Beikrautregulierung im Gemüsebau

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Bekrautregulierungung im Gemüsebau

Beikräuter können beim Anbau von Gemüse zu großen Ertragsverlusten führen. Sie können zudem den Befall von Krankheiten und Schädlinge fördern. Eine bedarfsgerechte Beikrautregulierung im Gemüsebaubetrieb ist deshalb anzuraten, erfordert aber oft noch einen hohen Arbeitsaufwand und ist beim Anbau der meisten Gemüsearten recht kostenspielig. Von großer Bedeutung ist auch, dass es verschiedene giftige Beikräuter gibt, die auf keinen Fall mit vemarktet werden dürfen. Im Folgenden werden die wichtigsten Strategien zur Beikrautregulierung vorgestellt.
Je konsequenter und erfolgreicher wir jedoch Beikräuter aus unseren Gemüsebeständen verbannen, desto stärker befördern wir auch den zu beobachtenden, weltweiten Artenrückgang. Dem gilt es gegen zu steuern. Mehr dazu weiter unten im Kapitel Förderung der Artenvielfalt

Wichtige Beikräuter im Gemüsebau

Beim Anbau von Gemüse sind ganz bestimmte Beikräuter besonders oft anzutreffen. Da beim Anbau von Gemüse meist optimale Wachstumsbedingungen herrschen, können sich die Beikräuter meist sehr gut entwickeln. Für eine erfolgreiche Beikrautregulierung ist es notwenig, die Biologie und die Ansprüche der wichtigen Beikräuter möglichst gut zu kennen. Umfangreiche Informationen zu den einzelen Beikräutern gibt es als Link in den Bildbeschreibungen. WP = Wikipedia


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Wie schädlich können Beikräuter im Gemüsebau sein?

Portulak bedrängt den Kohlbestand

Nicht jeder Pflanzenaufwuchs am falschen Ort (Unkraut) ist schädlich oder negativ. Entscheidend dabei sind die angebauten Kulturen und die Art des Aufwuchses der Beikräuter. Läßt man die Beikräuter sich ungestört entwickeln, so können sie, insbesondere niedrigbleibende Gemüsekulturen, schnell überwuchern und großen Schaden anrichten.

Mögliche, negative Wirkungen von Unkräutern

  • Totale Überwucherung und Verdrängung insbesondere bei niedrigbleibenden Säkulturen.
  • Behinderung einer maschinellen Ernte bei starkem Beikrautvorkommen zu Kulturende, z.B. bei Babyleaf, Rucola und Spinat.
  • Nährstoff-Konkurrenz, besonders bei N-minimierter Düngung.
  • Wasser- und Lichtkonkurrenz.
  • Übertragung unf Verbreitung von Krankheiten (z.B. Xanthomonas campestris beim Anbau von Kohl)
  • Verbreitung von Blattläusen. Bei allen Gemüsearten oft problematisch.
  • Übertragung und Förderung von Schädlingen wie z.B. schädlicher Nematoden.
  • Ertragsminderung bis zum Totalausfall.
  • Gefahr der Gesundheitsgefährdung wenn giftige Beikräuter ins Erntegut gelangen. ZUm Beispiel bei Rucola, Babyleave usw.)
  • Qualitätsminderung bei der Ernte (z.B. Gemüsearten wie Spinat, die zur Ernte gemäht werden)
  • Bilden die Beikräuter Samen aus, so vervielfacht sich sich in den kommenden Jahrzehnten die negative Wirkung.


Giftige Beikräuter im Gemüsebau

Giftiges Greiskraut (Senecio vulgaris)in Rucolabestand

Beim Anbau von Gemüse können insbesondere fünf verschiedene, giftige Beikräuter, vorkommen. Jeder Anbauer sollte sie gut kennen und ihre Regulierung bes. ernst nehmen.

