Gründüngung im Gemüsebau
In einer Zeit der zunehmenden Spezialisierung und Mechanisierung sowie immer weitergehender Einengung der Fruchtfolge erhält die Gründüngung eine zunehmende Bedeutung. Wo und wann soll man sie einsetzen? Was kann sie bewirken? Was bringt sie finanziell? Kann es zu Problemen bei Folgekulturen kommen? Leider gibt es dazu nur wenige Untersuchungen im Bereich Gemüsebau. Der Anbauer sollte wissen, welche Ergebnisse langjährige Gründüngungsversuche im Gemüsebau (evtl. auch im Ackerbau) brachten. Bevor wir Gründüngung praktizieren, sollten wir auch wissen, was sich dadurch im Boden an positiven oder auch negativen Effekten ergeben kann. Ebenso wie beim Anbau von Kopfsalat, Zwiebeln oder anderen Gemüsearten müssen wir auch hier die Kulturtechnik perfekt beherrschen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Forderungen an den Gründüngungsanbau
- 2 Pro und Kontra
- 3 Gemüseerträge
- 4 Ertragssicherheit
- 5 Krankheiten und Schädlingen
- 6 Unkrautselektion und Unkrautdruck
- 7 Humusgehalt - Erhöhung und Stabilisierung
- 8 Regenverdaulichkeit und Befahrbarkeit der Böden
- 9 Unterbodenerschließung und Beseitigung von leichten Verdichtungen
- 10 Stabilisierung der Bodenstruktur
- 11 Wasser- und Nährstoffhaltekraft, Nährstoffverfügbarkeit
- 12 Krümelstruktur und Verschlämmungsgefahr
- 13 Nitratauswaschung und Luftstickstoffbindung
- 14 Versuche
- 15 Quellen
- 16 Einzelnachweise
- 17 Auch in Hortipendium
Aus der zunehmenden Spezialiersierung des modernen Freilandgemüseanbaus ergaben sich auch Bodenprobleme die sich an folgendenen Punkten wie Selektion von Unkräutern und Schädlingen oder Beschädigungen der Bodenstruktur (Bodenverdichtung, Verschlechterung der Krümelstruktur) aufzeigen lassen. In Anbetracht dieser im Einzelfall schon bedenklichen Entwicklung besteht in zunehmendem Maße der Wunsch, durch den Anbau von Gründüngungskulturen den Boden gewissermaßen in einer "Kur" zu regenerieren oder aber vorbeugend belastbarer zu machen. Bei einem ordnungsgemäßen Gründüngungsanbau über mehrere Jahre hinweg sind positive Einflüsse zu erzielen.
Forderungen an den Gründüngungsanbau
- Die möglichen positiven aber auch negativen Auswirkungen einer Gründüngung klar vor Augen haben, Gründüngung gezielt anbauen.
- Die Kulturtechnik des Gründüngungsanbaus ebenso wie bei den Hauptkulturen beherrschen.
- In längeren Zeitabschnitten denken. Die Bodenfruchtbarkeit muss langfristig verbessert, bzw. erhalten werden.
- Die sonst überall angewandte Erfolgskontrolle muss auch den Einsatz der Gründüngung erfassen.
Pro und Kontra
Es gibt viele, theoretisch mögliche positive Auswirkungen von Gründüngungskulturen. Diese treten aber in der Praxis leider nicht automatisch im gewünschten Maße ein. Im Gegenteil, es sind sogar negative Effekte denkbar. Um unnötige Anstrengungen und Kosten zu vermeiden, sind die immer wieder vorkommenden Misserfolgsursachen im Folgenden aufgeführt.
Mögliche positive Einflüsse | Mögliche Gefahren |
---|---|
|
|
Es zeigt sich deutlich, dass der Erfolg einer Gründüngung von vielen Faktoren abhängt.
