Diglyphus isaea

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Schlupfwespe
Diglyphus isaea
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Diglyphus isaea
Systematik
Klasse Insekten
Insecta
Ordnung Hautflügler
Hymenoptera
Überfamilie Erzwespen
Chalcidoidea
Familie Eulophidae
Unterfamilie Eulophinae
Gattung Schlupfwespe
Diglyphus


Die Schlupfwespe Diglyphus isaea ist in Europa, Nordafrika und Japan heimisch, wurde aber in anderen Regionen auf der ganzen Welt eingeführt. Seit 1984 wird diese Schlupfwespenart kommerziell genutzt. Sie parasitiert viele Minierfliegenarten, darunter auch die in Deutschland eingeschleppten Lyriomyza huidobrensis, L. trifolii und L. bryoniae und die einheimischen Phytomyza-Arten. Ab Mai kann Diglyphus isaea spontan in Gewächshäusern auftreten. Ein Einsatz erfolgt häufig in Kombination mit der Schlupfwespe Dacnusa sibirica, aber anders als bei Dacnusa ist Diglyphus isaea ein Ektoparasitoid, der die Eier außen an der Larve ablegt.

Biologie

Entwicklungszyklus und Erscheinungsbild

Ei – 3 Larvenstadien – Puppe – Insekt

Das Weibchen sticht die Minierfliegenlarve an, betäubt sie und legt dann meistens ein Ei pro Larve längsseits der Larve ab. Das späte zweite und das dritte Larvenstadium werden bevorzugt. Die Schlupfwespen können nicht erkennen, ob ein anderer Wirt seine Eier in der Larve abgelegt hat, so dass ein Dacnusa-Ei in der Larve nach Parasitierung durch Diglyphus abstirbt. Die Eier der Diglyphus-Schlupfwespen haben eine längliche, leicht gebogene Form, sind 0,3 mm x 0,1 mm groß und transparent weiß bis gelblich. Die Minierfliegenlarve stoppt nach der Parasitierung sofort ihre Fraßaktivität. Nach etwa zwei Tagen schlüpfen die farblosen, später gelblichen Schlupfwespenlarven aus dem Blatt und saugen den Wirt von außen aus. Ein paar Tage nach der Parasitierung wird die Minierfliegenlarve schlaff und braun. Die Schlupfwespe durchläuft drei Larvenstadien. Das erste ist transparent und farblos, das zweite gelb, halbtransparent mit einem dicken braunen Körper und das dritte blau-grün. Ältere Schlupfwespenlarven krabbeln zurück in die Gangmine, um sich in einiger Entfernung von der Wirtslarve zu verpuppen. Die obere und untere Epidermis des Blattes wird durch 6 Stützen aus Exkrementen auseinander gehalten. Die Farbe der Puppe ist zunächst türkisfarben, später dunkel-metallisch-grün mit roten Augen, die Größe beträgt 1,5 mm. Der Schlupf des adulten Insekts erfolgt durch ein rundes Loch in der unteren Epidermis des Blattes. Das Loch und die dunklen Stützen aus Kot weisen auf die Parasitierung hin. Das adulte Tier ist 2 mm groß, metallisch grün-schwarz gefärbt und hat kurze Fühler. Das Weibchen ist etwas größer als das Männchen und hat einen breiten schwarzen Streifen auf den Hinterbeinen, während das Männchen zwei schmale schwarze Bänder hat.

Populationswachstum

Über 20 °C wächst die Population von Diglyphus isaea schneller als die seiner Wirte oder die von endoparasitischen Schlupfwespen, was zu einer besseren Wirkung bei höheren Temperaturen führt. Nach dem Schlupf saugt die Schlupfwespe Minierfliegenlarven aus (host-feeding) und beginnt nach ein bis zwei Tagen mit der Eiablage. Die Anzahl der Eier ist abhängig von der Temperatur. Da die Schlupfwespe einheimisch ist, kann sie im Freiland überwintern. Durch Parasitierungen und host-feeding von Minierfliegenlarven ist die Schlupfwespe bei der Bekämpfung besonders effektiv und kann eine Wirtspopulation innerhalb kurzer Zeit vernichten.