Notwendige Maßnamen

  • Risikoreiche Kulturen sind vor allem: Rucola, Babyleaf, Spinat, Petersilie.
  • Alle Kulturen, bei denen das Erntegut gemäht wird, sind bes. betroffen.
  • Parzellen mit starkem Vorkommen von giftigen Beikräutern meiden.
  • Bei Feldertausch oder neuer Zupacht die die Belastung mit giftigen Beikräuter erkunden.
  • Nutzung der Falschen Saatbeettechnik kann helfen.
  • Pflanzkulturen sind weniger kritisch wie Direktsaatkulturen.
  • Währen der Kultur die Bestände auf giftige Beikräuter überprüfen.
  • Vor Erntebeginn sollten alle giftigen Beikräuter entfernt werden.
  • Bei Verdacht auf giftige Beikräuter das Erntegut vor der Vermarktung auf giftige Beikräuter überprüfen bzw. verlesen.
  • Alle Mitarbeiter so schulen, dass sie die giftigen Beikräuter und Teile davon jederzeit als solche erkennen können.

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Mögliche Verfahren zur Beikrautregulierung im Gemüsebau

Zur Beikrautregulierung im Gemüsebau gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Die Verfahren sind sehr unterschiedlich in ihrer Wirkung sowie dem benötigten Kosten- und Zeitaufwand. Ihre Einsatzmöglichkeit hängt stark ab von der Anbauweise und Art der angbauten Kulturen. Immer wichtiger wird es auch, die Beikrautregulierung hinsichtlich der Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit zu beurteilen.


Abflammtechnik

Abflammgerät

Beikräuter in einem sehr frühen Stadium können durch Abflammen zerstört werden. Die verschiedenen Beikrautarten reagieren jedoch sehr auf die Hitzeeinwirkung. Am besten erfolgt das Abflammen im Keimblattstadium der Beikräuter.

Abflammen zur Beikrautregulierung

  • Die Abflammtechnik hat vor allem im Ökoanbau ein gewisse Bedeutung.
  • Allgemein werden nur die direkt getroffenen Pflanzenteilen zerstört!
  • Abgeflammt wird vor allem in langsam keimenden Sägemüsekulturen wie Möhren und Zwiebeln.
  • Beikräuter, die vor dem Auflaufen der Gemüsekulture keimen können so ausgescahltet werden
  • Dei Entwicklung der Möhren- bzw. Zwiebelkeimung muß laufend kontrolliert werden, um das Abflammen os spät wie möglich durchführen zu können.
  • In Regenperioden ist die Abflammtechning nicht nutzbar.
  • Die Wirkung des Abflammens ist relativ begrenzt und wird bei den stark steigenden Energiepreisen zum Kostenfaktor.

Abflammen als Hygienemaßname

  • Im Gewächshausanbau ist das Abflammen nach Kulturende als Hygiene-Maßnahme vielversprechend.
  • Zunächst alle Bestandreste so sauber wie möglich entfernen.
  • Danach den Boden abflammen.
  • So lassen noch vorhandene Beikräuter ausschaltet und Beikräutersamen, Krankheiten sowie Schädlinge minimieren.

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Falsches Saatbeet

Aufgelaufene Beikräuter vor der Feldbestellung

Mit Hilfe der "Falschen Saatbeet Technik" läßt sich unmittelbar vor Beginn einer geplanten Kultur, der zu erwartende Beikrautdruck erheblich bis weitgehend reduzieren.

Wichtige Anwendungskiterien

  • Wertvolle Hilfe insbesondere bei den Gemüsekulturen, bei denen keinesfalls giftige Beikräuter vorkommen sollten
  • Wichtigs Hilfsmittel im Bioanbau oder wenn keine ausreichend wirksamen und zugelassenen Herbizide bereit stehen.
  • Beim "Falschen Saatbeet" werden die Felder schon 2-3 Wochen vor der geplanten Bepflanzung bzw. Saat hergerichtet.
  • Durch diese Maßnahme regt man die Beikrautsamen in der obersten Bodenschicht zur Keimung an.
  • Bei extremem Unkrautdruck oder bei bes. wichtigen Kulturen, kann es in Einzelfällen sogar sinnvoll sein, die Unkrautkeimung im "Falschen Saatbeet" durch eine Zusatzberegnung zur Keimung anzuregen.
  • Sind die Beikräuter aufgelaufen, lassen sich die jungen Unkrautsämlinge relativ einfach beseitigen.
  • Die Keimlingsbeseitigung ist möglich z.B. mit einem Striegel oder einem Abflammgerät.
  • Grundsätzlich können Keimlinge auch mit einem zugelassenen Herbizid vernichten werden.
  • Grundsätzlich ist auch eine wöchentliche, ganz flache Bodenbearbeitung (Striegel) hilfreich.
  • Zur eigentliche Feldbestellung (Direktsaat oder Pflanzung) den den Boden nur noch ganz flach (1-3 cm) bearbeiten.

