Bonsai

Aus Hortipendium
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Ein Bonsai ist ein durch Beschneiden der Wurzeln und Triebe künstlich kleingehaltener Baum, der ursprünglich aus China kommt. Schon vor über tausend Jahren sammelten Anhänger der Taoismus Religion in den Bergen kleingebliebene Bäume und kultivierten sie in Schalen und Töpfen weiter. In Japan, wo auch heute noch interessante Formen und Stilrichtungen der Bonsaikultur bezaubern, umfasst die Geschichte des Bonsais eine kürzere Zeitspanne.
Heute finden Bonsais weltweit ihre Liebhaber. Wo früher nur der Adel und besser gestellte Leute ihre Veranden, Terrassen und Häuser mit Miniaturbäumen schmückten, ist heute für jeden Pflanzenliebhaber ein mehr oder weniger alter Bonsai erschwinglich.

Verwendung

Nicht jeder Freizeitgärtner verfügt über einen großen Garten, in dem er seine gestalterischen Fähigkeiten ausleben kann. Gerade für diesen Kreis von Hobbygärtnern bieten Bonsais die idealen Voraussetzungen, auf engstem Raum z.B. Terrasse oder Balkon eine Gartenlandschaft dekorativ zu gestalten. In Kombination mit wunderschönen Keramikgefäßen sind dem Ideenreichtum keine Grenzen gesetzt.
Bonsais sind keine besonderen Baumarten oder genetischen Zwerge, die von Natur aus in jeder gewünschten Form wachsen. Jeder Baum und jede Pflanze passt sich dem vorgegebenen Standort, Klima und der Kulturfahrung an. Bonsaigestaltung, das heißt, Formgebung und optimale Betreuung. Die Wuchsstärke der Zwergbäume hängt vor allem von der Intensität ihrer Pflege ab. Die einfachste Form schnell seine Bonsaiträume zu erfüllen, ist der Erwerb eines fertigen Arrangements in einem Fachgeschäft. Zu beachten wäre, dass wir zwischen Freilandbonsai und Zimmerbonsai unterscheiden müssen. Freilandbonsais sind die sogenannten "echten Bonsais“, die in erster Linie im Freien ihren Standort haben sollten. Einige Tage im Zimmer werden ohne größere Schäden hingenommen. Längere Zimmeraufenthalte wären aber für jeden Freilandbonsai von Nachteil. Fast jede Nadel- und Laubbaumart eignet sich für die Bonsaikultur. Sicherlich sind kleinlaubige-, kleinnadelige Baumarten geeigneter als starkwachsende großlaubige Arten. Sehr verbreitet sind auch Zimmerbonsais. Für diesen Zweck eignen sich fast alle Grün- und sogar einige Blütenpflanzen, bishin zu den Sukkulenten. Dies sind Pflanzen mit dickfleischigen Blättern, welche die Fähigkeit besitzen, Wasser und Nährstoffe über längere Zeit zu speichern. Freilandbonsais sollten überwiegend im Freiland zuhause sein, Zimmerbonsais können über Sommer ohne weiteres auch im Freien ihren Standort finden.

Bewässerung

Bonsais werden in kleinen Schalen kultiviert. Dementsprechend muss je nach Standort, sowohl bei Freiland, als auch bei Zimmerbonsai gewässert werden. Ein Austrocknen des Ballens ist immer zu vermeiden. Je nach Standort und Gefäßgröße ist über die Vegetationsperiode von März-Oktober täglich zu gießen. Eine Verbesserung des Kleinklimas kann durch zusätzliches Besprühen der Pflanzen erreicht werden. Je dunkler und kühler der Standort, umso weniger sollte gegossen werden. Zimmerbonsais sind zu behandeln wie andere Zimmerpflanzen. Wichtig wäre auch hier eine regelmäßige Wasserversorgung, die sich nach Licht und Zimmertemperatur richten sollte.

Gestaltung

  • Drahten:

Um die gewünschte Stilform des Baums zu finden, gibt es die Möglichkeit, Äste und Stamm mit Draht zu umwinden und so die gewünschte Wuchsform zu erreichen. Am besten geeignet sind Aluminiumdraht oder Draht mit einer Kunststoffummantelung.