Die Anwesenheit der Schlupfwespen ist erkennbar durch kurze Gangminen mit toten Larven. Beim host-feeding, das zur Eierproduktion notwendig ist, werden hauptsächlich das erste und zweite Larvenstadium attackiert. Eine gewisse Populationsdichte von Minierfliegen ist als Nahrungsgrundlage nötig, damit Schlupfwespeneier produziert werden können. Sobald die Minierfliegenlarve parasitiert ist, hört sie auf zu fressen. Kurz bevor sie inaktiv wird, scheidet sie den Darminhalt aus. Eine angestochene Larve kann also durch eine besonders große Menge an Kotausscheidungen erkannt werden. Trotz des Entwicklungsstopps stirbt die Larve nicht sofort. Endoparasiten, die die Minierfliegenlarven bereits parasitiert haben, sterben, sobald die Minierfliegenlarve von Diglyphus isaea parasitiert worden ist.


Tab. 1: Das Populationswachstum von Diglyphus isaea auf Tomaten und im Vergleich mit den Wirten Liriomyza trifolii und Liriomyza bryoniae bei verschiedenen Temperaturen und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 bis 80%[1]

Temperatur (°C) 15 20 25 Wirt
Entwicklungszeit in Tagen vom Ei bis zum adulten Insekt
Diglyphus isaea 26 16,6 10,5 Liriomyza trifolii
Diglyphus isaea 25,5 9,8 Liriomyza bryoniae
Liriomyza trifolii 44,1 25,3 16,6
Liriomyza bryoniae 40,6 26,5 17,2
Voreiablagezeit* D. isaea 1,4 2,2 1,1
Sterblichkeit in % vom Ei bis zum adulten Insekt
Diglyphus isaea 54 18 23 Liriomyza trifolii
Lebensdauer
Diglyphus isaea 23 32 10 Liriomyza bryoniae
Liriomyza bryonia 13,6 9 6,6
Anzahl Eier pro Weibchen
Diglyphus isaea 293 286 209 Liriomyza bryoniae
Liriomyza bryoniae 92 144 163
Eier pro Weibchen pro Tag
Diglyphus isaea 12,7 9 18,9 Liriomyza bryoniae

*Zeit vom Schlupf des adulten Insekts bis zur ersten Eiablage


Tab. 2: Die Kontrolle von Liriomyza bryoniae mit Diglyphus isaea bei verschiedenen Temperaturen[1]

Temperatur (°C) 15 20 25
Anzahl Eier pro Weibchen 293 286 209
Anzahl toter Larven durch host-feeding 192 70 73
Lebensdauer in Tagen 23 32 10
host-feeding pro Tag 8 2 6
+ gelegte Eier pro Tag 13 9 19
= gesamte Reduktion pro Tag 21 11 25

Ausbringung

Diglyphus isaea kommt bei höheren Temperaturen und stärkerem Befall zum Einsatz. Sie wird häufig zusammen mit Dacnusa sibirica eingesetzt. Bei den Nützlingslieferanten ist ein Gemisch beider Arten erhältlich. Es sollte 0,5 bis 1 Schlupfwespe pro qm Kulturfläche mit mindestens zwei Wiederholungen freigelassen werden. Da die Schlupfwespen sehr gut wirken, wird auch ein stärkerer Befall noch gut bekämpft. Der Einsatz erfolgt als adulte Tiere, die in Kunststoffdöschen geliefert werden. Die Mindestbestellmenge liegt bei 250 Tieren. Die Behälter werden erst im Gewächshaus geöffnet und durch Klopfen gleichmäßig über dem Pflanzenbestand ausgebracht. In Befallsherde sollte eine höhere Menge ausgebracht werden. Die Dosen verbleiben vor Wasser geschützt noch im Bestand, damit alle Tiere die Behälter verlassen können. Die Ausbringung sollte nicht in der Nähe von Leimtafeln erfolgen, die eventuell als Sitzflächen genutzt werden würden. Zur Erfolgskontrolle können Kriterien wie eine höhere Zahl an Schlupfwespen im Vergleich zu den Minierfliegen, weniger Fraßpunkte und Gangminen in jungen Blättern und zurückgehende Fangzahlen auf den Gelbtafeln herangezogen werden.

Quellen

  1. Minkenberg, O.P.J.M., 1990: On seasonal inoculative biological control. Governing Liriomyza populations by parasitoids. Thesis. Ponsen & Looijen BV – Wageningen: 230 pp.


R. Albert, C. Allgaier, H. Schneller, K. Schrameyer (2007): Biologischer Pflanzenschutz im Gewächshaus. Eugen Ulmer KG. Stuttgart. 

B. Lamparter (1992): Nützlingseinsatz im Gemüsebau unter Glas. Thalacker Verlag. Braunschweig. 

M.-H. Malais, W. J. Ravensberg (2003): Knowing and recognizing. Red Business Information. Doetinchem, NL. 


Weblinks