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Flächendämpfung

Flächendämpfung im französischen Radiesanbau.
  • Insbesondere durch einen unzureichenden Fruchtwechsel kommt es oft zu einer Anreicherung von bestimmten Krankheiten, Schädlingen und Beikräuter in den Böden.
  • Durch eine Flächendämpfung lassen sich diese weitgehend ausschalten.
  • Es gibt verschieden Dämpfmethoden, die eine unterschiedliche Bodentiefe erfassen.
  • Grundsätzlich gilt die Flächendämpfung als ein sehr wirksame Feldhygiene-Maßnahme.
  • Im französischen Radies- und Feldsalatanbau spielt die vollautomatische Flächendämpfung in den 2.000-der Jahre eine hervorragende Rolle.
  • Eine Flächendämpfung wirkt wenige Zentimeter tief in den Boden. Bei der französischen Methode etwa 5 cm.
  • Die hohen Energiekosten sprechen inzwischen gegen eine großflächigen Einsatz der Flächendämpfung im Gemüsebau.
  • Vielleicht ergeben sich in Zukunft neue Möglichkeiten, wenn man die Flächendämpfung als Feldhygienemaßname, zur Ausschaltung aller sich an der Feldoberfläche befindlichen "Probleme" benutzt.

Gerätehersteller

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Fruchtwechsel zur Verminderung des Beikrautdrucks

Wurzel-Beikräuter möglichst vor der Feldnutzung bereinigen.
  • So manches Beikrautproblem ist vermeidbar, wenn man auf die optimale Auswahl geeigneter Parzellen für dene Anbau einer bestimmten Gemüseart achtet.

Bemerkungen zur Fruchtfolgeoptimierung

  • Parzellen mit einer starkeren Belastung von Wurzelunkräutern meiden.
  • Stärkeren Wurzelunkrautbesatz möglichst vor dem Anbau von Gemüse regulieren.
  • Vor der Pacht von Ackerland den Besatz mit problematischen Beikräutern abschätzen.
  • Insbesondere Besatz mit giftigen Beikräutern ist zu bedenken.
  • Will man z.B. Rucola anbauen und die Parzelle hat eine hohe Greiskrausbelastung (Senecio vulgaris), so sollte man die Parzelle lieber nicht für den Anbau verwenden.
  • Parzellen mit Kartoffel-Durchwuchs sind nicht geeignet für den Anbau von Gemüsearten, die zur Ernte gemäht werden.
  • Parzellen für den Anbau von Babyleaf Salate sollten frei sein von giftigen Beikräutern.
  • Beim Herbizideinsatz die Fruchtfolge so gestalten, dass sich keinen Beikraut selektieren können.
  • Bei einer starken Beikraut Samenbildung vor der Folgekultur, Zeit für die "Falsche-Saatbeet-Technik einplanen.

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Hacktechnik und Striegeln

Hacktechnik im Blumenkohlbestand

Hacktechnik ist eine weit verbreitete Möglickeit Beikräuter beim Anbau von Gemüse zu regulieren. Von besonderer Bedeutung ist die Hacktechik, wenn keine Herbizide eingesetzt werden wie z.B. im Bioanbau oder wenn keine ausreichend wirsamen und zugelassene Herbizide zur Vefügung stehen.

