Trialeurodes vaporariorum

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Gewächshaus-Weiße Fliege
Weisse-Fliege.jpg
Trialeurodes vaporariorum
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Unterklasse Ectognatha
Überordnung Schnabelkerfe
Hemiptera
Ordnung Pflanzenläuse
Sternorrhyncha
Unterordnung Mottenschildläuse
Aleyrodina
Familie Aleyrodidae
Unterfamilie Aleyrodinae
Gattung Trialeurodes


Ursprünglich stammt Trialeurodes vaporariorum aus dem tropischen und subtropischen Amerika, wahrscheinlich aus Brasilien oder Mexiko. Die Art wurde 1848 mit Orchideen nach Großbritannien verschleppt und schädigt seitdem Gemüse und Zierpflanzen in Europa. In Amerika trat sie erstmals stärker 1870 an Tomaten auf. Um 1970 nahm die Bedeutung besonders in Gurken und Tomaten stark zu. Es werden zudem viele andere Pflanzenarten wie Paprika, Auberginen und Bohnen, Poinsettien, Gerbera, Lantanen und Fuchsien befallen. Durch Probleme mit nicht selektiven Insektiziden beim Einsatz von Gurkenkulturen mit Raubmilbeneinsatz wurde die Schlupfwespe Encarsia formosa zur Bekämpfung von Trialeurodes wiederentdeckt.

Biologie

Lebenszyklus und Erscheinungsbild

Ei – 4 Larvenstadien – adultes Insekt

Die Weibchen legen die Eier an die Unterseite junger Blätter im Gegenteil zu Bemisia tabaci im oberen Teil der Pflanze ab. Die Eier werden mit einem kurzen Haken, mit dem Nahrung vom Blatt aufgenommen wird, am Blatt fixiert. Bei der Eiablage dreht sich das Weibchen auf Blättern ohne oder mit wenigen Haaren, so dass die Eier häufig kreisförmig abgelegt werden. Bei haarigen Blättern werden die Eier einzeln abgelegt. Die Eier sind weiß, elliptisch und etwa 0,25 mm groß. Manchmal sind sie mit weißem Puder von den Flügeln der Weibchen bedeckt. Nach ein bis zwei Tagen werden die Eier braun bis schwarz.

Die Larven, die nach 7 bis 10 Tagen schlüpfen, sind 0,3 mm groß, oval, besitzen gut entwickelte Fühler und drei Beinpaare und können sich fortbewegen. Deshalb werden sie auch Crawler genannt. Das zweite transparente Larvenstadium kann sich nicht fortbewegen und ist 0,3 bis 0,4 mm lang, das dritte Larvenstadium 0,5 mm bei gleichem Aussehen. Das vierte Larvenstadium ist zunächst flach, entwickelt sich aber zu einem weißen, ovalen Körper mit einem Ring von hochstehenden wachsigen Haaren und deutlich erhöhten Flanken, die der Puppe das Aussehen einer kleinen Dose gibt. Diese Puppe ist etwa 0,7 mm lang, entwickelt Genitalien und wieder Fühler und Beine. Das adulte Tier schlüpft aus einer charakteristischen T-förmigen Öffnung.

Das adulte Insekt befindet sich meistens auf der Blattunterseite an Triebspitzen. Die Weibchen sind etwa 1,1 mm lang, die Männchen 0,9 mm. Zunächst sind die Flügel transparent weiß, nach ein paar Stunden sind Flügel und Körper mit einer weißen wachsigen Substanz bedeckt. Mit stechend-saugenden Mundwerkzeugen wird kurz nach dem Schlupf bis zum Lebensende Pflanzensaft aufgenommen. Nachts bewegen sich die Weißen Fliegen kaum und es werden keine Eier abgelegt.

