Johannisbeeren

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Johannisbeeren
Ribes spp.
Rote Johannisbeere Spätlese.JPG
Rote Johannisbeere
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung Steinbrechartige
Saxifragales
Familie Stachelbeergewächse
Grossulariaceae
Gattung Johannisbeeren
Ribes

Johannisbeeren (Ribes spp.), insbesondere die Roten, sind eine beliebte, weil einfach zu kultivierende Gartenfrucht. Sie gedeihen auf fast allen Böden und Standorten und belohnen den Gartenfreund mit regelmässigen Ernten. Im Erwerbsanbau haben nur die rot- und schwarzfrüchtigen Sorten eine Bedeutung und so werden weißfrüchtige Johannisbeersorten in der Regel nur in Gärten angebaut. Rote und Weiße Johannisbeeren stammen von den europäischen Sorten Ribes rubrum, Ribes vulgare, Ribes petraeum und Ribes multiflorum ab. Die Schwarzen Johannisbeeren hingegen stammen von Ribes nigrum ab. Die Goldjohannisbeere (Ribes aureum) stammt ursprünglich aus Amerika und dient für Johannis- und Stachelbeeren als Unterlage für die Veredelungvon Fuß- und Hochstämmchen.

Wachstums- und Fruchtungsverhalten

Botanisch gesehen gehören Johannis- und Stachelbeeren zu den Sträuchern, d. h. sie verzweigen sich unmittelbar an der Basis (Wurzelstock). Sie tragen alle die besten Qualitäten am einjährigen Holz, woraus sich notwendigerweise ein stärkerer Umtrieb ableitet. Alle 3-5 Jahre sollten die Tragäste ersetzt werden, um neue Bodentriebe nachzuziehen. Damit sind immer kräftige einjährige Ruten vorhanden, denn mit zunehmendem Alter werden die Triebe immer kürzer und schwächer, und dementsprechend auch die Fruchtqualität. Ansonsten sind die selbstfruchtbaren Johannisbeeren am jungen Holz sehr fruchtbar, über einen Mangel an Früchten kann man sich auch unter extremen Umständen (z. B. Frost) in der Regel nicht beklagen. Rote und weiße Johannisbeeren sowie Stachelbeeren fruchten am ein- und mehrjährigen Holz, schwarze Johannisbeeren tragen ausschließlich am einjährigen Holz Früchte. Die beste Fruchtqualität wird jedoch auch bei roten und weißen Johannis- und Stachelbeeren am einjährigen Fruchtholz erzielt.

Verrieseln

Unter "Verrieseln" versteht man das Abfallen einzelner Blüten, besonders im unteren Drittel des Stiels. Die Ursachen hierfür sind vielfältig:

  • Unzureichende Bestäubung durch Insekten
  • Ungünstige Witterung (kühl-feucht, Frost oder Trockenheit) um die Blüte
  • Anfällige Sorten, wie z. B. `Jonkher van Tets`
  • Fehlender oder zu schwacher Schnitt

Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Verrieselung zu reduzieren, z. B. durch die richtige Wahl verrieselungsfester Sorten wie `Rovada` etc.. Darüber hinaus spielt auch der Schnitt eine entscheidende Rolle: so hat man festgestellt, dass an kräftig geschnittenen Büschen mit gut ernährtem, jungem Fruchtholz eine deutlich geringere Neigung zur Verrieselung besteht. Deshalb sollte man Jonannisbeeren auch jährlich kräftig zurückschneiden. Beim Schneiden der Johannisbeeren hat sich doch einiges verändert in den letzten Jahren. Das liegt zum einen an den Sorten, vielmehr jedoch an den veränderten Erziehungsformen. Neben der früher üblichen Buscherziehung hat sich heute vielerorts auch die Spindelerziehung sowie als Weiterentwicklung derselben die 2- bzw. 3-Asthecke entwickelt. Mitunter sind auch noch auf stammbildende Unterlagen veredelte Halb- bzw. Hochstämmchen zu finden. Da die Nachteile hier jedoch überwiegen (eine Verjüngung aus Bodentrieben ist nicht möglich), haben sie keine große Bedeutung mehr.

Standort

Da Johannisbeeren sehr flach wurzeln, stellen sie keine hohen Ansprüche an die Bodengründigkeit. Umso wichtiger ist deshalb die Beschaffenheit der Bodenoberschicht. Der Boden sollte gut durchlüftet und locker sein. Auch der Wassergehalt spielt bis zur Reifezeit eine entscheidende Rolle. Der Humus- und Nährstoffgehalt sollte recht hoch sein. Johannisbeeren bevorzugen einen schwach-sauren Boden. Winterkälte wird außerhalb während der Blütezeit gut vertragen. Die Blüten sollten keinen tiefen Temperaturen ausgesetzt werden. Spätfröste können jedoch zu Totalausfällen führen.
Für den Anbau sollte eine sonnige bis halbschattige Lage gewählt werden. Gebiete mit häufigen Spätfrösten sind zu vermeiden.