Gemüseerträge
Betrachtet man die verschiedenen Ergebnisse der Gründüngungsversuche im Gemüsebau, so waren langfristig etwa 3 bis 16 % Ertragssteigerung möglich. Zu welcher Gemüseart, Fruchtfolge und Bodenart sich eine bestimmte Gründüngungsart eignet, ist bisher noch nicht mit Sicherheit zu sagen. Von folgenden Gründüngungsarten, bzw. Gemischen sind laut getätigter Versuche gesicherte Mehrerträge ermöglicht worden.
- Hafer + Felderbsen, Wicken (Futterwicke, Zottige Wicke), Ackerbohnen
- Lupinen (Blaue Lupine, Gelbe Lupine, Weiße Lupine)
- Phacelia
- Winterroggen + Winterwicken bzw. Winterweizen + Winterwicken
Aus ackerbaulichen Versuchen wurde bekannt, dass andere Pflanzenarten ähnliche Ergebnisse bringen können. Neben dem im Vordergrund stehenden Wunsch, höhere Erträge durch den Anbau einer Gründüngung zu erzielen, gibt es auch noch andere Ziele.
Ertragssicherheit
In schwierigen Situationen zeigt ein Boden, ob er eine hohe Ertragssicherheit bietet. Eine gute Nährstoff- und Wasserhaltekraft, ein günstigeres Porenvolumen, eine gute Krümelstruktur, einen erschlossenen Unterboden, eine hohe Umsetzungsaktivität und vieles andere mehr hat dabei einen Einfluss. Durch richtig angebaute Gründüngungskulturen kann diesbezüglich eine positive Wirkung erzielt werden. Gerade im Bereich des Frischgemüseanbaus wird der Boden oftmals aufs Äußerste strapaziert. Es ist denkbar, dass die Ergebnisse einer mehrmaligen Gründüngung noch besser ausfallen, als in den vorliegenden Versuchen. Die Böden in den versuchsdurchführenden Instituten sind sicherlich nicht so stark belastet und bei nassem Wetter befahren, wie dies in der Praxis vorkommt. Vorteilhaft erscheint es jedoch, zunächst einmal in jedem Einzelfalle die vorliegenden Bodenprobleme zu ermitteln, um dann entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Krankheiten und Schädlingen
Bei zunehmender Spezialisierung der Betriebe kommt es vielfach zu verstärktem Befall durch bodenbürtige Krankheiten und Schädlinge. Hier ist generell durch den Anbau von richtig ausgewählten Gründüngungskulturen eine Auflockerung der Fruchtfolge möglich. Es geht dabei jedoch darum, Wirtspflanzen bzw. problemfördernde Pflanzenarten zu vermeiden. Werden z.B. Rüben angebaut und es kommt wie fast überall in der Pfalz zu Problemen mit dem Rübenälchen (Heterodera schachtii), so ist der zusätzliche Anbau von Brassicaceaen (Kreuzblütlern) sehr problematisch.
Die Gründüngungsarten Raps, Rübsen, Senf, Chinakohlrübsen sowie Ölrettich sind also zu meiden. Durch die Züchtung von resistenten Ölrettichsorten wie z.B. "PegIetta" und "Nemex" ergibt sich jedoch eine neue Situation. In nunmehr vorliegenden Versuchsergebnissen konnte der Nematodenbefall vermindert werden. Die später angebauten Rüben brachten Mehrerträge. Ein anderes großes Problem gibt es durch die Kohlhernie. Bei den Weihenstephaner Wintergründüngungsversuchen zeigte sich bisher ein geringer Rückgang des Befalls. Inwieweit der gezielte Anbau von Gründüngungskulturen positiven bzw. negativen Einfluß auf andere Krankheiten und Schädlinge hat, ist bisher nur schwer zu beurteilen. Leider liegen dazu noch viel zu wenig Untersuchungsergebnisse vor, die in die Praxis übertragen werden können.