Vorteile der Hacktechnik

  • Bei günstigen Bedingungen ist so eine erfolgreiche Beikraut-Regulierung möglich.
  • Je kleiner die vorhandenen Beikräuter sind desto besser ist die zu erwartende Wirkung.
  • Bei Nutzung der "Falsche Saatbeet Technik" kann Striegeln zum Beseitigen der aufgelaufenen Beikräuter genutzt werden.
  • Evtl. weniger Umweltbelastung als sie beim Einsatz von Herbiziden vorkommen kann.

Nachteile der Hacktechnik

  • Nur einsetzbar, wenn der Boden gut befahrbar ist.
  • Nur wirksam, wenn die gestörten Beikräuter danach absterben und nicht durch Regen usw. weiterwachsen.
  • In regenreichen Regionen weniger einsetzbar.
  • Hauptwirkungsbereich zwischen den Pflanzenreihen.
  • Bei Sägemüse in den Reihen, keine Möglichkeit der üblichen Hacktechnik.
  • Bisher beachtlicher Einsatz fossiler Energie.

Videos Hacktechnik

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Maschinenanbieter

Weitere Infos

  • Hacktechnik im Gemüsebau. von FiBL
  • Bauermeister, R., Total, R., Baumann, D., Bleeker, P., Koller, M., Lichtenhahn, M. (2005): Unkrautpraxis - Mechanische Unkrautregulierung im Gemüsebau. Wädenswil. 52 Seiten. 


Heisswasser Anwendung

Ampfer Bekämpfung mit Heisswasser.
(Foto: Agroscope)

Mit Hilfe von Heisswasser können in bestimmten Fällen, z.B. bei Problemen mit Ampfer, diese erfogreich reguliert werden.

Empfehlungen von Roy Latsch (Agroscope)

  • Ampferpflanzen sterben ab nach 10 Sekunden in heißem Wasser.
  • Die Heisswasser Zufuhr erfolgt mit einem Schleppergerät.
  • Der Schlepper führt einen Wassertank, einen Wassererhitzer und einen Hochdruckreiniger.
  • Die Wassertemperatur beträgt 90°C.
  • Pro Ampferpflanze wird 1,6 Liter Heisswasser ausgebracht.
  • Das heiße Wasser soll die Ampferwurzeln bis in 10-15 cm Tiefe entscheidend schädigen.
  • Pro 60 behandelte Pflanzen werden etwa 1,6 l Diesel verbraucht.
  • Weitere Infos im Video.
  • Das Verfahren erscheint auch interessant für Lohnuntenehmer
  • Vielleicht kann die Methoden auch bei einigen anideren problematischen Beikräutern helfen.

Videos

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Herbizid Einsatz

Herbizidwirkung in einem Zwiebel Bestand

Mit Hilfe von zugelassenen Herbiziden lassen sich, insbesondere im Ackerbau, meist einfach und kostengünstig unerwünschte Beikräuter ausschalten. Je größere die weltweite Anbaufläche der einzelnen Kulturist, desto eher kann man ein wirksamens und zugelassenes Herbizid am Markt erwarten. Im Bereich des Gemüsebaus, dem Bereich mit den Kulturen die vergleichsweise nur eine begrenzte Anbaufläche aufweisen, wurden allgemein weniger Herbizide entwicklet. Zusätzlich erschwerend für die Entwicklung eines Herbizides für so manchen Gemüsekultur ist ihre Verwandschaft mit bedeutenden Beikräutern, insbesondere im Bereich der Pflanzenfamilien der Kreuzbklüter und Korbblütler. Bei vielen Gemüsearten ist im Vergleich zu Rüben, Getreide usw. die Kulturzeit recht kurz, so dass hier nur Herbizide mit einem schnellen Abbau in Frage kommen.