Schnitt

Grundsätzlich gilt bei Johannisbeeren folgende Regel: Je stärker der Winterschnitt, desto besser sind Traubenlänge und Beerengröße und damit auch die Pflückleistung. Darüber hinaus fördert ein starker Fruchtholzschnitt das Wachstum und bildet die Grundlage für ausreichend neues einjähriges Fruchtholz und für eine gute Regeneration.

Johannisbeerbüsche

Die wichtigste Maßnahme bei der Buscherziehung ist ein kontinuierlicher Umtrieb des Fruchtholzes. Deshalb ist ein jährlicher Schnitt notwendig, um ältere, abgetragene Triebe gegen junge Bodentriebe auszutauschen, da sonst die Qualität spürbar leidet. Pro Busch belässt man ca. 8-10 Triebe, bei starkwachsenden Sorten (z. B. Heinemann`s Spätlese, Rovada) könnten es auch mehr sein, was aber zu Lasten einer guten Beerntbarkeit geht. Weiterhin sollte man darauf achten, dass die Büsche nicht auseinanderfallen und die Triebe unter der Last der Früchte auf dem Boden liegen. Sorten mit geringerer Statik (z. B. Red Lake) sollten deshalb regelmäßig jährlich um 1/3 zurückgeschnitten werden. Grundsätzlich sollten bei einem Johannisbeerbusch immer ein ausgewogener Anteil an 1-, 2-, 3- und mehrjährigen Trieben vorhanden sein, wobei die schönsten Früchte immer am 1-jährigen Holz hängen. Buschpflanzungen werden im Abstand von 3 x 1 m gepflanzt und finden haupsächlich bei schwarzen Johannisbeeren Verwendung.

Spindelerziehung

Die Erziehung zur Johannisbeerspindel, bzw. als Hecke (2-, 3-Trieber) ist zu Beginn etwas aufwändiger. Nach dem Pflanzen müssen die „Stämme“ (Stammhöhe 50-60 cm) mehrmals an der Basis aufgeputzt werden. Ganz wichtig ist das konsequente Anheften des Leittriebes, nur so ist ein aufrechtes „baumartiges“ Wachstum möglich. Spätestens im dritten Standjahr ist ein intensiver Schnitt nötig, damit möglichst viele gute Früchte am einjährigen Holz geerntet werden können. Denn dort hängen die dicksten Beeren an den längsten Trauben mit der geringsten Anfälligkeit für das Verrieseln. Beim Winterschnitt lässt man pro Achse sechs bis acht einjährige Fruchttriebe stehen, alles andere wird weggeschnitten. Hierbei sollte man den unterschiedlichen Sortenansprüchen gerecht werden.

Sorte optimale Trieblängen
5 - 15 cm 20 - 30 cm 30 - 50 cm
'Jonkher van Tets' XX
'Red Lake', 'Rolan', 'Roodneus', 'Detvan' XX
'Rovada', 'Rotet', 'Rosetta', 'Tatran', 'Rubigo' XX
Schwarze Johannisbeeren XX

Spindel und Mehrtrieber am Drahtrahmen

Sowohl Rote Johannisbeeren als auch Stachelbeeren können grundsätzlich als Spindel am Drahtrahmen erzogen werden. Bei der eintriebigen Erziehung (Spindelerziehung) wird auf 30-35 cm Pflanzabstand gepflanzt, bei der zwei- oder dreitriebigen Erziehung (Heckenerziehung) auf 60 - 75 cm.

Das Grundgerüst für die Erziehung ist ein Drahtrahmen, der leicht zu bauen ist. (siehe Abbildung 1+2). Pfähle: 8/10 -er Zopfstärke Pfahlabstand: 5-6 m Drähte: 2 Drähte in 0,60 + 1,5 m Höhe, dazwischen werden Tonkinstäbe (Bambus) mit Klammern befestigt (zum Fixieren des Leittriebes). Bei der Heckenerziehung kann man alternativ zu den Tonkinstäben auch 4 Drähte spannen.

Schnittzeitpunkt

Bei stark wachsenden und frühreifenden Sorten ist vor bzw. nach der Ernte ein Sommerschnitt sinnvoll. Dabei werden nicht benötigte und zu lange Triebe entfernt. Dadurch werden die Beeren und die verbliebenen Knospen besser belichtet. Die restlichen Schnitt- bzw. Formierungsarbeiten können direkt nach der Ernte bzw. bis Januar ausgeführt werden. Zur Schnitttechnik: Anders als beim Apfel, wo in der Regel auf Astring geschnitten wird, belässt man bei den Strauchbeeren einen kleinen Zapfen (ca 1-2 cm). Durch den regelmäßig starken Verjüngungsschnitt entwickeln sich aus diesen Stummeln wiederum kräftige einjährige Triebe, welche im Folgejahr das Fruchtholz bilden können. Unbedingt sollte rechtzeitig mit dem Nachziehen eines neuen Bodentriebes zur Erneuerung der Mittelachse begonnen werden. Meistens werden drei Jahre für den Aufbau eines neuen Mitteltriebes benötigt. Häufig geht die Triebleistung der alten Mittelachse nach dem fünften oder sechsten Jahr stark zurück. Somit muss im dritten bzw. spätestens im vierten Laub mit dem Nachziehen begonnen werden, damit danach die Bodentriebe ausgewechselt werden können. Alle überschüssigen Bodentriebe müssen gegebenenfalls mehrfach jährlich durch ausbrechen entfernt werden.

