Kennzahlen und Auswertung

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Kennzahlen zur Beurteilung des Unternehmens

Bedingt durch die Orientierung der steuerlichen Buchführung sind der Unternehmensleitung vor allem Kennzahlen zur Beurteilung des Unternehmens bekannt. Eine zentrale Größe ist hierbei der Gewinn, der als Erfolgsgröße des Unternehmens zur Bemessung der Einkommenssteuer herangezogen wird. Die Ableitung und Bedeutung von Kennzahlen zur Beurteilung des Erfolges wird deshalb zunächst für einige Unternehmenskennzahlen dargestellt. Die Berechnungen beziehen sich auf die Werte des ab Seite 11 abgedruckten Erhebungsbogens. Zur Verdeutlichung, welche Werte des Erhebungsbogens im jeweiligen Schritt der Berechnung verwendet werden, ist in den Rechenbeispielen die „Indexnummer“ aus dem Erhebungsbogen mit aufgeführt.

Im weiteren wird dem Unternehmen neben den betrieblich bedingten Erträgen und Aufwendungen zusätzlich der Finanzbereich, beispielsweise die Kapitalanlage bei Banken oder anderen Unternehmen, die Vermietung und Verpachtung von Vermögenswerten aber auch die Kapitalbeschaffung durch Kreditaufnahme sowie die Anmietung und Pacht von Produktionsmitteln zugerechnet. Unter Einbezug dieser Erträge und Aufwendungen ergeben sich die in Abbildung 10 dargestellten Erfolgskennzahlen für das Unternehmen.

- Unternehmensertrag
- Unternehmensaufwand
- Gewinn
- Eigenkapitalveränderung
- CashFlow
- Zinsertrag des Eigenkapitals
- Unternehmergewinn
- Vermögen und Kapitalstruktur
- Investitionstätigkeit

Unterscheidung zwischen Betrieb und Unternehmen

Die Kennzahlen zur Beurteilung des unternehmerischen Erfolges werden vom Finanzbereich des Unternehmens beeinflusst, denn Erträge aus Kapitalanlagen oder Zinszahlungen für im Unternehmen gebundenes Fremdkapital beeinflussen den Unternehmensertrag bzw. den Unternehmensaufwand. Soll nun die Leistungsfähigkeit der gärtnerischen Produktion in zwei Produktionsbetrieben miteinander verglichen werden, so sind diese Kennwerte (z.B. der Gewinn) für den Vergleich ungeeignet. Auch wenn durch die eigentliche gärtnerische Leistungserstellung in zwei Gärtnereien der gleiche Ertrag erzielt wird, können diese z.B. wegen unterschiedlicher Belastung mit Fremdkapital verschiedene Gewinne aufweisen. Das überwiegend mit Fremdkapital finanzierte Unternehmen zeigt einen geringeren, das vorwiegend mit Eigenkapital finanzierte Unternehmen einen höheren Gewinn, auch wenn im Bereich der Leistungserstellung gleiche Ergebnisse erzielt wurden.

Dieser Zusammenhang soll an einem Zahlenbeispiel verdeutlicht werden.

Fall A Fall B
Bare Erträge (Umsatz) 582.000 € 582.000 €
Unbare Erträge (Bestands- u. Vorratsmehrungen) + 6.000 € 6.000 €
Ertrag aus Finanzvermögen + - € 1.000 €
Sonstiger und neutraler Ertrag + - € 2.000 €
Unternehmensertrag = 588.000 € 591.000 €
Unternehmensaufwand - 467.900 € 467.900 €
Zinsaufwand - - € 19.600 €
Aufwand Mieten und Pachten * - - € 5.500 €
Neutraler Aufwand - - € 3.000 €
Gewinn = 120.100 € 95.000 €
  • Zahl weicht von den Werten des Beispielsbetriebes ab

Wird das Unternehmensergebnis der Unternehmen A und B auf der Basis des erzielten Gewinns verglichen, so war das Jahresergebnis von Unternehmen A mit einem deutlich höheren Gewinn besser als von Unternehmen B. Dieser Vergleich der Gewinne sagt aber nichts über die Wirtschaftlichkeit in der Leistungserstellung der Betriebe aus, die in diesem Beispiel genau gleich ist. Die beiden Gärtnereien erzielen aus der produktiven Tätigkeit genau den gleichen Ertrag. Auch der Einsatz an Produktionsmitteln zur Erreichung dieses Ertrages ist völlig identisch. Die unterschiedlichen Gewinne ergeben sich zum Teil aus der unterschiedlichen Finanzierungsstruktur. Während A 100% Eigenkapital einsetzt und keine Zinsen für Fremdkapital zu zahlen hat, kommt der niedrigere Gewinn von B durch die Zahlung von Zinsen für das Fremdkapital zustande. Daneben wird der Gewinn von den neutralen Erträgen, Zinserträgen und Erträgen aus Mieten und Pachten sowie ebensolchen Aufwendungen beeinflusst.

Oben wurde gefragt, ob die Unterscheidung von Betrieb und Unternehmen bei den kleinen und mittleren Einzelunternehmen im Gartenbau überhaupt sinnvoll ist. Wegen der soeben dargestellten Einflüsse der Finanzierungsstruktur auf die Kennzahlen des Unternehmens ist diese Frage mit JA zu beantworten, denn die Unterscheidung von Betrieb und Unternehmen ist immer dann notwendig, wenn die Leistung von Betrieben verglichen werden soll. Um Betriebe miteinander vergleichen zu können, müssen die Auswirkungen unterschiedlicher Finanzierungsstrukturen eliminiert werden. Ein Vergleich muss sich deshalb auf die Gegenüberstellung von Erträgen und Aufwendungen beschränken, die ursächlich mit der Produktion, der Handelstätigkeit oder den Dienstleistungen zu tun haben. Daher ist die Definition von speziellen Kennzahlen notwendig, welche sich auf den Bereich der gärtnerischen Leistungserstellung bzw. auf den Betrieb beschränken.

Beurteilung des Betriebes

Wegen der genannten Schwierigkeiten beim Vergleich von Unternehmenskennzahlen werden vom Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V. betriebliche Kennzahlen berechnet, die den Vergleich der Jahresabschlüsse von Betrieben unabhängig von deren Finanzierungs- und Eigentumsstrukturen ermöglichen. Wichtige Erfolgskennzahlen sind der Betriebsertrag, das Betriebseinkommen und der Reinertrag.


Kennzahlen zur Beurteilung des Betriebes

- Betriebsertrag
-  Bereinigter Betriebsertrag
- Roheinkommen
- Betriebseinkommen
- Reinertrag
- Reinertragsdifferenz
- Rentabilitätskoeffizient
- Kapitalkoeffizient



Quelle

Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V. (2007): Kennzahlen für den Betriebsvergleich im Gartenbau. Hannover.