Quitten

Aus Hortipendium
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Echte Quitte
Cydonia oblonga
Synonyme
Birnenquitte, Apfelquitte, Kido, Kütten
Cydonia oblonga - Köhler–s Medizinal-Pflanzen-049.jpg
Systematik
Klasse Bedecktsamer
Magnoliopsida
Gruppe Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung Rosenartige
Rosales
Familie Rosengewächse
Rosaceae
Gattung Quitte
Cydonia

Die botanische Bezeichnung für Quitten heißt Cydonia und stammt aus dem lateinischen mela cydonia, was so viel heißt wie Äpfel aus Kydon, wobei Kydon der alte Name für Kreta ist. Die Wildformen stammen aus Transkaukasien, Turkestan und Persien und kamen von dort über Kleinasien, Nordafrika nach Südeuropa. Heute sind sie weltweit zu finden. In Deutschland gibt es nur sehr wenige Erwerbsanlagen, überwiegend finden wir Quitten in Hausgärten.


Merkmale

Der Quittenbaum ist während seiner ersten vier Jahre sehr frostempfindlich, bedingt durch die sehr geringe Resistenz der jungen Wurzeln gegenüber Bodenfrost. Es gilt also von Anfang an das Tiefenwachstum der Wurzeln zu fördern. Das gelingt am wirkungsvollsten, indem man jegliche Pflanzenkonkurrenz in der Nähe des Baumes unterbindet. Jeder Gras- und Krautaufwuchs im Bereich der Baumscheiben oder im Baumstreifen ist sorgfältig zu entfernen.

Im Gegensatz zu jungem Holz und jungen Wurzeln sind die Blüten kaum frostgefährdet, weil sie erst Mitte bis Ende Mai blühen. Auch die lange Blütezeit von 10 bis 14 Tagen fördert die Blütenfrosthärte. Regelmäßiger Fruchtansatz darf zudem deshalb erwartet werden, weil viele Quittensorten selbstfruchtbar sind.

In ihren Bodenansprüchen ähnelt die Quitte der Birne: sie liebt mittelschweren Boden, der lehmhaltig und nicht zu trocken sein soll. Staunässe verträgt die Quitte nicht, und wie die Birne ist sie wärmebedürftig.

Die Quitte bildet 3-6m hohe und ebenso breite Gehölze mit strauch- oder bauchförmigem Wuchs und kann bis zu 50 Jahre alt werden. Die Jungtriebe sind dicht filzig behaart und die Zweige verkahlen mit zunehmendem Alter. Die ganzrandigen Blätter werden bis zu 10 cm lang und 7,5 cm breit, sind länglich eiförmig mit rundlich- herzförmiger Basis. Junge Blätter zeigen beiderseits dichte weißwollige Behaarung, vollausgebildete Blätter sind oberseits kahl und unterseits wollig behaart. Der bis zu 2 cm lange Blattstiel ist teilweise mit Nebenblättern von 6-12 mm Länge und 4-6 mm Breite versehen. Die duftende Blüte hat bis zu 7 cm Durchmesser und wird aus fünf weiß oder rosa gefärbten Blütenblättern gebildet. Wenn die Temperaturen unter –25°C sinken, gibt es Schäden an den Fruchtknospen. Die Quitte ist demnach winterfrostgefährdet. Sonnige Standorte fördern eine optimale Holzreife und vermindern dadurch die Frostanfälligkeit. Blatt- und Blütenknospen sind nur schwer voneinander zu unterscheiden. Anders als bei anderen Obstgehölzen werden die Blütenknospen erst im Herbst differenziert. Während der Wintermonate schreitet die Blütenknospendifferenzierung bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt fort.

Quittenfrüchte sind gelbfleischig.