Populationswachstum

Das Populationswachstum ist hauptsächlich von der Art der Wirtspflanze und der Temperatur abhängig, weniger von der optimalen Luftfeuchtigkeit von 75 bis 80%. Jedoch kann sich die Population an eine Pflanzenart gewöhnen. Nicht nur die Pflanzenart sondern auch die Sorte spielt eine Rolle. So wächst die Population zum Beispiel schneller auf Fleischtomaten als auf runden Tomaten. Bei höheren Temperaturen zeigt die Trialeurodes-Population kein rasantes Wachstum, weil die Mortalität dann hoch ist und die Art eher an niedrige Temperaturen angepasst ist. Ein bis zwei Tage nach dem Schlupf beginnen die Weibchen unbefruchtete Eier zu legen, aus denen sich nur Männchen entwickeln. Nach ein paar Tagen beginnen die Weibchen sich zu paaren, aus denen sich dann Tiere beider Geschlechter entwickeln können. Das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen. Es gibt auch parthenogenetische Linien, die nur Weibchen produzieren. Die Anzahl Eier pro Weibchen kann stark variieren, die Lebensdauer beträgt einige Tage bis hin zu zwei Monaten. Bei Befallsbeginn bleiben die Weißen Fliegen dicht zusammen. Bei zu hoher Dichte siedeln sie zunächst nur auf benachbarten Pflanzen. Mit steigenden Temperaturen nimmt die Aktivität zu und die Tiere verbreiten sich im ganzen Pflanzenbestand. Zudem kann auch von draußen oder von anderen Kulturen eine zusätzliche Besiedelung erfolgen.


Tab. 1: Entwicklungszeit von Trialeurodes vaporariorum auf Tomaten bei 20°C und 30°C [1] und bei 22°C [2]

Temperatur in °C 20 22 30
Eintwicklungszeit in Tagen
Ei 9,9 8 3,9
1. Larvenstadium 4,4 6 4,9
2. Larvenstadium 3,5 2 4
3. Larvenstadium 4,3 3 3,8
4. Larvenstadium 2,6 4 3,8
Puppe 7,3 5 5,8
Ei - Adulte 32 28 26,2


Tab. 2: Entwicklungszeit und Überlebensrate bei 24°C[3], 15°C, 20°C, und 25°C[4]; Lebensdauer und Gesamtanzahl abgelegter Eier und Eier pro Tag bei 25°C [5] und bei 22°C[6] von Trialeurodes vaporariorum bei verschiedenen Pflanzenarten

Temperatur °C 15 20 22 24 25 Pflanzenart
Entwicklungszeit Ei - Adulte
58,4 33,7 21,7 Gerbera
50,9 33,4 21 Tomate
21,5 Aubergine
23 Gurke
24 Tomate
27 Paprika
Überlebensrate in %
91,2 Aubergine
89,4 Gurke
78,8 Tomate
7,5 Paprika
94,9 85,8 89,7 Gerbera
97,1 98,2 93,5 Tomate
Lebensdauer in Tagen ♀ (♂)
50(30) 74 Aubergine
38(21) 75 Gurke
29(11) 49 Tomate
3(2) Paprika
26 Gerbera
44 Melone
Anzahl Eier pro ♀
364 666 Aubergine
158 666 Gurke
47 197 Tomate
2,3 Paprika
130 Gerbera
306 Melone
Anzahl Eier pro ♀ pro Tag
10,5 9 Aubergine
8,3 8,8 Gurke
3,4 4 Tomate
0,6 Paprika
5 Gerbera
6,9 Melone


Überwinterung

Es gibt kein Überwinterungsstadium, es werden grüne Wirtspflanzen benötigt. Das können Dauerkulturen wie Rosen und Gerbera, überständige Pflanzen oder Jungpflanzen, Petersilie oder auch Unkräuter sein. Die Eier können -3°C mehr als 15 Tage überleben, -6°C nur 5 Tage.