Sorten

Johannisbeersorten müssen je nach Anforderung (Frischmarkt, Handernte oder maschinelle Verarbeitung) verschiedene Kriterien erfüllen.

  • Handpflücke (Frischmarkt): langtraubig, gut pflückbar (Stiellänge > 2 cm), großfrüchtig und geschmackvoll, wenig verrieselnd
  • Verarbeitungsindustrie: entscheidener Faktor ist der Zucker- und Säuregehalt
  • Handernte bzw. maschinelle Ernte: hoher Ertrag, Platzfestigkeit, Transportfestigkeit, gleichmäßige Reife (Einzeltraube und Strauch), robust gegen Erkrankungen (insbesondere Mehltau, Rost, Milben)

Rote Sorten

Sorte Reifezeitpunkt Beerengröße Fruchtfarbe Traubenlänge Ertrag Geschmack Wuchs Anfällig für Eignung für den Hausgarten Sonstiges
Jonkher van Tets sehr früh groß mittelrot mittel mittel sehr gut (feinsäuerlich, wohlschmeckend) stark (steil) Verrieseln, dünne Fruchthaut, deshalb etwas regenanfällig geeignet hauptsächlich für Handpflücke, im Erwerbsanbau und im Hausgarten gleichermaßen bedeutend, für Heckenerziehung geeignet
Red Lake mittelfrüh mittel mittel- bis dunkelrot mittellang hoch sehr gut (aromatisch) gering Mehltau, Verrieseln, empfindlich für Blütenfrost geeignet platzfest
Rolan mittelfrüh groß hellrot mittellang hoch gut mittelstark Verrieseln
Rotet mittelspät groß mittelrot glänzend lang mittelhoch etwas säuerlich stark (aufrecht) empfindlich für Blütenfrost, geringe Verrieselungsneigung geeignet bewährte Sorte im Hausgarten und Erwerbsanbau
Augustus sehr spät mittel mittelrot lang hoch sauer gering Verrieseln
Roodneus sehr spät mittel dunkelrot sehr lang sehr hoch sauer sehr stark (steil) empfindlich für Blütenfrost
Tatran spät groß mittelrot sehr lang hoch gut mittelstark
Rovada spät groß mittelrot glänzend sehr lang sehr hoch mittel bis gut mittelstark mittlere Verrieselungsneigung geeignet Hauptsorte im späten Reifesegment als Tafelware, lange schwere Fruchtstände
Heinemanns Rote Spätlese sehr spät mittel bis klein hellrot lang hoch sauer mittel Colletotrichum-Fruchtfäule geeignet ältere Sorte für den späten Reifebereich
Detvan mittelfrüh mittelgroß mittelrot lang sehr hoch gut stark Verrieseln geeignet sehr gut für Heckenerziehung geeignet
Koral sehr gut (süß) mittel bis gering versuchsweise für den Hausgarten

Weiße Sorten

Sorte Reifezeitpunkt Beerengröße Fruchtfarbe Traubenlänge Ertrag Geschmack Wuchs Anfällig für Eignung für den Hausgarten Sonstiges
Zitavia früh groß gelblich - weiß sehr lang mittel gut stark Verrieseln im Erwerbsanbau nur geringe Bedeutung
Vit Jätte (Weiße Jätte) mittelfrüh mittelgroß bis sehr groß gelb kurz bis mittellang hohes Ertragspotential sehr gut (mild und süß) mittelstark Verrieselungsneigung gering bis mittel geeignet es liegen wenige Anbauerfahrungen vor, für Hausgarten und Direktvermarktung interessant, schwer erhältliche Sorte

Schwarze Sorten

Sorte Reifezeitpunkt Beerengröße Fruchtfarbe Traubenlänge Ertrag Geschmack Wuchs Anfällig für Eignung für den Hausgarten Sonstiges
Tenah mittel bis früh mittel bis groß schwarz lang mittel gut (typisches Aroma) stark Mehltau, Blattfall, Verrieselungsneigung gering bis mittel weniger geeignet Hauptsorte im Erwerbsanbau, auch für Heckenerziehung geeignet, gut pflückbar, einheitliche Abreife
Titania mittelfrüh groß schwarz kurz mittel gut stark hauptsächlich für die Verarbeitungsindustrie, robust gegen Mehltau
Ometa mittelfrüh mittelgroß glänzend schwarz mittellang gering sehr gut (süß, mild, aromatisch) mittelstark bis stark (aufrecht) Verrieselungsneigung mittelhoch geeignet für Heckenerziehung geeignet, geschmacklich eine der besten Schwarzen Johannisbeeren
Ceres früh groß schwarz sehr lang mittel (wenig Aroma) schwach bis mittelstark geeignet robuste Sorte für den Hausgarten, Heckenanbau ist möglich

Quelle

  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold (2002): Zander - Handwörterbuch der Pflanzennamen. Verlag Eugen Ulmer. Stuttgart. ISBN 3-8001-3573-6