Himbeeren im Hausgarten

Aus Hortipendium
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Himbeere
Rubus idaeus
Reife Himbeere.jpg
Reife Himbeere
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung Rosenartige
Rosales
Familie Rosengewächse
Rosaceae
Gattung Rubus

Himbeeren (Rubus idaeus) sind neben der Erdbeere die edelsten und geschmackvollsten Gartenfrüchte. Dennoch, viele Fehlschläge und Misserfolge bei der Kultur haben dazu geführt, dass viele Gartenliebhaber entweder ganz auf den Anbau von Himbeeren verzichten oder die Pflanzen in irgendeine sonst nicht benötigte Ecke des Gartens pflanzen und sich mit den mehr oder minder ausgeprägten Kümmererträgen zufrieden geben. Gerade dies ist aber der falsche Weg. Himbeeren aus eigenem Anbau machen nur dann Freude, wenn man sich etwas mehr mit dieser Kultur befasst.

Standort

Entscheidend ist schon die Standortwahl, denn es muss nicht sein, dass eine auch als Wildpflanze verbreitete Gattung als Kulturart Probleme bereitet. Es gibt Unterschiede zwischen der Wildform und unseren teilweise hochgezüchteten Kultursorten. Aber bezüglich der Grundbedürfnisse geben diese natürlichen Standorte viele Anhaltspunkte, die wir auch bei der heute oft ausgefeilten Anbautechnik nutzen können. Wildhimbeeren sind Pflanzen der Waldränder und der Waldlichtung. Das heißt, schon von Natur aus lieben sie möglichst tiefgründige und vor allem humose Böden mit einer ausgeglichenen Wasserversorgung. Wer voreilig zu dem Schluss kommt, Himbeeren sind Waldpflanzen – also brauchen sie Schatten – irrt. Auch an ihrem natürlichen Standort im Wald kommen sie nur dort vor, wo ausreichend Licht einfällt. Am schattigen Standort gepflanzt, lässt die vegetative und generative Leistung dieser Kultur stark nach. Gleiches trifft zu, wenn ihre Entwicklung durch Fremdpflanzen oder Unkräuter gestört wird. Verunkrautung stört die Entwicklung und fördert die Ausbreitung vor allem der gefürcheteten Rutenkrankheiten.
Schon vor der Pflanzung, bei der Vorbereitung der Flächen gilt es also, die speziellen Bedürfnisse zu beachten. Himbeeren lieben wie bereits genannt tiefgründige, humose Böden mit einem pH-Wert zwischen 5 und 6,5, die eine gleichmäßige Wasserversorgung bei möglichst hohem Luftvolumen im Boden gewährleisten. Ein Hauptübel sind Bodenverdichtungen, die unter Umständen die Wasserzirkulation zwischen der Bodenoberfläche und dem Untergrund sperren. Bei großen Regenereignissen oder durch den Gießvorgang kann es bei derartigen Böden leicht zu 'Nässestaus' kommen, der gerade bei dieser Kultur eine rasche Ausbreitung von Wurzel- und Rutenkrankheiten zur Folge haben kann. Versuchen Sie schon bei der Vorbereitung der Pflanzflächen zumindest den späteren Wurzelbereich so tief zu lockern, dass eventuelle Verdichtungshorizonte durchbrochen werden. Vorteilhaft wirkt es sich zusätzlich aus, wenn die Pflanzung auf einem Hügelbeet vorgesehen wird. Hierzu reicht es aus, einen etwa 80 cm breiten Pflanzstreifen mit humoser Erde zu einem 30- 40 cm hohen Hügel aufzufüllen.


Auswahl des Pflanzgutes

Auf Pflanzgutaustausch, der gerade unter Hobbygärtnern oftmals üblich ist, sollte im Fall der Himbeere verzichtet werden. Himbeeren bauen verhältnismäßig schnell ab und in der Regel sind fast alle älteren Bestände mehr oder minder stark von gefürchteten Pilz- und Viruskrankheiten befallen, die zum Teil bei der Pflanzung noch nicht einmal sichtbar sind, aber letztendlich den Gesamterfolg von Anbeginn in Frage stellen. Verwenden Sie bei der Neuanlage nur Qualitätspflanzgut aus anerkannten Markenbaumschulen. Nur diese bietet weitgehende Sicherheit bezüglich der Sortenechtheit und des Gesundheitszustandes. Teilweise wird heute bereits 'Pflanzgut aus Meristemvermehrungen' angeboten, das im Preis höher liegt. Der Preis zahlt sich aber schon nach wenigen Jahren aus. Auf bestimmte Sortenkombinationen, wie sie bei verschiedenen anderen Obstarten aus Befruchtungsgründen wichtig ist, brauchen Sie bei Himbeeren keine Rücksicht zu nehmen, denn Himbeeren sind Selbstbefruchter.