Schaden

Trialeurodes verursacht Saugschäden, die aber nicht so bedeutend sind. Die Weißen Fliegen saugen im Phloem große Mengen an zuckerhaltigem Saft, der überschüssige Zucker wird als Honigtau ausgeschieden, auf dem Rußtaupilze wie Cladosporium spec. oder Penicillium spec. wachsen. Diese klebrigen Ausscheidungen verursachen die größten Schäden, sie verkleben die Blätter und durch die Besiedelung mit den Schwärzepilzen wird die Assimilationsleistung herabgesetzt. Der optische Schaden auf Zierpflanzen und Früchten ist erheblich. Die Gewächshaus-Weiße Fliege überträgt zudem Virosen wie Pseudo-Yellows Virus und Tomato Chlorosis Virus, denen aber keine große Bedeutung zugemessen wird.

Bekämpfung

Es gibt eine Reihe von Insektiziden, die zur Bekämpfung von Weißen Fliegen eingesetzt werden. Bereist seit den 80er Jahren bestehen Resistenzen gegen Pyrethroide. Auch gegen eine Reihe von Insektiziden aus anderen Wirkstoffgruppen gibt es Resistenzen. Zur biologischen Bekämpfung wird hauptsächlich die Schlupfwespe Encarsia formosa erfolgreich eingesetzt. Möglich ist auch der Einsatz der Schlupfwepse Eretmocerus eremicus und der Raubwanzen Macrolophus caliginosus und Macrolophus pygmaeus. In einigen Ländern wird kann der Pilz Verticillium lecani gegen Weiße Fliegen eingesetzt werden, in Deutschland besteht keine Zulassung.

Quellen

  1. Tsueda, H. & Tsuchida, K., 1998: Differences in spatial distribution and life history parameters of two sympatric white flies, the greenhouse white fly (Trialeurodes vaporariorum Westwood) and the silverleaf white fly (Bemisia argentifolii Bellows & Perring) unter greenhouse and laboratory conditions. Applied Entomology & Zoology 33(3): 379-383
  2. Van Lenteren, J.C., Hulspas-Jordaan, P.M., Zhao-Hua, L., 1987: Leaf hairs, Encarsia formosa and biological control of whitefly on cucumber. Bulletin IOBC/WPRS 10(2): 92-96
  3. van de Merendonk, S. & van Lenteren, J.C., 1978: Determination of mortality of greenhouse whitefly Trialeurodes vaporariorum Westwood (Homoptera: Aleyrodidae) eggs, Larvae & pupae on four host plant species: eggplant (Solanum melongena L.), cucumber (Cucumis sativa L.), tomato (Lycopersicum esculentum L.) & paprika (Capsicum annuum L.). Mededelingen Faculteit Landbouwwetenschappen Rijksuniversiteit Gent 43/2: 421-429
  4. Dorsman, R. & van de Vrie, M., 1987: Population dynamics on greenhouse whitefly Trialeurodes vaporariorum on Gerbera. Bulletin IOBC/WPRS 10(2): 46-51
  5. van Sas, J., Woets, J., van Lenteren, J.C., 1978: Determination of host plant quality of gherkin (Cucumis sativa L.), melon (Cucumis melo L.) and gerbera (Gerbera jamesonii Hook) for the greenhouse whitefly (Trialeurodes vaporariorum Westwood) (Homoptera: Aleyrodidae). Mededelingen Faculteit Landbouwwetenschappen Rijksuniversiteit Gent 43/2: 409-420
  6. van Boxtel, W., , J., Woets, J., van Lenteren, J.C., 1978: Determination of host-plant quality of eggplant (Solanum melongena L.), cucumber (Cucumis sativa L.), tomato (Lycopersicum esculentum L.) & paprika (Capsicum annuum L.). for the greenhouse whitefly (Trialeurodes vaporariorum Westwood) (Homoptera: Aleyrodidae). Mededelingen Faculteit Landbouwwetenschappen Rijksuniversiteit Gent 43/2: 397-408


R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 


Weblinks

Pest Information Wiki: Trialeurodes vaporariorum