Einsatzüberlegungen

  • Nur für die jweilige Indikation vorgesehen Herbizide einsetzen.
  • Bedenken, dass die meisten Herbizide bestimmte Beikräuter selektieren.
  • Unbedingt vermeiden, mehrere Jahre hintereinander, das gleiche Herbizid auf einer Fläche, anzuwenden.
  • Die Gefahr einer starken Unkrautselektion ist im Gemüsebau besonder groß.
  • Parzellen, die extrem viel Greiskraut, Franzosenkraut, Portulak, Hirse usw. aufweisen, deuten auf diesen Fehler hin.

Herbizide können Schäden anrichten und eine Beikraut Selektion bewirken

  • Abdrift auf unverträgliche Pflanzenbestände.
  • Blattverätzungen u.ä. durch eine Anwendung bei eine falschen Gemüseart oder durch eine Überdosierung.
  • Höchtmengenüberschreitung durch eine Überdosierung oder nicht Einhaltung der vorgegebenen Wartezeit.
  • Seleketion von nicht oder nicht ausreichend erfaßten Beikräuter.
  • Negative Wirkung auf die Flora und Fauna der Umgebung.
  • Belastung von Grundwasser und Oberflächengewässer.
  • Intenetbilde zu Herbizidschäden.


Aktuell zugelassene Herbizide im Gemüsebau
In der Datenbank PS-INFO findet man einfach und schnell, für die jeweils ausgwählte Gemüsekultur, die aktuell zugelassenen Herbzide.

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Jäten von Hand

Beikraut Hand-Jätung in einem Salatbestand

Im Gegensatz zum Ackerbau ist im Gemüsebau in bestimmten Fällen immer noch ein Beikraut-Jäten von Hand aktuell.

Zu beachtente Hinweise

  • Eine Vorernte Bestandskontrolle ist nötig, wenn giftige Beikräuter zum Problem werden könnten.
  • Aktuelle Kulturen sind insbesondere Babyleaf, Dill, Rucola, Petersilie und Spinat.
  • Beim Anbau von Heilkräutern ist eine Hand-Beikraut-Jätung oftmals noch nötig.
  • Zum Beseitigen von samenbildenden Rest-Beikräutern.
  • Vor allem gegen Kulturende sollten die Bestände auf samenbildende Beikräuter kontrolliert werden.
  • Beikräuter, die kurz vor der Samenbildung stehen, können, wenn sie im Feld liegen bleiben noch Samen bilden.
  • Hat die Beikraut Samenbildung schon begonnen, sollten die Beikräuter vom Feld entfernt werden.
  • Zur Erleichterung der Handjätung gibt es verschiedene Hilfmittel.
  • Der bekannte "Tiefflieger" bekannt von der Einlegegurken Ernte kann auch bei der Hand-Jätung hlifreich sein.
  • Einzelne, übersehene Beikräuter können oft tausende von Samen bilden. Sie sollten nicht vergessen werden.

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Kalkstickstoff Einsatz

Kalkstickstoff als Kopfdüngung
ausgestreut in einem Blumenkohl Bestand

Kalkstickstoff kann bei sachgerechter Anwendung, in bestimmten Fällen, zur Beikrautreguliung verwendet werden.

Wirkungsweise und Anwendung

  • Kalstickstoff ist ein Düngemittel, das Sticktoff und Kalk enthält.
  • Kalkstickstoff kann Beikräuter, bestimmte Krankheiten und Schädlinge zerstören.
  • Wegen seiner Giftigkeit erfolgt die übliche Kalkstickstoff Anwendung, je nach Aufwandmenge, 2-3 Wochen vor der eigentlichen Feldbestellung.
  • Zur Umwadlung des Kalkstickstoffs ist eine entsprechende Bodenfeuchte nötig.
  • Um sicher zu gehen, dass eine Einsaat oder Pflanzung möglich ist, kann ein Kressetest helfen.
  • Die Mengenberechnung sollte am Stickstoffbedarf der jeweiligen Gemüsekultur ausgerichtet werden.
  • Eine Aufwandmenge von 10dt/ha bringt etwa 210 kg N/ha und hat eine recht gute Wirkung gegen Beikräuter, Krankheiten und Schädlinge.
  • In den meisten Fällen sind nur geringere Aufwandmengen vertretbar.
  • Ein bekannte Vor-Pflanz-Anwendung gibt es z.B. beim Anbau von Blumenkohl.
  • In ganz seltenen Fällen kann Kalkstickstoff auch als Koffdünger eingesetzt werden. Da es dabei sehr schnell zu einer Verätzung der Pflanzen kommen kann, ist viel Erfahrung nötig.
  • Kalkstickstoff sollte nur von ausgebildeten Fachleuen (Sachkundenachweise)verwendet werden.
  • Bei unsachgemäßer Anwendung kann Kalkstickstoff zu Pflanzenschäden führen.
  • Bei großen Anwendungsmengen je Fläche kann es zu einer Nitratbelastung kommen.