Sortenwahl

Herbsthimbeere Polka

Wer die einschlägigen Kataloge oder die Fachliteratur durchsieht, wird erstaunt sein über die Größe des angebotenen Himbeersortiments. Bedenken Sie aber, dass die weitaus größte Zahl der Sorten auf die Bedürfnisse und Forderungen des 'Erwerbsanbaues' ausgerichtet ist, die nicht unbedingt mit den Wünschen des Hobbygärtners übereinstimmen müssen. Der Erwerbsanbau fordert hohe Ertragsleistung, leichte Beerntung (mit möglichst wenigen Erntegängen) sowie gute Lager- und Transportfähigkeit der Früchte. Im Hobbybereich stehen andere Forderungen an die Sorte im Vordergrund: An erster Stelle 'Geschmack der Frucht'. Es folgen Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge, Eignung der Sorte zum Frischverzehr und zum Frosten, die Ernteperiode über eine möglichst lange Zeitspanne verteilt, und leichte 'Pflege' der Sorte. Wenn wir das heutige Sortenangebot aus diesen Gesichtspunkten betrachten, bleiben für den Hobbygärtner nur noch wenige Sorten übrig. Für diesen Bereich werden folgende Sorten empfohlen.

Himbeere Schönemann
Sommerhimbeeren
frühe Sorten 'Malling Promise', 'Malling Exploit', 'Elida'
mittelfrühe Sorten 'Willamette', 'Himbostar', 'Zefa II', 'Rubaca', 'Meeker', 'Rusilva'
späte Sorten 'Schönemann', 'Glen Ample', 'Sanibelle', 'Weirula'
virustolerante Sorten 'Meeker', 'Rutrago', 'Rumiloba'


Remontierende Sorten
Herbsthimbeeren 'Zefa Herbsternte', 'Autumn Bliss', 'Heritage'

Sortenempfehlung

Sorte Reifezeit Merkmale
'Elida' Anfang Juni mittelgroße, süß-aromatische hellrote Früchte
'Glen Ample' Mitte Juni großfrüchtige, aromatische, stabile Früchte
'Schönemann Typ Meyer' Ende Juni großfrüchtig, mit sehr gutem Geschmack
'Autumn Bliss' Mitte Juli Herbsthimbeere,Früchte am Neutrieb bis zum ersten Frost

Düngung

Bezüglich ihrer Düngeransprüche sind Himbeeren recht bescheiden. Wichtig ist grundsätzlich nur, dass chloridfreie Dünger Verwendung finden. Ausgehend von unseren heute handelsüblichen Volldüngern, reichen 5 kg/ar für eine Vegetationsperiode vollkommen aus. Die Düngung sollte möglichst in zwei Gaben (April zur Ertragssicherung und Juni für den Knospenansatz des Folgejahres) erfolgen. Das heißt, es wird jeweils 50 g Volldünger je m2 verabreicht. Verzichten Sie auf eine Kalkung, denn hohe Kalkgehalte behindern die Wuchs- und Ertragsleistung.

Pflanzung

Himbeere Tulameen im V-System

In den meisten Fällen werden Himbeeren als mehrjährige Kultur zu dicht gepflanzt. die Pflanzabstände richten sich nach dem vorgesehenen Anbausystem. Wird das Reihensystem bevorzugt, reicht ein Reihenabstand von 1,25 m aus. Bevorzugt man im Kleingarten das V-System, sollten 1,50 m eingeplant werden. Der Abstand zwischen den Pflanzen beträgt in beiden Fällen 0,50 m. Für den Kleingartenbereich bietet das V-System zweifellos gewisse Vorteile, die nicht unterschätzt werden sollten. Wir haben hier die Möglichkeit, einen lichten Stand zu gewährleisten, wenn die Zahl der verbleibenden Ruten je laufenden Meter und Arm 4-5 nicht übersteigt. Ferner kann die Auswahl der nötigen 'Neuruten' für das Folgejahr wesentlich einfacher und schonender erfolgen, was auch im Zusammenhang mit der 'Gesunderhaltung' des Bestands eine wesentliche Rolle spielt. Die Pflanzung sollte möglichst im August bis Oktober erfolgen. Die Pflanzen sind dann noch in der Lage, vor Eintritt des Winters mit der Wurzelbildung zu beginnen, was den Start im Folgejahr erheblich erleichtert. Himbeeren bilden bei Temperaturen über 0°C noch neue Wurzeln. Beim Pflanzenschnitt gilt es, Wurzel- und Kronenverhältnis in einen ausgewogenen Zustand zu bringen. Zu lange und vor allem verletzte Wurzeln sind durch den Schnitt zu entfernen. Ferner sollten die Ruten auf 30 bis 50 cm zurückgeschnitten werden. Wichtig ist aus, dass niemals Pflanzen mit ausgetrockneten Wurzeln gepflanzt werden. Sollte dies der Fall sein, stellen Sie das Pflanzmaterial vor der Pflanzung zwei bis drei Stunden in Wasser. Beachten Sie bei der Erstanlage eines Himbeerbeetes auch die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzabstände. Sie betragen in Rheinland-Pfalz bei dieser Kultur 75 cm.