  • Schneiden:

Bevor man sich an das Schneiden der Minibaume herantraut, sollte das natürliche Wachstumsverhalten der Baumart beachtet werden. Laubbäume sollten im Frühjahr beim Austrieb, wenn die Triebe noch weich sind geschnitten werden. Etwa zwei Drittel der Trieblängewerden gekürzt. So erreicht mm eine gute Verzweigung und regt zugleich den Baum zum Neuaustrieb an. Bei Nadelgehölzen sollten die Nadeln nicht gekürzt werden, da sich die Schnittstellen verbräunen und unschön aussehen. Besser ist es, die Endtriebe zu entfernen, die nicht zum Pflanzenaufbau benötigt werden. Bei Kiefern kann der sogenannte Maitrieb, wenn sich die Kerzen bilden, ausgebrochen werden. Mit diesen Maßnahmen wird das Bäumchen zur Bildung neuer Knospen angeregt, was zu einem gedrungenen, buschigen Wuchs führt.

  • Beschneiden der Wurzel:

Alle ein bis drei Jahre wird das Beschneiden der Wurzeln erforderlich. Dies geschieht am sinnvollsten im Frühjahr vor dem Neuaustrieb. Eine bessere Verzweigung der Versorgungswurzeln, die durch den Schnitt angeregt wird, garantiert dann eine optimale Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Zum Neueintopfen eignen sich fertige Topferden, die mit etwas Gartenerde gemischt werden können, oder fertige Bonsaierden, die im Fachhandel erhältlich sind.

  • Selbstanzucht eines Bonsais:
    • durch Aussaat
    • Sammlung von selbstausgesäten Baumsämlingen
    • Stecklingsvermehrung

Für die Anzucht durch Aussaat steht in Fachgeschäften Saatgut von vielen Baumarten, das mit entsprechender Kulturanleitung angeboten wird, zur Verfügung. Generell sollte die Möglichkeit der Selbstanzucht ohne vorheriges Studium der entsprechenden Fachliteratur nicht in Betracht kommen. Ob fertig gekauft oder selbst angezogen, jeder Bonsai strahlt eine Faszination aus, die sich ein Pflanzenliebhaber nicht entgehen lassen sollte.


Qualitätsmerkmale

Immer wieder findet man in Gärtnereien insbesondere aber in den Pflanzenabteilungen von Bau- und Gartenmärkten und selbst bei Discountern Gewächse, bei denen auf einem Etikett der Begriff Bonsai verwendet wird. Zum Teil werden für diese Pflanzen 10,00 bis 20,00 Euro verlangt. Dabei handelt es sich regelmäßig um völlig ungestaltete Baumschulpflanzen, die, mitunter sogar mit einer Plombe versehen, dem unkundigen Käufer offeriert werden. Besonders häufig sind dabei Feigen (Ficus retusa) Ulmen und Zypressenarten anzutreffen, die einfach in einen einer Bonsaischale ähnlich aussehenden Topf gesteckt wurden. Manche Händler machen sich sogar nicht die Mühe, die Abflusslöcher durchzubohren. Mit der sicheren Gewähr für Staunässe werden die Pflanzen innerhalb kurzer Zeit geschädigt sein und eingehen. Ein Vorurteil findet in diesem Fall seine Bestätigung: Bonsai sind äußerst schwer zu pflegen.
Auf was ist nun beim Kauf eines Bonsai zu achten? In jedem Fall sollte die Erde wasserdurchlässig sein. Viele Bonsai werden heute aus Billig-Lohn-Ländern importiert, sie kommen meistens aus der VR China aber auch aus Vietnam, Thailand oder Südkorea. In aller Regel werden sie mit dem Schiff nach Europa transportiert. Dabei sind oft bis zu sechs Wochen unter Deck. Damit sie die lange Überfahrt überstehen, werden sie fast ausschließlich in Lehmerde gepflanzt, die lange die Feuchtigkeit speichert. In Europa angekommen, sollten die Zwergbäume in geeignete Bonsaierde umgepflanzt werden. Dies ist zeit- und lohnaufwändig; die meisten Importeure bzw. Händler verzichten deshalb auf das Umtopfen. Die Bonsai gelangen somit in einer völlig ungeeigneten Erde in den Handel. Die Lehmerde wird jedenfalls noch mehr verklumpen und bei unzureichender Wässerung hart wie Beton werden. Es dürfte hier jetzt schon klar sein, dass die Wurzeln in derartigen Fällen nicht mehr in der Lage sind, genügend Nährstoffe und Feuchtigkeit aufzunehmen. Es empfiehlt sich deshalb beim Kauf, den Baum aus der Schale nehmen zu lassen. Am kompakten Ballen, der gut durchwurzelt sein sollte, lässt sich feststellen, ob die Erde den Anforderungen entspricht; ggf. ist sofortiges Umtopfen in Bonsaierde notwendig, wobei der Lehm weitestgehend ausgespült werden sollte.
Einen guten Bonsai erkennt man weiterhin daran, dass keine starken Schnittstellen das Gesamtbild beeinträchtigen. Hierzu muss man wissen, dass in den Herkunftsländern die Bonsai im Freiland als Massenware gezogen werden. Bei Hunderttausenden von Pflanzen ist es sicherlich nicht möglich, ihnen einen individuellen Schnitt zukommen zu lassen. Vielmehr wird nach der "Rasenmähermethode" lediglich eine grobe Vorgestaltung vorgenommen. Beim Kauf gilt es, die Bäume zu selektieren, die von der vorgenannten Methode weitestgehend verschont blieben.
Auch sollte darauf geachtet werden, ob der Wurzelansatz (nebari) zu einem harmonischen, baumtypischen Gesamtbild führt. Wünschenswert ist es, dass sich das nebari gleichmäßig am Stamm verteilt. Idealerweise sollten die Wurzeln am Stamm flach gestaltet sein und dann erst in die Erde dringen. Oftmals als Bonsai angebotene Pflanzen, die stelzenartig in den Topf eingesetzt wurden, entsprechen nicht dem natürlichen Vorbild.