Getreideart |
V.Boguslawski n. Debruck |
Mohammadi 1972/73 |
Gliemeroth |
Bachthaler 1959 - 1977 |
Seitner und Scheller 1973-76 | |
---|---|---|---|---|---|---|
1949 - 54 |
1958 - 63 | |||||
Hafer |
7,2 |
0,9 - 17,0 * |
} 2,15 - 3,96 ** | |||
Sommergerste |
6,3 |
1,0 und 3,9 | ||||
Sommerweizen |
1,2 | |||||
Winterweizen |
0,5 |
3,9 |
6,9 |
4,7 | ||
Winterroggen |
5,5 |
0,5 |
3,6 |
|||
Wintergerste |
2,9 |
* je nach Gründüngungsart
** je nach Standort unterschiedlicher Mehrertrag
Unkrautselektion und Unkrautdruck
Im Gemüsebau gibt es aufgrund enger Fruchtfolgen und dem häufigen Einsatz bestimmter Herbizide Probleme mit der Unkrautselektion. Vor allem im Kopfsalatanbau bei regelmäßigem Einsatz von Kerb, selektieren sich sehr stark Kreuzkraut (Senecio vulgaris) und Franzosenkraut (Galinsoga parviflora). Aber auch andere Unkräuter wie kleine Brennessel, Amaranth usw. machen in bestimmten anderen Kulturen Schwierigkeiten. Durch einen entsprechenden Fruchtwechsel mit Kulturen, die das auflaufende Unkraut unterdrücken, bzw. bei denen die Problemunkräuter gut bekämpft werden können, muss eine Erleichterung gesucht werden. Gründüngungskulturen wie Raps und seine Verwandte, Phacelia sowie Gräser können bei gutem Wuchs fast alle Samenunkräuter gut unterdrücken. Beim Anbau von Gräsern bzw. Getreide als Gründüngung lassen sich die angesprochenen Unkräuter außerdem auch sehr einfach chemisch bekämpfen. Zu bedenken ist jedoch, dass Gründüngungseinsaaten in Gemüsebaubetrieben meist günstigere Wachstumsbedingungen haben und dadurch bei entsprechender Bestandsdichte Unkräuter relativ gut unterdrücken. Bei starkem Queckenbesatz sollte man vielleicht zunächst auf eine Gründüngung verzichten. Sicherlich ist eine mechanische oder chemische Bekämpfung schneller wirksam.
Humusgehalt - Erhöhung und Stabilisierung
Man ist vielfach der Meinung, dass der Humusgehalt unserer Böden laufend abnimmt. Nach Buchner und Sturm, 1980, liegen die Werte jedoch heute um 0,3 bis 0,5 % höher als vor 100 Jahren. Dies ist unter anderem auf die verstärkte Düngung, gestiegenen Erträge und damit erhöhten Ernterückstände zurückzuführen. Wie ist es aber in unserem eigenen Betrieb? Überwachen wir die Böden doch selber. Es erscheint notwendig, ähnlich wie bei Phosphor, Kali und Magnesium, auch beim Humus etwa alle 4 - 5 Jahre den Gehalt zu überprüfen, um so die Entwicklung bei jedem einzelnen Feld im Auge zu behalten. Je nach Intensitätsstufe der Bewirtschaftung werden im Gemüsebau jährlich etwa 20 dt bis 40 dt Dauerhumus je ha abgebaut. Diese Mengen sollten mindestens wieder zugeführt werden. Der Einzelfall ist also entscheidend. Machen wir doch einmal eine Humusbilanz. Wenn auch die angegebenen Mengen nicht immer den Wert des Einzelfalles treffen, so entsprechen sie doch in etwa der Wirklichkeit. Haben wir den Abbau und die Zufuhr organischer Masse abgeschätzt, so ist es relativ leicht, eine Humusbilanz über den Zeitraum einer Fruchtfolge anzufertigen. Sehr schnell sieht man dann, dass z. B. eine Fruchtfolge mit vorwiegend Rettich und Zwiebeln eine negative Bilanz ergibt. Andererseits hat der moderne Gemüsebau mit Erdpresstöpfen eine beachtliche Humusquelle. Die im Torf enthaltene organische Substanz ist außerdem auch wesentlich günstiger in der Dauerwirkung als z. B. ein eingearbeiteter Gründüngungsbestand, z.B. aus Raps.
