigung kletterform- und pflanzenspezifischer Ansprüche zeichnen sich Metallkonstruktionen ... allgemein durch hohe Funktionalität aus". Der Autor weist allerdings dabei auf mögliche Schädigung frostempfindlicher Schlinger durch Metallkonstruktionen hin.
Diese Problematik kann heute ignoriert werden, denn "Stringcord 6", ein Edelstahlrankseil mit Geotextil-Ummantelung.... wurde kürzlich mit dem Bau-Produkt-Preis Europa 1992 ausgezeichnet. Das Seil bietet den Vorteil eines Temperaturausgleichs; es erspart den Pflanzen Hitze- und Kältestress. Bislang ist es das einzige Stahlseil mit Geotextilummantelung auf dem Markt...".

Wichtig für die Materialwahl ist die Korrosionsbeständigkeit. Ebenso muss die Lebensdauer der Klettergehölze berücksichtigt werden. So eignen sich für Blauregen (Wisteria-Arten), Pfeifenwinde (Aristolochia macrophylla) und Baumwürger (Celastrus-Ärten) wegen des Durchrostens keine verzinkten Drahtseile. Eine wesentlich bessere Lösung stellt die Verwendung von 6 - 8 mm starken Edelstahlseilen dar. Für eine kurzfristige oder kleinflächige Begrünung kann durchaus verzinkter oder kunststoffummantelter Draht zum Einsatz kommen.

Draht- und Seilgerüste gewinnen heute in der Praxis zunehmend an Bedeutung. Sie sind kostengünstig und bei entsprechender Materialwahl so gut wie wartungsfrei. Dazu können die Drähte und Seile in Ausrichtung und Abstand sowohl untereinander als auch zur Wand den Ansprüchen der Kletterpflanzen angepasst werden.
Die Spannseile können durch Mauerhaken oder Sonderdübel befestigt werden, im unteren Wandbereich auch durch Bodenanker.
Nach Schmidtke zitiert in ALTHAUS (1985) sollen Konstruktionen sowohl beim erstmaligen Einstellen als auch bei späterem Nachspannen ... in den Sommermonaten nicht allzu straff gespannt werden, da durch die temperaturbedingte Verkürzung im Winter, die mit einer zunehmenden Spannung verbunden ist, unter Umständen Schäden an Schlingpflanzen entstehen können.

Stab- und Gittergerüste sind Metallkonstruktionen aus Baustahlmatten, Stabeisen und Glasfaser-Verbundwerkstoff. Baustahlmatten und Stabeisen werden an Schellenankern aufgehängt.

"Gitterkonstruktionen aus Baustahlmatten (Maschenweite 10 x 20 cm oder 15 x 15 cm, Stabstärke 4 - 6 mm) ... sollten feuerverzinkt sein. Ideal ... wäre die Verwendung von V2A Stahl-Gitterelementen".

Bezugsquellen einiger Seil- und Gitterkonstruktions-Hersteller sind aus dem Anhang ersichtlich und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Drahtseile für Schlinger oder Winder bis 10 m Höhe Drahtseile Ø 6 mm, verzinkt
Spannschlösser 10 mm
6er Seilklemmen, 6er Kauschen
Dreiecksbügel, Flacheisen 6 x 25 mm, geschweißt (verzinkt oder gestrichen),
3 Bohrungen Ø 8 mm
Verbindung Bügel-Seil: 1 Ringmutter M 8, 1 Schraube M 8 x 20, verzinkt Verbindung Bügel - Wand und Zwischenstütze - Wand- je 2 Schlüsselschrauben 8 x 70 mm, je 2 Dübel S 10
Abstände der Dreiecksbügel: bis 10 m
Abstände der Zwischenstützen: 2,5 - 3 m
Abstände der Seile in der Waagrechten: 30 - 50 cm


Drähte für Schlinger oder Winder (bis 6 m Höhe) Spanndraht Ø 2,5 mm, verzinkt, mit Kokosstrick umwickelt
Drahtspanner, verzinkt
Halterungen, Flacheisen 6 x 60 mm, geschweißt (verzinkt oder gestrichen), 3 Bohrungen Ø 6 mm, Wandabstand 5 cm
Zwischenstützen, Flacheisen 6 x 20 mm, gebogen (900) (verzinkt oder gestrichen), 2 Bohrungen Ø 6 mm
Verbindung Halterung - Wand und Zwischenstütze - Wand: je 2 Schlüsselschrauben 6 x 60 mm; je 2 Dübel S 8
Abstände der Drähte in der Waagrechten: 30 cm
Abstände der Halterung in der Senkrechten: bis 6 m
Abstände der Zwischenstützen: 2-3 m


Waagrechte Spanndrähte für Spreizklimmer Spanndraht Ø 2,5 mm, verzinkt mit Drahtspanner
Befestigung an der Wand mit Dreiecksbügel wie bei Drahtseilen für Schlinger oder Winder bis 10 m Höhe.


