Phytophthora infestans

Aus Hortipendium
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Krautfäule, Knollenfäule, Braunfäule
Phytophthora infestans
(Mont.) de Bary, 1876
Synonyme
Botrytis infestans, Peronospora infestans
Phytophthora infestans010DLR-RLP-RW.JPG
befallene Tomatenpflanze
Systematik
Abteilung Oomycota
Unterabteilung Incertae sedis
Klasse Peronosporea
Unterklasse Peronosporidae
Ordnung Peronosporales
Familie Peronosporaceae
Gattung Phythophthora
Infizierter Kartoffelbestand
Infizierte Knollen

Phytophthora infestans ist der Erreger der Kraut- und Bräunfäule an Tomaten und der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel. Im Kartoffelanbau hat dieser Erreger eine große wirtschaftliche Bedeutung. Ursprünglich stammt der Pilz aus Mittelamerika und hat bereits bei seinem ersten epidemischen Auftreten in Europa Mitte des 19. Jahrhunderts zu verheerenden Schäden im Kartoffelanbau geführt. Länger anhaltende feucht-warmer Witterung sind für Phytophthora infestans ideale Vorraussetzung, um die Pflanzen auf Blatt und Frucht zu infizieren. In kürzester Zeit können ganze Kartoffel- und Tomatenbestände zusammenbrechen.

Tomate

Biologie

Der bei feuchter Witterung sehr gut sichtbare grauweiße Pilzrasen besteht aus unzähligen Sporen, die vorzugsweise mit dem Wind weiterverbreitet werden. Wenn diese Sporen auf die nassen Blätter, Stengel oder Früchte von Wirtspflanzen gelangen, keimen sie bei Temperaturen von 12 - 15°C innerhalb weniger Stunden aus. Die Keimschläuche dringen in das Wirtsgewebe ein. Sie können auch die intakte Fruchthaut aktiv durchdringen. Es kommt zu neuen Infektionsstellen.

Unter günstigen Bedingungen (ausreichende Feuchtigkeit und Temperaturen von 15 - 23°C) bilden sich an diesen Infektionsstellen nur drei bis vier Tage später die Sporen der nächsten Generation, die erneut weiterverbreitet werden können. Wegen dieser schnellen Generationsfolge, wegen der großen Sporenmengen, die sich an den Infektionsstellen bilden und aufgrund der sofortigen Keimbereitschaft der Sporen, kann die Krankheit sehr schnell um sich greifen.

Da die Sporenbildung und Sporenkeimung dieses Pilzes nur bei hohen Luftfeuchten über 90 % bzw. bei tropfnassen Blättern stattfindet, ist eine Krankheitsausbreitung bei warmer, trockener Witterung nicht möglich. Der Pilz kann in diesen Phasen jedoch bis zu mehreren Wochen in dem befallenen Pflanzengewebe, insbesondere in den Stengeln überdauern. Im heimischen Anbau dürften die Phytophthora-Infektionen an Tomaten stets ihren Ausgang von befallenen Kartoffelbeständen nehmen. Der Befall findet sich vorwiegend an Freilandtomaten, denn bei den Tomaten im geschützten Anbau unter Glas oder Folie sind die Feuchtigkeitsverhältnisse besser zu steuern als im Freiland.

Schadbild

Die Krautfäule macht sich zuerst an den älteren Blättern bemerkbar. Dort entstehen zunächst unscharf begrenzte, braune Flecke unterschiedlicher Größe, die sich nach kurzer Zeit schwärzlich verfärben. Unter feuchten Bedingungen (Regenwetter oder klare Nächte mit intensiver Taubildung) wird blattunterseits ein grauweißer Pilzrasen gebildet. Befallene Blattpartien breiten sich rasch aus und führen zum Absterben des gesamten Blattes. Vielfach ziehen sich die Faulstellen auch über den Blattstiel bis in den Stengel hinein. Befallsstellen können aber auch zeitgleich direkt am Stängel entstehen. Sobald sie den Stängel ganz umfasst haben, stirbt die Tomatenpflanze oberhalb dieser Infektionen ab.
Vorwiegend an der oberen Fruchthälfte entstehen braune, etwas eingesunkene runzelige harte Stellen, die tief in das Fruchtfleisch reichen. Auch hier kann sich bei günstiger Witterung ein grauweißer Pilzrasen bilden. Befallene Früchte sind ungenießbar und sollten verworfen werden.

Kartoffel

Biologie

Der Pilz überwintert fast ausschließlich in befallenen Knollen an Ernterückständen, Abfallhaufen etc.. Von da aus erfolgen im nächsten Jahr meist die Infektionen. Wenn geeignete Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und eine Blattbenetzungsdauer von mehr als 10 Stunden vorliegen, bildet der Pilz seine Sporen aus. Diese werden durch Wind verbreitet und verursachen, wenn sie auf ein feuchtes Blatt gelangen, neue Infektionen. Die Infektion der Knollen erfolgt durch Sporen, die durch Regen in den Boden gespült werden. Bei trockenem Wetter besteht keine Infektionsgefahr.

