Colletotrichum an Zierpflanzen

Aus Hortipendium
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Colletotrichum
Colletotrichum acutatum an Papaver 01.JPG
Colletotrichum acutatum an Papaver
Systematik
Klasse Sordariomycetes
Abteilung Ascomycota
Ordnung Incertae sedis
Familie Glomerellaceae


Es treten verschiedene Arten von Colletotrichum an Zierpflanzen auf. Die Gattung verursacht eingesunkene dunkle Flecken und Läsionen an Blättern, Blatt- und Blütenstielen, Trieben und Früchten und wird auch Anthraknose genannt. Teilweise werden auch andere Erreger, die ähnliche Symptome verursachen, als Anthraknose bezeichnet. Colletotrichum gloeosporioides verursacht große Schäden an Lupinen und Gaultherien in Deutschland und befällt auch Cyclamen, Efeu (Hedera), Mandevilla und Orchideen. Colletotrichum acutatum kommt unter anderem an Papaver orientale, Anemone coronaria, Bergenia und Zinnien vor. In subtropischen und tropischen Regionen wird eine Vielzahl von Zierpflanzen durch Colletotrichum befallen.

Biologie und Infektionsbedingungen

Wärme, hohe Luftfeuchtigkeit und Nässe fördert den Befall der meisten Colletotrichum-Arten, bei trockenem Wetter erfolgt keine Infektion. Das asexuelle Stadium des Pilzes, das schwarze Fruchtkörper bildet, entlässt eine hohe Zahl von Sporen, die durch Spritzwasser oder Luftströmungen verbreitet werden. Bei geeigneten Bedingungen keimen die Sporen, die in einen schleimigen Nährboden eingebettet sind, auf gesundem oder auch auf abgestorbenem Gewebe. Die Sporen (Konidien) bilden einen Keimschlauch mit einer Haftscheibe (Apressorium) auf der Oberfläche der Pflanze, der Keimschlauch dringt durch die intakte Kutikula oder durch eine Wunde in das Pflanzengewebe ein. Sind die äußeren Zellschichten befallen, verbreitet sich der Pilz auf die gesunden Zellen der Umgebung. Dann werden schwarze Fruchkörper gebildet und der Zyklus beginnt von neuem.

Colletotrichum gloeosporioides

Morphologie

In den braunen Flecken auf Blättern, Blatt- und Blütenstielen und Früchten sind Massen von pinkfarbenen Sporen zu erkennen. Die Konidien sind einzellig, leicht gebogen, durchscheinend, eiförmig bis länglich und 10 bis 15 µm lang und 5 bis 7 µm breit. Die Fruchtkörper (Acervuli) sind wachsartig, subepidermal und haben einfache Konidiophoren. Diese Art ist samenübertragbar, so das Sämlinge und Jungpflanzen aus befallenem Samen häufig bereits zu Beginn der Kultur absterben. Die Samen stammen von befallenen Früchten. In der Kultur werden die Sporen durch Spritzwasser oder auch durch Kulturarbeiten übertragen. Temperaturen ab 15°C fördern die Entwicklung, optimal sind 20-28°C. Voraussetzung für eine Entwicklung sind feuchte Bedingungen, günstig sind 4 bis 6 Stunden. Der Pilz kann an abgestorbenem Gewebe lange Zeit überdauern. Das sexuelle Stadium heißt Glomerella cingulata.

Symptome

Colletotrichum gloeosporioides verursacht an Gaultherien schwarzbraune Läsionen am Stängelgrund. Die Blätter werden zunächst fahlgrün, später welk und dann sterben die Triebe ab und werden braun. Jungpflanzen aus befallenen Samen gehen in der ersten Wochen der Kultur ein. Bei Befall der Blätter sind unregelmäßige, zonierte, braune Flecken zu sehen, die von einem violett-schwarzen Rand umgeben sind. Bei Befall sind die Ausläufer älterer Pflanzen trocken und braun. Die Blüten vertrocknen schneller. Die roten Beeren haben bei Befall braune oder violette kleine Flecken. Bei Lupinen wird ein Befall durch Colletotrichum auch als Brennfleckenkrankheit bezeichnet. Die braunen Läsionen an Blütenstielen und Blättern sehen wie Verbrennungen aus. Sie verursachen Verdrehungen und Verkrüppelungen. Die Pflanzen sterben im weiteren Verlauf der Krankheit ab. Junge Pflanzen gehen bei Befall innerhalb relativ kurzer Zeit ein. In der Literatur findet sich neben Colletotrichum gloeosporioides an Lupinen auch eine Zuordnung zu Colletotrichum lupini, eine Art aus dem Colletotrichum acutatum Komplex (P. Talhinhas, R. Baroncelli, G. Le Floch, 2016).