Baustahlmatte für Sprossranker und Blattstielranker Baustahlmatte (verzinkt oder gestrichen)
Materialstärke 7 mm. Felder 15 x 15 cm oder 20 x 20 cm
Spitzrohrschellen 3/8' mit langem Stift und Dübel S 10
Wandabstand: 5 cm mindestens
Abstände der Rohrschellen in der Waagrechten: 1,5 m
Abstände der Rohrschellen in der Senkrechten: 1,5 - 2,0 m

Holz

Die Konstruktionen müssen stabil und dauerhaft sein. Gut geeignet sind druckimprägniertes Fichtenholz oder Harthölzer. Das Holzimprägnierungsmittel muss allerdings pflanzenverträglich sein. Des weiteren ist wegen der Bruchgefahr darauf zu achten, dass dünnere Latten keine Astlöcher enthalten.
Lattengerüste können aus verschiedenen Stärken hergestellt werden; wichtig ist, dass die Konstruktion in ihrer Dimensionierung auf die Ansprüche der Pflanzen abgestimmt sein müssen. Dachlatten (24 x 48 mm) sind zwar preiswert, aber wegen ihres Durchmessers nicht überall verwendbar.
Die Latten können senkrecht, waagerecht oder diagonal auf einer quer dazu verlaufenden Unterlage befestigt werden.
Die Verankerung an der Wand – mit ausreichendem Abstand – erfolgt mittels Schrauben und Dübeln oder durch Aufhängen an Mauerhaken. Rohrhülsen oder Kunststoffklötzchen können als Abstandshalter Verwendung finden.

Dachlatten für Schlinger oder Winder

Dachlatten 28 x 46 mm,
Befestigungsbügel (Biegewinkel 45°) aus verzinstem Bandstahl 4 x 30 mm, gebogen und gebohrt (2 Bohrungen Ø 8 mm, 1 Bohrung Ø 6 mm),
Wandabstand 15 cm.
Verbindung Dachlatten - Bügel: 1 Schlossschraube 6 x 70 mm
Verbindung Bügel - Wand: 2 Schlüsselschrauben 8 x 70 mm
2 Dübel S 10
Abstände der Bügel in der Senkrechten: 1,5 - 2,0 m,
Abstände der Bügel in der Waagrechten: 1,0 - 1,5 m,
Abstände der Latten in der Waagrechten: 30 - (-50) cm


Befestigungsmöglichkeiten für Klettergerüste

"Das Anbringen von Spalieren und anderen Kletterhilfen an Fassaden ... ist in der Regel kein baurechtlich genehmigungspflichtiger Vorgang. Sie müssen jedoch dem Bauordnungsrecht genügen, müssen standsicher sein und dürfen das Gebäude nicht verunstalten. Sie sind in Farbe und Form auf das Gebäude abzustimmen".

Konstruktionstechnische Anforderungen

Lebensdauer und Unterhaltungsaufwand

Alle Konstruktionen, insbesondere die aus Holz, sind so auszuwählen, dass die Nutzungsdauer optimiert und der Unterhaltungsaufwand minimiert wird. Bei Holzkonstruktionen sind alle Möglichkeiten des konstruktiven Holzschutzes zu nutzen (Befestigung von Unterzügen auf Abstandshalterungen von mindestens 10 - 20 mm Länge an Wand, vermeiden waagerechter Lattenflächen, sämtliche Holzverbindungen feuchtigkeitsunempfindlich ausfahren, diagonale Anordnung oder Abschrägen der waagerechten Flächen).


Sicherheit

Material- und konstruktionstechnische Anforderungen beachten, d.h., um Vertikallasten aufzunehmen, werden die Kletterhilfen je nach Gegebenheit auf Stützkonsolen aufgeständert, die im unverkleideten Sockel des Bauwerks verankert sein müssen. Zur Aufnahme der Horizontallasten sind je nach Wandabstand, Höhe und Konstruktion bis zu fünf Wandabstandshalter pro m² erforderlich. Bei Beton oder Mauerwerk werden zur Verankerung (Reaktions-)Dübel, bei Blechverkleidungen Nieten verwendet.


Kletterform- und pflanzenbedingte Ansprüche

Unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren von Kletterhilfen ist das Beachten der artspezifischen Ansprüche der Pflanzen.

Kletterform Ansprüche an Kletterhilfen Zusatzinformationen
SchlingeroderWindler Vorwiegend senkrechte Ausrichtung. Geeignet sind Drähte, Stäbe, Latten, Seile, Rohre, Pfähle. Diagonalführungen sollten keine Winkel unter 45° aufweisen. Durchmesser bis zu 5 cm sind unproblematisch. Mit Durchmessern um 15 cm kommen selbst stark schlingende Arten wie Baumwürger (Celastrus) oder Blauregen (Wisteria) nur nach Hilfestellung zurecht. Abstand der Führungen untereinander 20 - 100 cm. Wandabstände von ca. 20 cm sind zweckmäßig für Baumwürger (Celastrus-Arten), Schlingknöterich (Fallopia-Arten), Baumschlinge (Periploca-Arten). Bei den Geißblättern (Lonicera-Arten) genügen ca. 5 cm. Ansonsten sollten Wandabstände von ca. 10-15 cm vorgesehen werden. Bei Blauregen wurden gute Erfahrungen gesammelt mit Edelstahlseilen von ca. 8 mm Durchmesser. Um Risiken der Selbststrangulation starkschlingender Arten an Spanndrahtkonstruktionen niedrig zu halten, ist je nach Pflanzenverwendung pro Spanndraht nur ein Trieb aufzuleiten.

