Gemüsebau im Mittelalter

Aus Hortipendium
Wechseln zu: Navigation, Suche

Portal:Gemüsebau

Esskultur des Mittelalters

Getreidebreie und -grützen zählten das gesamte Mittelalter hindurch in allen Schichten zu den Grundnahrungsmitteln. Hausschwein und Haushuhn waren die wichtigsten Fleischlieferanten. Daneben spielte der Obst- und Gemüseanbau eine gewisse Rolle. Wo Klöster gegründet wurden, entstanden Gärten mit Pflanzen, die bereits die Römer als Gemüse und Heilpflanzen kannten. Weitere Details in Wikipedia.


Die Landgüterverordnung "Capitulare de villis vel curtis imperii" von Karl dem Großen.

Verfasst wurde die Domänenverordnung im Auftrag des Kaisers von Abt Ansegis von St. Wandrille aus dem Orden der Benediktiner, wahrscheinlich im Jahre 812 n. Chr. in Aachen. Dabei griff er auch auf noch vorhandenes Wissen über die römische Landwirtschaft zurück. Im 70. Abschnitt des Capitulare sind 73 Nutzpflanzen einschließlich Heilkräutern und 16 verschiedene Obstbäume beschrieben, die in allen kaiserlichen Gütern von den Verwaltern angepflanzt werden sollten.

Im Bereich Gemüsearten und Küchenkräuter wurde unter anderem der Anbau von: Anis, Bärlauch, Bohnenkraut, Brunnenkresse, Dill, Erbse, Estragon, Fenchel, Flaschenkürbis, Gurke, Kümmel, Kichererbse, Lattich, Liebstöckel, Knoblauch, Kohl, Kohlrabi, Koriander, Melde, Möhre, Pastinake, Petersilie, Ringelblume, Rauke, Rosmarin, Salbei, Saubohne, Schnittlauch, Sellerie, Stoppelrübe, Wegwarte, Winterzwiebel, Zuckermelone und Zwiebel angeordnet.

Umfassende Details dazu in Wikipedia.

Gemüse in der mittelalterlichen Ernährung (von: Thomas Riebesehl, Universität Salzburg)

Bei den mittelalterlichen Medizinern hatte die pflanzliche Nahrung keinen guten Ruf. "Sie galt im Vergleich zu Brot und Fleisch als wenig nahrhaft, und die Fachwissenschaft gestattete lediglich Mandeln, Nüsse, Feigen, Weintrauben, Melonen und Kirschen." (Laurioux 1992, S. 59) Diese Nahrungsmittel waren reich an Vitaminen und stellten eine gute Begleitung zum herkömmlichen Essens dar. Dennoch mußten die Menschen immer darauf achten, daß sie diese Produkte vor dem eigentlichen Essen zu sich nahmen, damit sie nicht die Verdauung der anderen Lebensmittel beeinträchtigen konnten. "Doch Obst und Gemüse hatten keineswegs denselben sozialen Wert." (Laurioux 1992, S. 59) In den unteren sozialen Gesellschaftsschichten wurde sehr viel Gemüse gegessen, wobei die Bauern den Vorteil hatten, daß sie diese pflanzliche Nahrung in ihrem eigenen Garten anbauen konnten. Während der Bauer mit der Viehzucht und der Feldarbeit beschäftigt war, kümmerte sich die Frau um den Garten, dem man stets eine besondere Pflege zukommen lassen mußte. Das Gemüse und die Kräuter machten einen wesentlichen Bestandteil der bäuerlichen Ernährung aus und so ist es nicht verwunderlich, daß viele Gemüsearten als typische Nahrungsmittel der Armen bezeichnet wurden. "Wenn die Schreiber im Dienste der Herrschenden einen Bauern [darstellten], so stets als einen Menschen, der Knoblauch, Lauch und Zwiebeln [aß] ... Diese Gartenprodukte bildeten vermutlich einen wesentlichen Teil der bäuerlichen Kost, von der Zwiebel, die der Bauer zusammen mit einem Brotlaib auf das Feld mitnahm, bis hin zur Kohlsuppe, die ihn bei seiner Rückkehr erwartete." (Laurioux 1992, S. 59) Neben diesen Gemüsearten, die Symbole der bäuerlichen Nahrung waren und von den herrschenden Klassen verachtet wurden, aß die ländliche Bevölkerung noch eine Fülle von Hülsenfrüchten, die sie teilweise im Garten und auf dem eigenen Feld anbauen konnten. Zu diesen Früchten zählten vor allem Dicke Bohnen, Erbsen und Linsen. Abb.3: Karottenernte. Miniatur aus einer Handschrift des Tacuinum sanitatis, 15. Jahrhundert. "Weil Gemüse in oder auf der Erde wuchs, galt es bei den Ärzten als typisch bäuerliches Nahrungsmittel. Getreide und Gemüse waren in der Tat die Grundnahrungsmittel der Bauern." (Laurioux 1992, S. 58) Doch der Verzehr von Gemüse war nicht nur auf die bäuerliche Welt beschränkt. In den Klosterschulen wurden ebenfalls sehr viele Lebensmittel von diesem Nahrungstypus verzehrt. So ernährten sich die Schüler einer Klosterschule sowie die Mönche zumeist von Gemüsesuppen, die aus Kohl, Spinat, Dicken Bohnen, Lauch, Zwiebeln, Kichererbsen, Kürbissen, Linsen und Rüben hergestellt wurden. (vgl. dazu Laurioux 1992, S. 62) Aber auch die Handwerker, Bürger und Arbeiter in der Stadt verachteten das Gemüse nicht. Einigen Gemüsearten sagte man in der Zeit des Mittelalters eine heilende Wirkung nach. Zu diesen Gartenfrüchten zählte auch der Spargel, der in der damaligen Zeit sehr viel gegessen wurde. Es war jedoch von besonderer Wichtigkeit, daß er unmittelbar nach seiner Ernte gegessen wurde, wobei sich seine Spitzen zur Erde neigen mußten. Nur so konnte er seine volle Wirkung erzielen. Der Spargel wurde vor allem gegen Verstopfung eingesetzt und stärkte dabei noch die männliche Potenz. Natürlich brachte auch dieses Lebensmittel seine Nebenwirkungen mit sich. Man sollte ihn nach dem Kochen nur in Verbindung mit Salzwasser und Essig genießen, da er sonst dem Magengewebe einen Schaden zufügen konnte. (vgl. dazu Laurioux 1992, S. 59) Andere Lebensmittel wurden von den Ärzten wiederum mit sehr großem Mißtrauen betrachtet. Dies galt in erster Linie für die Melonen, die als zweideutige Früchte galten, "weil sie am Boden wuchsen und von feuchter, kalter Natur waren." (Laurioux 1992, S. 61) Von daher sollten die Melonen auch nur im Sommer und zu Beginn einer Mahlzeit gegessen werden. Ähnlich skeptisch stand die ländliche Bevölkerung der Kartoffel gegenüber, die sich im Grunde erst im 18. Jahrhundert zu einem Hauptnahrungsmittel entwickelte. Die Menschen äußerten sich über diese Bodenfrucht eher kritisch, da sie unter der Erde reifte. Deswegen wurde sie vielerorts auch als "Saat des Teufels" bezeichnet.


Quellen

Bei Angaben aus Büchern oder Zeitschriften bitte immer die Vorlage:Literatur einbinden!

Einzelnachweise


Weblinks

"ERNÄHRUNG IM MITTELALTER" Thomas Riebesehl, Universität Salzburg