Anbau

Informationen zum Anbau finden Sie in folgenden Artikeln:

Quittensorten

Das gegenwärtige Weltsortiment umfasst mit den Neuzüchtungen rund 200 Sorten, die oft recht schwierig auseinander zuhalten sind, da schon innerhalb der Krone eines einzigen Baumes die Fruchtmerkmale bezüglich Form und Ausfärbung stark variieren können. Häufig werden verschiedene Sorten unter einem Namen geführt; gelegentlich tauchen auch unterschiedliche Herkünfte der selben Sorte unter verschiedenen Namen auf. Quittensorten können in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden (Einteilung nach Fruchtform und Qualitätseigenschaften):

Apfelförmige Quitten: trocken und hart im Fruchtfleisch; viele Steinzellen und das typische Quittenaroma

Birnenförmige Quitten: weicher als Apfelquitten; weniger Steinzellen.


Krankheiten und Schädlinge

Grundsätzlich können alle Krankheiten und Schädlinge, die an verschiedenen Kernobstarten, insbesondere an Apfelbäumen auftreten, auch die Quitte befallen. (siehe Schadbilder an Apfel) Beispiele hierfür sind:


An den Früchten findet man oft Schäden durch Fleischbräune (Stoffwechselstörung, tritt häufig bei schwankender Wasserversorgung auf) und Stippigkeit (Kalzium-Mangel). In beiden Fällen sind die Früchte verwertbar. Außerdem gibt es verschiedene Lagerfäulen.


Verwendung

Die Quitte eignet sich zu Genuß- und Heilzwecken. Man schätzte die Quittensamen wegen ihrer Schleimstoffe als hustenlösendes Mittel, darüber hinaus wurden sie auch zur Heilung von Hautabschürfungen, als Augenwasser und für kosmetische Zwecke (Haarfestiger) genutzt. Quittensaft galt als magen- und leberstärkend. Sie soll bei Verstopfung, Darmträgheit, Husten und Brandwunden helfen. Hildegard von Bingen nutzte die Quitte als Mittel gegen Gicht und Geschwüre.

Sie ist roh fast nicht zu genießen, da das Fruchtfleisch sehr hart und der Geschmack herbsauer ist, was dem typischen Obstgenießer nicht unbedingt zusagt. Um so beliebter waren und sind die Verarbeitungsprodukte wie z.B. Gelee, Marmelade (pur oder im Mix), Quittenbrot, Quittenbonbons, Saft, Likör und nicht zuletzt der Quittenbrand. Bei der Fruchtsaftherstellung wird Quittensaft gerne als Verschnitt verwendet, da der hohe Anteil an Säuren und Aromastoffen geschätzt wird.

Viele schätzen die Quittenfrüchte einfach ihres aromatischen Duftes wegen: schon eine Quitte genügt, um ein Zimmer nach Quitte „riechen“ zu lassen.

Obstbrenner sehen die Quitte mit dem sprichwörtlichen lachenden und weinenden Auge, denn sie gibt sich eigenwillig und will nach eigenen Regeln behandelt werden, bevor man das Produkt mit der typischen Geschmacksnote erhält. „Trockene“ Maische, Verkleben der Brennblase, dies sei hier beispielhaft angeführt. Doch schon das Obstgehölz verlangt entsprechende Pflanzen- und Sortenkenntnisse als Voraussetzung für den Ernteerfolg. Weil die Quitte also gewissermaßen individuelle Behandlung braucht, ist sie geradezu prädestiniert für den Kleinbrenner, der Obst aus eigenem Anbau zu Bränden verarbeitet.

Die Quitte ist wegen ihrer schönen Blüte und der wohlriechenden Früchte zumindest im Liebhaberobstbau und bei Hausgartenbesitzern bei uns immernoch gefragt. Ihr Hauptwert beschränkt sich aber mittlerweile auf ihre Verwendung als schwachwachsende Unterlage für Birnen. Von Nachteil ist allerdings die hohe Feuerbrandanfälligkeit.


Inhaltsstoffe

  • 8 - 10 % Zucker
  • 0,70 - 0,85 % organische Säuren
  • 1,2 – 1,8 % Pektine
  • 0,20 – 0,35 % Gerbstoffe
  • 13 mg/100 g Vitamin C, einzelne Sorten haben bis 30 mg/100 g

Quellen

H.J. Weber (2004): Quitten - eine alte Obstart - neu entdeckt?. DLR Rheinpfalz. Ahrweiler. 

Jürgen Schmidt, DLR-Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau: Verwertungsobst Quitte
Gartenakademie Rheinland-Pfalz