Bonsai Apfel-Spalier

Bonsai Apfel

Es war im Jahr 1997, als erstmalig im Rahmen einer Bonsaiausstellung der nachstehende Mini-Apfel-Spalier einem größeren Publikum vorgestellt wurde. Hierfür wurde der Holzapfel (Malus sylvestris), ein Vorfahre unserer heutigen Sorten benutzt.
Die ursprüngliche Idee der Gestaltung von Spalierobst war, dem Besucher zu zeigen, dass der Bonsaikünstler mit verfeinerter Methode nichts anderes macht, als der Obst- oder Weinbaugärtner, der jährlich den Ertrag und die Qualität durch geeignete Schnittmaßnahmen sichern will.
Mit dem Miniapfel sollte auch dem Vorurteil begegnet werden, Bonsai sei eine künstliche Verkrüppelung der Natur. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Gerade durch die intensive Beschäftigung mit den Miniaturbäumen lernt man die Umwelt besser kennen, achtet auf Wachstums- und Bodenbedingungen und auf Einflüsse des Wetters. Aus diesem Wissen heraus, das natürlich erst im Laufe der Jahre gebildet werden kann, ist auch die Aufzucht, Gestaltung und Pflege von Bonsai grundsätzlich problemlos zu bewerkstelligen. Hierbei kommt es nicht auf Geduld an, vielmehr erfordert die Beschäftigung mit Bonsai Zeit. Insbesondere wer sich für Outdoors (Bäume die ganzjährig draußen stehen) begeistert, muss während der Wachstumsperiode in aller Regel die Miniaturpflanzen täglich kontrollieren, ggf. wässern und darüber hinaus jahreszeitlich notwendige Maßnahmen durchfahren. Unter diesem Aspekt wurde innerhalb von zwei Jahren der Mini-Apfelspalier weiter kultiviert.