Seitliche Abstände von 30-50 cm haben sich oftmals bewährt. In exponierten Lagen sind als Abrutschsicherung waagerechte Querverbindungen in Abständen von 1,8-3,2 m vorzusehen. Diagonalverspannungen innerhalb der Konstruktion sind meist nicht notwendig, Gitterkonstruktionen überflüssig, bei zu engen Gittern sogar schädlich. Zur Vermeidung von Wuchsverzögerungen ist beim Befestigen der Triebe an den Kletterhilfen die Artspezifische Windrichtung zu beachten.

Ranker Gitterartige Strukturen. Ideale Gitterweiten liegen, je nach Art, zwischen ca. 10 und ca. 22 cm, empfehlenswerte Maximaldurchmesser zwischen ca. 1,1 und ca. 3,9 cm.

Der Abstand der Konstruktion zur Wand sollte bei ca. 10-15 cm liegen. Bei außenseitiger Führung der Triebe kann der Wandabstand bis auf 5 cm reduziert werden.

Ableitungen zu idealen Gitterweiten und geeigneten Maximaldurchmessern von Rankhilfen sind möglich aufgrund der artcharakteristischen Rankenabstände und Rankenlängen.

Alternativ zu Gittern können bei regelmäßigen Leiten der Triebe gut horizontale Drahtbespannungen im Abstand von ca. 30-40 cm Verwendung finden.

Haftscheibenranker Kletterhilfen im Normalfall nicht notwendig. Als Zusatzsicherung bei nicht ausreichend tragfähigem Untergrund empfiehlt sich waagerechte Drahtbespannung in Abständen von ca. 60-100 cm. Für selbstklimmenden Bewuchs sollte auf schlecht Haftscheiben bildende Formen (2-5 Rankenästchen) von Parthenocissus quinquefolia verzichtet werden.
Blattstielranker Gitterartige Strukturen. Gut bewährt haben sich Gitterweiten von ca. 5 cm. Empfehlenswerter Wandabstand in diesem Falle ca. 10 cm. Gitterweiten von ca. 15 cm sollten nicht überschritten werden, Konstruktionen mit Weiten von ca. 10-15 cm sind dann akzeptabel, wenn deren Wandabstände bei ca. 5 cm liegen und die Pflanzen im Zwischenraum von Konstruktion und Wandoberfläche gezogen werden.

Ausnahme: Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba), die zu starkes Dickenwachstum der Trieb besitzt. Empfehlenswerter Maximaldurchmesser von Stäben, Latten, Seilen etc. je nach Art zwischen ca. 0,7 und ca. 1,2 cm.

Hinweise zu idealen Gitterweiten und Maximaldurchmessern von Kletterhilfen geben die artspezifischen Blattabstände und Blattstiellängen. Alternativ zu Gittern ist bei regelmäßigem Aufbinden horizontale Drahtverspannung in Abständen von ca. 15 (-30) cm möglich. Für stark rankende Arten (Clematis montana, Clematis vitalba) sind auch senkrechte Spanndrähte mit Querverbindungen (Abstand ca. 100-200 cm) als Abrutschsicherung geeignet.
Wurzelkletterer Kletterhilfen in vielen Fällen nicht erforderlich. Als Zusatzsicherung empfiehlt sich je nach Sachlage punktuelle Verankerung oder waagerechte Drahtbespannung in Abständen von ca. 60-100 cm.
Spreizklimmer Bevorzugt horizontale Ausrichtung. Geeignet sind Latten, Stäbe, Drahtbespannung. Empfehlenswerter Abstand untereinander ca. 40 cm. Mindestabstand zur Wand ca. 15 cm. Bei Verwendung von gitterartigen Strukturen sollten Gitterweiten von ca. 50 cm nicht unterschritten werden. Erfolgt Kultur der Pflanzen auf Außenseite der Konstruktion und Aufbinden der Triebe, so ist der Wandabstand auf ca. 5 cm reduzierbar.



Literaturhinweis

Fassaden begrünen in Neustadter Heft Nr. 60. Bezug, e-mail: neustadterhefte@dlr.rlp.de

Quelle

Bay. Landesverband für Gartenbau und Landespflege (Hrsg.): Fassaden erfolgreich begrünen, München


Weblinks

http://www.gartenakademie.rlp.de Werner Ollig, Gartenakademie Rheinland-Pfalz