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Mulchen mit Stroh oder Grünmasse

Kürbis auf Srohmulch

Bei einigen Gemüsearten, wie z.B. beim Anbau von Kürbissen oder Erdbeeren wird in einigen Betrieben der Boden mit Stroh oder anderer organischer Masse bedeckt und somit die Beikrautentwicklung reduziert.

Anwendungshinweise

  • Bei bestehen Kulturen, wie z.B. Spargel, wird das Stroh zwischen den Dämmen (oder Reihen) ausgebracht.
  • Beim Anbau von Erdbeeren wird in vielen Betrieben vor der Blüten und Fruchtbildung Strohmulch ausgebraucht
  • Eine breitflächige Strohausbringung mit anschließender Pflanzung ist z.B. beim Anbau von Kürbissen möglich.
  • Eine Pflanzun in Plastik-Streifen und Strohmulch zwischen den Reihen ist beim Zucchinanbau bekannt.
  • Die Beikrauthemmende Wirkung der Mulchauflage hängt vor allem von der Materialdichte ab.
  • Die Strohauflage sollte so dick sein, dass möglichst wenige Licht auf den Boden fällt.
  • Das verwendete MUlchmaterial sollte keinen Beikrautsamen enthalten.
  • An Stelle des Strohs können auch ähnlich organische Stoffe wie z.B. gehäckselte Gründüngung verwendet werden.
  • Verwendet man frische, gehäckselte Pflanzenmasse, Vorsicht vor einer zu dicken Auflage.

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Mulchgeräte Anbieter

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Mulchfolie, Mulchvliese und Papiermulch

Frisee Salat in Mulchfolie

Durch eine Bedeckung des Bodens mit einer lichtundurchlässigen Folie, einem Mulchvlies oder Papiermulch läßt sich eine mögliche Beikrautentwicklung recht gut unterdrücken.

Anwendungshinweise

  • Je breiter die Mulchbahnen, desto windempfindliche wird das Verfahen.
  • Papiermulch ist bes. windempfindlich und deshalb schwerpunktmäßig für den Gewächshausanbau geeignet.
  • Wird in dem Mulchmaterial gesät oder gepflanzt, so sollten die Löcher möglichst klein bleiben.
  • Bei extremer Hitze können frische Pflanzungen in diesen Mulchmaterialien Hitzeschäden erleiden.
  • Kunstoffmulchmaterialien müssen nach der Nutzung umweltfreundlich entsorgt werden.

Hier schon öfter angewandt

  • Beim Anbau von Spargel ist die Bedeckung der Spargeldämme mit Folie weit verbreitet.
  • Beim Anbau von Einlegegurken und Zucchini ist inzwischen eine Pflanzung bzw. Direktsaat in Mulchfolienstreifen weit verbreitet.
  • Beim Bodenanbau von Tomaten, Gurken, Paprika und Auberginen im Gewächshaus bedeckt man den Boden in vielen Betrieben mit einer schwarzen Folie oder einem schwarzen Mulchvlies.
  • Beim Anbau von Salat im Gewächshaus verwenden viele Betriebe eine der drei Mulckmaterialien zur Beikrautregulieung.

Anbieter von Mulchmaterialien

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Natürliche Feinde der Beikräuter einsetzten

Puccinia lagenophora an Senecio vulgaris.

