Hydrokultur

Aus Hortipendium
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Die Kultur von Zimmerpflanzen ohne Erde wird für den Pflanzenliebhaber immer interessanter. Fälschlicherweise glaubt man, dass Hydrokultur eine Erfindung der letzten Jahre sei. In Wirklichkeit ist die erdelose Kultur von Pflanzen schon Jahrhunderte alt, auch wenn sie heute entsprechend abgewandelt worden ist. Ob man diese Kulturmethode nun Wasserkultur, Hydrokultur oder erdlose Kultur nennen will, ist im Grunde unwichtig.

Objektiv betrachtet besteht eine Pflanze zu über 90 % aus Wasser. Bekanntlich nimmt keine Pflanze Erde auf, sondern entzieht ihr lediglich die aus der organischen Substanz umgewandelten Nährstoffe. Außerdem dient Erde in erster Linie den Pflanzen zur Verankerung im Boden, als Träger der unentbehrlichen Feuchtigkeit und als eine Art Atemfilter, der den Wurzeln Sauerstoff zuführt, sowie von ihnen abgegebenes Kohlendioxyd und sonstige Wurzelausscheidungen aufnimmt, neutralisiert oder weiterleitet. Infolgedessen ist Erde im herkömmlichen Sinne für die Kultur von Pflanzen nicht unbedingt notwendig. Sie kann von anderen Stoffen ersetzt werden. Wenn man der Pflanze ihren gewohnten Wurzelgrund, die Erde, wegnimmt, ist klar, dass den dafür gebotenen Ersatzstoffen eine besondere Bedeutung zukommt. Folgende Eigenschaften müssen diese Stoffe, die sogenannten Füllsubstrate erfüllen:

  • Sie müssen physiologisch neutral sein, d. h., es dürfen keinerlei Bestandteile enthalten sein, die von den chemischen Substanzen der Nährlösung oder von Wurzelausscheidungen angegriffen werden und auf diese Weise die chemische Zusammensetzung der Nährlösung verändern.
  • Sie dürfen nicht faulen.
  • Sie müssen strukturstabil sein.
  • Sie dürfen Wurzelform und Wurzelwachstum nicht behindern.


Lecaton oder Blähton werden als Füllsubstrat in Hydrogefäßen für den Wohnbereich eingesetzt. Dabei verlangt die Nährlösung als wirkliches Lebenselement der Hydropflanzen große Aufmerksamkeit. Wasser ist ein Kapitel für sich. Bei Gefäßen, die im Handel fertig mit Pflanze und Substrat erworben werden, ist der pH-Wert, der sich in der Regel zwischen pH 5,5 und pH 6,5 bewegt, für die folgenden 5-6 Monate bereits eingestellt. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Konzentration der Nährlösung. Halbjährlich sollte man das Wasser der Gefäße wechseln und somit auch für eine erneute Einstellung der Nährlösung sorgen. Gut geeignet für eine regelmäßige Versorgung der Pflanzen sind sogenannte Depotdünger auf Ionenaustauschbasis wie z. B. Lewatite HD 5, die überall in Fachgeschäften erhältlich sind. Diese Dünger sind mit Nährstoffen beladen, wie sie für die nächsten 6 Monate für die Pflanzenernährung erforderlich sind.

Der Wasserstandsanzeiger sollte sich immer zwischen Maximum und Minimum bewegen, was besonders in den Wintermonaten zu beachten ist. Die Gefäße sollten nie randvoll aufgefüllt werden, da dies der sichere Tod der meisten Pflanzen wäre, weil der Sauerstoff aus dem Wurzelbereich verdrängt wird, die Wurzeln absterben und in Fäulnis übergehen. Wichtigste Voraussetzung für das spätere Gedeihen der Hydrokultur ist die Auswahl der Pflanzen. Grundsätzlich eignen sich alle gängigen Grünpflanzen, Blütenpflanzen und sogar Kakteen für diese Kulturart. Bevor man sich ein Gefäß anschafft, sollte man jedoch Standort, Licht und Temperatur in jedem Fall berücksichtigen und dementsprechend die Pflanzenauswahl treffen. Die meisten Pflanzenschutzprobleme, die sich aber sehr oft als Kulturfehler erweisen, entstehen durch das Nichterfüllen der zuvor genannten Ansprüche.


Quellen

Gartenakademie Rheinland-Pfalz