Schadbild

Ab Mitte Juni zeigen die Kartoffelblätter bei feuchter Witterung anfangs braune oder graue Flecken. Auf der Blattunterseite bildet sich ein weißgrauer Schimmelrasen. Innerhalb weniger Tage kann das ganze Kraut absterben, so dass der Eindruck entsteht, die Pflanzen wären über Nacht eingegangen. Neben den Blättern werden gelegentlich auch die Knollen befallen, die oft erst im Lager zu faulen beginnen. Die Braunfäule der Knollen ist zunächst an blaugrau gefärbten eingesunkenen Flecken auf der Schale zu erkennen. Schneidet man die Knollen auf, erstrecken sich oft bis zur Knollenmitte rostbraun verfärbte Gewebepartien. Bei der Lagerung befallener Knollen kommt es oft zusätzlich durch Fäulnisbakterien zu einer [[WeichfäulWeichfäule]. Der Pilz überwintert fast ausschließlich in befallenen Knollen an Ernterückständen, Abfallhaufen etc.. Von da aus erfolgen im nächsten Jahr meist die Infektionen.


Bekämpfung im Hausgarten

Hinsichtlich der Sortenwahl bestehen nur wenig Möglichkeiten, den Befall zu beeinflussen. Während es bei anderen Schaderregern an Tomaten bereits ein breites Angebot nutzbarer Resistenzen gibt, hat die Züchtung bisher weder Phytophthora-resistente Tomatensorten noch Kartoffelsorten hervorgebracht. Dies hängt u.a. auch mit der großen Anpassungsfähigkeit dieses Pilzes zusammen. Generell läßt sich aber beobachten, daß Buschtomaten häufiger Befall zeigen als am Stock angebundene Tomaten. Dieser Unterschied ist darauf zurückzuführen, daß Buschtomaten meist dichtere Bestände bilden, die länger feucht bleiben als angebundene Tomaten.

In Kartoffelbeständen tritt in der Regel eine Infektion zuerst auf. Sobald der erste Befall in Kartoffelbeständen aufgetreten ist, muss mit dem dem Auftreten der Kraut- und Braunfäule an Tomaten gerechnet werden. Ab Ende Juni sind die Kartoffelpflanzen vor allem während und nach regenreichen Tagen auf beginnenden Befall zu kontrollieren.

Die Pilzsporen werden mit dem Wind in die Tomaten- und Kartoffelpflanzungen der Hausgärten verfrachtet. Um der Ausbreitung vorzubeugen, sollte auf die raschen Luftabtrocknung der Kartoffel- und Tomatenpflanze geachtet werden. Zur besseren Luftabtrocknung bei Kartoffeln sollten die Pflanzenreihen in Hauptwindrichtung angelegt werden. Dichte Kartoffelbestände trocknen schlecht ab und sind entsprechend stärker gefährdet. Es sollte daher schon bei der Pflanzung auf ausreichende Abstände geachtet werden. Das Tomatenlaub ist möglichst trocken zu halten. Die Tomatenüflanzen sollten keinesfalls mit nassem Laub in die Nacht gehen, da sich so im Zusammenspiel mit der nächtlichen Taubildung die gefürchteten Keim- und Infektionsbedingungen schnell einstellen können.

Die einzig wirkungsvolle direkte Bekämpfungsmethode stellt nach wie vor der Einsatz von speziellen Pilzbekämpfungsmitteln dar. Die für den Hausgarten zugelassenen Pflanzenschutzmittel wirken vorbeugend. Ihre Anwendung ist nur bei feuchter Witterung angezeigt. Unter günstigen Infektionsbedingungen können entsprechend der Gebrauchsanleitung auch wiederholte Behandlungen bei Tomaten im 10 - 14 tägigem Abstand notwendig werden und bei Kartoffeln im Abstand von 8 - 10 Tagen. Bei trockenem Wetter größere Spritzabstände. Es sind in der Regel 4-5 Behandlungen nötig. Bei max. 20mm Niederschlag sind die Beläge abgewaschen und müssen erneuert werden. Aktuelle Zulassungssituation für Tomaten


Befallene Pflanzen können kompostiert werden, sofern sichergestellt ist, daß die sich an diesen Pflanzenteilen noch entwickelnden Sporen nicht mit dem Wind weiterverbreitet werden können.


Quellen

Gartenakademie Rheinland-Pfalz
Index Fungorum
Pest Information Wiki: Phytophthora infestans


Weblinks

http://www.gartenakademie.rlp.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Phytophthora