Bonsai Weinberg

Im Rahmen einer Bonsaiausstellung in Mußbach (ein Ortsteil von Neustadt an der Weinstraße, der größten Weinbau treibenden Gemeinde Deutschlands) wurde im Jahr 1997 insbesondere von Winzern in Frage gestellt, ob so etwas auch mit Reben möglich sei: Wegen der langen Wurzeln, welche die Rebstöcke entwickeln - teilweise bis zu 15 Meter tief - könne so etwas nicht gelingen. Dieser Herausforderung hat sich der Neustadter Bonsai-Künstler Klaus Rettig angenommen und konnte nach zwei Jahren das erste Ergebnis vorstellen.
Es wurde ein typisches Pfälzer Landschaftsbild präsentiert, das den Originalen bis auf die Größe gleichte. Auf einer Fläche von ca. 1,5 qm war ein Weinberg en miniature geschaffen worden, der vorbildgerecht die Zeit der sechziger Jahre widerspiegelte. Aus zurecht geschnittenen Sandsteinen entstanden Wingertsteine, die als „Endsteine“ in den Weinberg integriert und originalgetreu mit den Wingertstickel verdrahtet wurden. Die größten Schwierigkeiten bereiteten jedoch die Reben. Um wirken zu können, sollten sie veredelt sein. Normalerweise geschieht dies auf einer Länge von 30 cm. Diese Höhe wäre jedoch völlig unpassend gewesen, weil die Gesamtanlage nur rund 35 cm hoch ist. Darum galt es einen Veredelungsbetrieb zu finden, der auf einem Steckholz von ca. 10 cm Länge die Pflanzen zieht. Die Rebschule Volker Freytag in Neustadt, Ortsteil Lachen-Speyerdorf, bereitete ca. 200 Pflanzen verschiedener Sorten eigens für den Mini-Weinberg im Frühjahr 1998 vor.
Im Herbst 1998 zeigte sich jedoch eine hohe Ausfallquote; nur 14 Pflanzen hatten überlebt. Im Mai 1999 konnten 12 davon in den Weinberg eingepflanzt werden. Es sind dies die Sorten Riesling, Kerner, Birstaler Muskateller, Phoenix (vorwiegend) und Müller-Thurgau. In der Folgezeit entwickelten sich die Pflanzen kräftig. Nach dem Rebschnitt im Frühjahr konnten erstmals im Oktober 2000 rund ein knappes Kilo Trauben geerntet werden, die einen Öchslegehalt von 123 Grad aufwiesen und die zu einem Traubenlikör verarbeitet wurden. Auch in den Folgejahren waren die Reben sehr ertragreich, konnten doch Trauben geerntet werden, die zumindest die Auslese-Stufe erreichten. Doch nicht jedes Jahr konnten Früchte geerntet werden.
Acht Jahre sind vergangen und die Pflanzen haben sich in dieser Zeit prächtig entwickelt: Sie wurden kräftiger und das Holz hat inzwischen die typische Form der großen Vorbilder angenommen. Auch hat der Weinberg sein "Gesicht" geändert, nachdem im Frühjahr 2004 die Pflanzen auf eine Holzbohle aus Lärchenholz gesetzt wurden. Dabei wurde die typische (offene) Kammertbauweise beibehalten. Durch die Integration eines „Walnussbaumes“ (der in den nächsten Jahres noch deutlich an Volumen zunehmen wird) erhält die Anlage eine weitere harmonische Verbindung zwischen Wein- und Gartenbau.


Ginseng-Bonsai Gummibaum

Ein Ginseng-Bonsai Gummibaum

Neuerdings sieht man in Gärtnereien und Gartencentern kleine Gummibäume, die dicke und verzweigte Luftwurzeln besitzen, die bei jeder Pflanze anders aussehen. Dabei handelt es sich um Ficus microcarpa 'Gingseng'. So sieht jede Pflanze einmalig aus. Diese Wurzeln werden in China und Malaysia über fünfzehn Jahre kultiviert und dann von niederländischen Gärtnern nach Europa importiert. Dort werden sie als Bonsai weitergepflegt und erhalten ihre typische bonsaimäßige Wuchsform. Die Blätter sind etwas fleischiger als bei anderen Gummibaum-Arten. Sie sind elliptisch bis eiförmig und laufen am Ende zu einer kurzen Spitze zu. Neben der Bonsaiform gibt es auch große Exemplare im Handel.
Im Sommer kann diese Bonsaiform im Garten stehen und erhält dadurch ihre nötigen Lichtwerte. Pralle Sonneneinstrahlung ist allerdings zu vermeiden. Ein Schattenplatz wird gut vertragen. Im Winter stellt man ihn direkt auf die Fensterbank.
Dieser Gummibaum braucht mäßige Wassergaben. Im Sommer kann man mehr geben, da die Pflanze mehr verdunstet. Im Untersetzer sollte aber kein Wasser stehen bleiben, um schädliche Staunässe zu vermeiden. Eine regelmäßige Düngung mit einem Volldünger alle zwei Wochen hält die Pflanze am wachsen. Damit man die typische Bonsaiform erhält, nimmt man gelegentliche die Spitzen der Äste weg und schneidet auch ganze Ästchen weg. Durch diesen Rückschnitt bleiben die dekorativen Luftwurzeln besser sichtbar. Man sollte auf Befall mit Roten Spinnen achten und auch Schildläuse können ihn befallen.

Quellen

Gartenakademie Rheinland-Pfalz