Regenverdaulichkeit und Befahrbarkeit der Böden
Auch in relativ niederschlagsarmen Gebieten werden im Gemüsebau trotzdem immer wieder die Bestellungsarbeiten (besonders im Frühjahr) und die Erntearbeiten durch zu nasse Böden behindert. Gedrängt durch bereitstehende Jungpflanzen und durch schnell verderbliche Ernteprodukte besteht die Gefahr, die Felder in einem zu nassen Zustand zu befahren. Hier liegt eines der größten Probleme im zukünftigen Gemüsebau. Aus diesem Grunde besteht generell der Wunsch die Regenverdaulichkeit bzw. auch die Befahrbarkeit der Felder zu verbessern. Wir können dabei drei Ziele unterscheiden, die:
- Feldbestellungen im Frühjahr und nach starken Niederschlägen eher ermöglichen
- Erntegassen regenunabhängiger machen
- Erntearbeiten mit Vollernter oder Beetrodern nach Regen früher ermöglichen.
Großen Einfluss auf das Abtrocknen eines Feldes hat unter anderem die Bearbeitung und der Bewuchs. Die folgende Übersicht soll dies verdeutlichen:
Untersuchungstermin | Stoppelfeld | Gründüngung | ||
---|---|---|---|---|
liegen gelassen | umgebrochen | Erbsen Bohnen |
Gelbklee | |
15. August 30. August 6. September 14. September |
14,84 13,67 11,86 9,36 |
14,43 13,52 14,56 11,58 |
13,28 10,62 8,90 6,27 |
14,39 12,20 10,00 6,74 |
Sicherlich ist eine Erntegasse, z. B. vom Blumenkohlfeld besser und früher ohne Schaden befahrbar, wenn sie statt einer dreimaligen Fräsbearbeitung eine schnell wachsende Gründüngungseinsaat erhält. Der Boden wird trockener, erhält eine Struktur fördernde Durchwurzelung und nach dem Abernten des Feldes noch den Aufwuchs als Bakterienfutter.
Bei unseren Bestrebungen, nach größeren Niederschlägen schnell wieder aufs Feld zu können, geht es auch darum, möglichst viele stabile Grobporen zu haben. Diese haben einen Durchmesser von über 0,05 mm und wirken schnell tränend. Sie entstehen auf etwas tonhaltigen Böden durch Pflanzenwurzeln, Tiere und Schrumpfungen. Mit Hilfe von Gründüngungskulturen können wir demnach über das Wurzelwerk und die Förderung des Bodenlebens den so wichtigen Anteil an Grobporen verbessern.
Unterbodenerschließung und Beseitigung von leichten Verdichtungen
Wo gibt es noch Felder, die nicht unter gewissen Verdichtungen leiden? Etwas zu feuchter Boden beim Pflügen, beim Ernten oder bei anderen Arbeiten, und schon entstehen die ersten Probleme. Ein stark belebter und ausreichend mit Humus versorgter Boden kann sich selbstverständlich besser regenerieren als ein toter, humusarmer Boden. Bis zu einem gewissen Grad können angebaute Kulturen bzw. Gründüngungseinsaaten vorhandene Verdichtungen beseitigen.
Neben dem Faktor Zeit spielt auch die angebaute Pflanzenart eine Rolle. Liegen stärker Verdichtungen im Boden vor, so ergibt eine mechanische Lockerung mit anschließender biologischer Stabilisierung schneller eine Bodenverbesserung.
Stabilisierung der Bodenstruktur
Bekanntlich sind frisch bearbeitete Felder besonders schlecht befahrbar. Die Tragfähigkeit ist sehr gering. Haben wir auf Grund einer Bodenverdichtung eine Tiefenlockerung durchgeführt, so ist besondere Vorsicht geboten. Die mechanisch geschaffenen Hohlräume sind zunächst biologisch zu stabilisieren, bevor sie wieder durch Befahren des Feldes neu belastet werden. Für diesen Zweck bietet sich vor allem der Anbau einer möglichst lang dauernden Gründüngung an. Eine starke Durchwurzelung und Förderung des Bodenlebens sind hier gefragt.