Pflege

Selbst wenn Vorbereitung, Anlage, Sortenwahl und Pflanzung optimal verliefen, kann der Erfolg einer Himbeerkultur erst dann erwartet werden, wenn auch die folgende Pflege stimmt. Wie bereits erwähnt, streben wir zunächst an, dass je nach 'Gerüst' 7 bis 8 bzw. 10 Ruten je lfm für das Folgejahr belassen werden. Was sich an 'zu viel' entwickelt, muss vorsichtig entfernt werden, d.h., über dem Grund abschneiden. Bei diesem Vorgang werden selbstverständlich alle schwachen Ruten entfernt, und es verbleiben nur die kräftigsten. Wichtig ist, dass dieser Eingriff bereits frühzeitig erfolgt, wenn die neuen Ruten etwa eine Höhe von 20 bis 30 cm haben. Unmittelbar nach der Aberntung der 'Ertragsruten' muss deren Rückschnitt bei den Sommerhimbeeren erfolgen. Auch sie werden möglichst tief entfernt. Die leider noch vielfach vertretene Meinung, diese sog. 'Ertragsruten' wären auch für den Ertrag des Folgejahres wichtig, ist irrig. Im Gegenteil, sie sind stets die Infektionsquellen für den Krankheitsbefall im Folgejahr. Herbsthimbeeren werden im Winter komplett bis ca. 3 cm über dem Boden zurückgeschnitten. Sie blühen und fruchten dann im nächsten Jahr an den neu gewachsenen Trieben.
Während der Vegetationsperiode können weitere Eingriffe erforderlich werden. Dies ist dann der Fall, wenn besonders stark wachsende Sorten zu kräftig werden. Es ist ohne größere Probleme möglich, das Längenwachstum dieser Sorten durch ein schlichtes 'Einstutzen' bei einer Wuchshöhe von ca. 2 m abzustoppen. Wie bereits erwähnt, sind Himbeeren besonders empfindlich gegen Nahrungskonkurrenten. Die Kultur muss also während der gesamten Vegetationsperiode weitgehend unkrautfrei gehalten werden. In Ermangelung geeigneter Unkrautbekämpfungsmittel geschieht dies im Hobbygarten manuell von Hand. Gerade bei diesen Arbeiten sollte aber peinlichst darauf geachtet werden, dass es nicht zu Verletzungen der jungen Ruten kommt. Es sollte stets bedacht werden, dass jede Verletzung eine Eintrittspforte für gefährliche Pilzkrankheiten werden kann. In erster Linie sind hier die gefürchteten Rutenkrankheiten zu erwähnen, die in vielen Fällen Hauptursache für das rasche 'unrentabel werden' sind. Da viele dieser Krankheiten auch mit der 'chemischen Keule' nur schwer beizukommen ist, hat die konsequente Beachtung dieses Punktes eine besondere Bedeutung. Für die Weiterkultur ist es ferner wichtig, die Pflanzen niemals 'austrocknen' zu lassen, denn Trockenheit wirkt sich genauso nachteilig aus wie Staunässe. Wie die Erfahrung zeigt, können wir auch bei guter Pflege davon ausgehen, dass die Lebensdauer einer Himbeeranlage nach etwa 10 – 12 Jahren erschöpft ist. Auch denn die Altanlage noch einen recht guten Eindruck hinterlässt, sollte aus diesen Altbeständen kein Pflanzgut mehr für die Anpflanzung einer Neuanlage verwendet werden. In den meisten Fällen sind die Sorten nach dieser Zeitspanne erschöpft. Für eine neue Pflanzung sollte neues, frisches Pflanzmaterial verwendet werden.

Quellen

Werner Ollig, Gartenakademie Rheinland-Pfalz