Colletotrichum acutatum

Morphologie

Die Konidien sind 8 bis 16 µm lang und 2,5 bis 4 µm breit. Die Fruchtkörper können wenige Setae (spießartige Hyphen) haben. Die Konidien sind durchscheinend, fusiform und haben eine dünne Wand. Die Zellen der Konidien sind grob zylindrisch und produzieren Konidien an einer bestimmten Stelle. Die Anzahl der Apressorien (Haftscheiben an der Spitze der Keimschläuche) ist gering. Sie sind 6,5 bis 11 x 4,5 bis 7,5 µm groß, keulen- bis kreisförmig und hell bis dunkelbraun. Bei niedrigen Temperaturen kann diese Art an der Pflanze lange in einer Latenzphase bleiben. Bei günstigen Bedingungen wie Temperaturen ab 25°C bis 30 °C und Nässe oder einer Luftfeuchte von nahezu 100 % entwickelt sich der Pilz weiter. Im Boden kann der Pilz auf abgestorbenem Gewebe 9 Monate überdauern.

Symptome

Bei Befall an Papaver orientale sterben Jungpflanzen innerhalb kurzer Zeit ab. Junge Blätter werden unterhalb der Blattspitze befallen. Auf dem braunen Fleck befinden sich orangefarbene Sporenlager. Die Blätter krümmen und verdrehen sich an der befallenen Stelle.

Vorbeugung und Bekämpfung

Befallenes Saatgut kann durch eine Heißwasserbehandlung bei 50°C für 10 bis 30 Minuten gebeizt werden. Danach ist eine Trocknung notwendig. Soweit möglich, sollten tolerante oder resistente Sorten verwendet werden. Jungpflanzen sollten genauestens auf einen Befall kontrolliert und nur gesunde Pflanzen getopft werden. Befallene Jungpflanzenplatten sollten komplett entsorgt werden. Bei Befall sollte eine Laboruntersuchung erfolgen, um den Pilz für Bekämpfungsmaßnahmen sicher zu bestimmen. Am besten ist eine Bewässerung von unten. Die Bewässerung von oben sollte so erfolgen, dass die Bestände schnell abtrocknen können. Ein enger Stand sollte vermieden werden, damit die Pflanzen schnell abtrocknen können und bei Pflanzenschutzmaßnahmen eine Benetzung aller Pflanzenteile möglich ist. Unter Glas und Folie ist ein gutes Lüftungsmanagement wichtig. Befallene Pflanzen sollten zeitnah aus dem Bestand entfernt und entsorgt werden, um eine weitere Infektion zu vermieden. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen können vorbeugend Behandlungen mit den Wirkstoffen Captan, Mancozeb, Metiram, Azoxystrobin oder Fludioxinil + Cyprodinil erfolgen. Bekämpfend im frühen Stadium wirken Prochloraz, Thiophanat-Methyl und Difenoconazol. Es ist die jeweilige Zulassungssituation zu beachten.

Quellen

CABI and EPPO for the EU Data Sheets on Quarantine Pests - Colletotrichum acutatum[1] am 28.12.18

Lindy Coates, Tony Cooke and Leif Forsberg The biology and management of Colletotrichum diseases in production nurseries[2] am 28.12.18

Sanju Kunwar, University of Florida Colletotrichum gloeosporioides[3] am 28.12.18

P. Talhinhas, R. Baroncelli and G. Le Floch ANTHRACNOSE OF LUPINS CAUSED BY COLLETOTRICHUM LUPINI: A RECENT DISEASE AND A SUCCESSFUL WORLDWIDE PATHOGEN. Journal of Plant Pathology (2016), 98 (1), 5-14. [4] 

R. Wilke (25.11.2010): Gaultheria procumbens rechtzeitig beproben!. Rundbrief NRW/Warndienst Stauden. [5]