Wasser- und Nährstoffhaltekraft, Nährstoffverfügbarkeit
Sandige Böden haben oft nicht die Ertragssicherheit wie etwas schwerere Böden. Aufgrund geringer Wasser- und Nährstoffspeicherung entstehen schnell Stresssituationen. Wenn es auch sehr schwer ist, auf diesen Böden den Humusgehalt anzuheben, so ist es andererseits jedoch auch besonders leicht möglich, hier eine negative [[Humusbilanz zu bekommen. Oberwinternde Gründüngungsarten, wie z.B. Weidelgras oder Getreide aber auch Arten mit einer hohen Trockensubstanzbildung wie z.B. Sonnenblumen, erscheinen bei längerer Kulturzeit vorteilhaft. In Kombination mit dem Einsatz anderer Humusquellen und einer sparsamen Bodenbearbeitung ist eine Verbesserung der Wasser- und Nährstoffhaltekraft möglich. Wie schon vorher angedeutet, lässt sich durch den Einsatz von Gründüngungskulturen auch der Ausnutzungsgrad der Mineraldüngung (besonders bei Phosphor) verbessern.
Krümelstruktur und Verschlämmungsgefahr
Bei Direktsaaten von Gemüse kommt es relativ häufig zu Auflaufschäden auf Grund einer Bodenverschlämmung. Das wegen der kleinen Samen (Zwiebeln, Möhren, Salat, Radies usw.) notwendige feine Saatbeet erfordert meist die so problematische, starke Bodenbearbeitung. Liegt dann noch ein schluffreicher und humusarmer Boden vor, so ist die Ausgangslage besonders schwierig. Hier muss durch Optimierung der Kalkversorgung, durch Humuszufuhr, durch Einschränkung der Bodenbearbeitung und durch eine starke Durchwurzelung der Krume die Lage verbessert werden. Es geht vor allem darum, eine stabile Krümelstruktur zu erreichen.
Pflanzenart | % wasserbeständige Krümel |
---|---|
Hackfrüchte Getreide Klee Raps Gräser Klee/Gras |
10 bis 15 15 bis 20 30 bis 35 40 bis 50 50 bis 60 70 |
Vor allem die verschiedenen Gräser sind für den angesprochenen Zweck vorteilhaft. Sie durchwurzeln den Boden sehr stark. Die Übersicht 18 zeigt den hohen Ertrag an Wurzeltrockensubstanz.
Nitratauswaschung und Luftstickstoffbindung
In den letzten Jahren entwickelte sich auch im Gemüsebau in zunehmendem Maße ein Umweltbewusstsein. Eine besondere Rolle dabei spielt der Stickstoff. Kaum sonst irgendwo wird so intensiv gewirtschaftet, bzw. so intensiv gedüngt, wie im Gemüsebau. Durch die Anwendung des Kulturbegleitenden N-min-Sollwerte-Systems ließ sich inzwischen in der Praxis eine Optimierung der N-Versorgung erreichen. Trotzdem stehen im Herbst bzw. im Winter immer wieder Nitrat-Restmengen an, die möglichst mit Hilfe einer Gründüngung biologisch gebunden werden sollten. Gerade beim Anbau von flach wurzelnden Kulturen wie Kopfsalat und Kohlrabi im Frühjahr ist der Nitratrest vom Herbst kaum noch zu nutzen. Hier bieten im Spätherbst wachsende bzw. überwinternde Gründüngungsbestände eine Lösung. Die Einsaat von Weidelgras, Getreide, Landsberger Gemenge, evtl. auch von Winterraps, Winterrübsen und Chinakohlrübsen erscheint deshalb sehr interessant.
Bei leichten Böden ist dies relativ einfach durchzuführen, da im Frühjahr die Einarbeitung der Gründüngung sowie Feldvorbereitung für die Folgekultur nicht so sehr wetterabhängig ist. Haben wir jedoch einen schwereren Boden, so wird eine Winterbegrünung nur zu vertreten sein, wenn im Frühjahr das Feld bis Ende April, bzw. Anfang Mai frei ist. Nur so besteht genügend Zeit auch in einem nassen Frühjahr eine zufrieden stellende Bodenbearbeitung durchzuführen. Verhindern wir die Einwaschung von 100 200 kg N/ha, wird ein erheblicher Gewinn erzielt. Aber auch ohne den Stickstoffvorteil kann die Wintergründüngung den positiven Effekt, wie er sich in den Weihenstephaner Untersuchungen zeigte, bringen.
Mit Hilfe von Gründüngungseinsaaten können wir nicht nur die Nitratverluste verringern, sondern auch im Falle eines Leguminosenanbaus Luftstickstoff binden. Nach Oehmichen 1983 können durch Leguminosen im Zwischenfruchtanbau 80 - 135 kg N/ha im Hauptfruchtanbau symbiontisch gebunden werden. Höhere Saatgutkosten, langsamere Bestandsentwicklung und meist geringeres Unkrautverdrängungsvermögen im Vergleich z. B. zu Kreuzblütlern und Gräser, beschränken jedoch den Einsatz dieser Arten.
Pflanzenart | Botanischer Name | Familie | Wurzeltiefe 1 | Wurzelmasse (TS) 2 | Nitrat - Einwaschungshemmung im Winter 3 | Luftstickstoffbindung | Stickstoffbedarf kg N/ha 4 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Futterhirse | Sorghum sudanense x saccharatum usw. | Gräser (Gramineae) | mittel | viel - sehr viel | - | - | 120 - 160 kg |
Roggen | Secale cereale | Gräser (Gramineae) | flach | viel - sehr viel | X | - | 120 - 160 kg |
Deutsches Weidelgras (Engl. Raygras) | Lolium perenne | Gräser (Gramineae) | flach | viel | X | - | 120 - 160 kg |
Einjähriges Weidelgras | Lolium westerwoldicum | Gräser (Gramineae) | flach | viel - sehr viel | (X) | - | 120 - 160 kg |
Welsches Weidelgras (Ital. Raygras) | Lolium multiflorum/italicum | Gräser (Gramineae) | flach | viel - sehr viel | X | - | 120 - 160 kg |
Weizen | Triticum aestivum | Gräser (Gramineae) | flach | viel - sehr viel | X | - | 120 - 160 kg |
Chinakohlrübsen (Perko) | Brassica chinensis x Brassica rapa | Kreuzblütler (Brassicaceae) | tief | viel | X | - | 120 - 160 kg |
Ölrettich | Rhaphanus sativus var. oleiformis | Kreuzblütler (Brassicaceae) | tief - sehr tief | viel | - | - | 120 - 160 kg |
Sommer-Raps | Brassica napus | Kreuzblütler (Brassicaceae) | tief | viel | (X) | - | 120 - 160 kg |
Winter-Raps | Brassica napus | Kreuzblütler (Brassicaceae) | tief | viel | X | - | 120 - 160 kg |
Sommer-Rübsen | Brassica rapa | Kreuzblütler (Brassicaceae) | tief | viel | - | - | 120 - 160 kg |
Winter-Rübsen | Brassica rapa | Kreuzblütler (Brassicaceae) | tief | viel | X | - | 120 - 160 kg |
Gelber Senf | Sinaps alba | Kreuzblütler (Brassicaceae) | tief | viel | - | - | 120 - 160 kg |
Ackerbohnen | Vicia faba var. minor | Leguminosen (Fabaceae) | tief | mittel - viel | - | X | 30 - 50 kg |
Esparsette (Türkenklee) | Onobrychis viciifolia/sativa | Leguminosen (Fabaceae) | sehr tief | mittel - viel | X | X | 30 - 50 kg |
Felderbsen (Peluschke) | Pisum arvense/sativum | Leguminosen (Fabaceae) | mittel | mittel | - | X | 30 - 50 kg |
Alexandriner-Klee | Trifolium alexandrinum | Leguminosen (Fabaceae) | tief | gering | - | X | 30 - 50 kg |
Bodenfrüchtiger Klee | Trifolium subterraneum | Leguminosen (Fabaceae) | flach | mittel | - | X | 30 - 50 kg |
Inkarnat-Klee | Trifolium incarnatum | Leguminosen (Fabaceae) | mittel | gering | X | X | 30 - 50 kg |
Perser-Klee | Trifolium resupinatum | Leguminosen (Fabacea) | tief | gering | - | X | 30 - 50 kg |
Blaue Lupine | Lupinus angustifolius | Leguminosen (Fabaceae) | sehr tief | gering - mittel | - | X | 30 - 50 kg |
Gelbe Lupine | Lupinus luteus | Leguminosen (Fabaceae) | sehr tief | gering - mittel | - | X | 30 - 50 kg |
Weiße Lupine | Lupinus albus | Leguminosen (Fabaceae) | sehr tief | gering - mittel | - | X | 30 - 50 kg |
Luzerne (Ewiger Klee) | Medicago sativa | Leguminosen (Fabaceae) | tief | gering - mittel | X | X | 30 - 50 kg |
Platterbse | Lathyrus sativus | Leguminosen (Fabaceae) | mittel | mittel | - | X | 30 - 50 kg |
Serradella (Krallenklee) | Ornithopus sativus | Leguminosen (Fabaceae) | mittel | gering | - | X | 30 - 50 kg |
Steinklee (Bucharaklee) | Melilotus albus | Leguminosen (Fabaceae) | sehr tief | gering - mittel | X | X | 30 - 50 kg |
Sommer-Wicke | Vicia sativa | Leguminosen (Fabaceae) | tief | gering - mittel | - | X | 30 - 50 kg |
Winter-Wicke | Vicia villosa | Leguminosen (Fabaceae) | tief | gering - mittel | X | X | 30 - 50 kg |
Sonnenblumen | Helianthus annuus | Korbblütler (Asteraceae) | tief | mittel - viel | - | - | 120 - 160 kg |
Phacelia | Phacelia tanacetifolia | Wasserblattgewächse (Hydrophyllaceae) | mittel | sehr gering - gering | - | - | 120 - 160 kg |
Landsberger Gemenge | Lolium + Trifolium + Vicia | Mischkulturen | flach - mittel | viel | X | X | 100 - 140 kg |
Roggen + Wicken | Secale cereale + Vicia villosa | Mischkulturen | flach - mittel | viel | X | X | 100 - 140 kg |
Weizen + Wicken | Triticum aestivum + Vicia villosa | Mischkulturen | flach - mittel | viel | X | X | 100 - 140 kg |
1 Wurzeltiefe: sehr flach, flach, mittel, tief, sehr tief
2 Wurzelmasse als Trockensubstanz (TS): sehr gering, gering, mittel viel, sehr viel (nach Kahnt) [2]
3 Der Grad der Nitrat-(N03)-Einwaschungshemmung ist auch vom Saattermin und Durchwurzelungsgrad des Bodens abhängig
4 Der angegebene Stickstoffbedarf bezieht sich auf eine 2-3 Monate Kultur bei leerem Boden, N-min-Vorräte müssen angerechnet werden
Versuche
Versuche mit Gründüngungseinsaaten in gemüsebaulichen Fruchtfolgen sind selten. Es ist deshalb für jeden Gemüseanbauer besonders wichtig, diese zu kennen. Da die Wirkung der Gründüngung vor allem über die Jahre hinweg zu sehen ist, werden im Folgenden nur die Ergebnisse mehrjähriger Untersuchungen vorgestellt. Zur Verstärkung der Aussagekraft und weil in vielen Betrieben der Ackerbau mit Gemüsebau kombiniert ist, sind auch einige Versuchsergebnisse aus dem Ackerbau aufgeführt.
- 30-jähriger Versuch mit organischer Düngung
- 12-jähriger Versuch mit organischer Düngung
- 11-jähriger Versuch mit organischer Düngung
- Gründüngungsversuch über 8, 10 und 16 Jahre
Quellen
Josef Schlaghecken (1988 / 2010): Neustadter Hefte: Gründüngung im Gemüsebau. Herausgeber DLR Rheinpfalz. Neustadt an der Weinstraße.
Einzelnachweise