Alle unsere Beikräuter haben auch Krankheiten und Schädlinge, die ihre Entwicklung mehr oder weniger stark hemmen könnnen. Weltweit gibt es vielfache Bemühungen solche "Naturlichen Feinde" gezielt zur Beikrautregulierung einzusetzen.

In Frage kommende Beispiele

  • Alternaria alternata zur Regulierung von Gänsefu9 (Chenopodium album).
  • Ascochyta caulina zur Regulierung von Gänsefuß (Chenopodium album).
  • Puccinia canalicula zur Regulierung von Erdmantel (Cyperus esculentus).
  • Puccinia lagenophorae zur Regulierung von Gemeinem Greiskraut (Senecio vulgaris)

Praxisrelevanz

  • Bislang (Stand 2021) haben Mycohericide noch keine praktische Bedeutung im einheimischen Gemüsebau.

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Roboter-Einsatz mit Lasertechnik

Feld Roboter

Weltweit versuchen Forscher Geräte zu entwickeln, die Beikräuter erkennen und ausschalten können. Dazu nutzz man Roboter mit einer Erkennungssoftware und Lasertechnik.

Wirkungsweise

  • Mit Hilfe von Lasertechniken usw. wird eine noch präzisere Hacktechnik angestrebt.
  • Neuartige Hack Roboter lernten Beikräuter zu erkennen und auszuschalten.
  • Mit einem Laserstrahl wird das erfaßte Beokraut ausgeschaltet.

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Schlägeln oder Mähen

Schlägeln eines Kohlfeldes nach der Ernte.

In einigen Fällen kann durch Schlägeln oder Mähen eine erfolgreiche Beikrautregulierung durchgeführt werden.

Aktuelle Beispiele

  • Schlägeln nach Ernteende kann bei jedem Acker mit Bestandresten und einem Beikräuterbesatz hilfreich sein.
  • Bei Gründüngungsbeständew wie Sorghum, Gras mit Unkrautbesatz usw. kann ein Abschlägeln, z.B. in 10 cm Höhe, hilfreich sein.
  • Bei eine Erntegassenbegrünung kann Schlägeln die Samenbildung vorhandener Beikräuter verhindern bzw. minimieren.
  • Droht nach Ernteende eine Beikraut-Samenbildung, kann Schlägeln helfen.
  • Zu bedenken ist aber, dass so manches Beikraut wie z.B. der Amaranth schnell wieder austreibt und in kurzer Zeit schon wieder Samen bilden kann.
  • Kranke und stark verunkrautete Rhabarberbestände können nach einem Schlägeln neu austreiben.
  • In einigen Kulturen kann es sinnvoll sein REst-Beikräuter, die hoch über dem Gemüsebestand hinausragen und Samen bilden abzumähen.

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Spritzmulch

Spritzmulch Versuch in einer Salatkultur (TFZ)

Seit vielen Jahren gibt es die Idee, mit einem aufgespritzten, umweltfreundlichen Belag die Entwicklung von Beikräutern zu unterdrücken. Inzwischen gibt es nun dazu ein Pilotprojekt, das vom Dr. Edgar Remmele am Technologie- und Förderzentrum des Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ) in Straubing mit Hilfe verschiedener Partner geleitet und von der Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg unterstützt wird.

Das MuNaRo-Projekt
„Ziel ist es, ein neuartiges Mulchverfahren für den Feldgemüseanbau zu entwickeln. Zunächst sollen geeignete Rezepturen für das Mulchmaterial ausgewählt werden, die interativ hinsichtlich der beikrautunterdrückenden Wirkung, der Applizierbarkeit, der Abbaubarkeit und der Kosten optimiert werden. Beim Mulchmaterial handelt es sich um eine Zwei-Komponenten-Mischung aus erneuerbaren Rohstoffen. Die zwei Flüssigphasen werden kurz vor dem Ausbringen innig miteinander vermengt und mit einem Spritzgerät ausgebracht. Das Mulchmaterial geliert auf der Erdoberfläche und härtet nach einer vorbestimmbaren Zeitspanne aus. Durch die Abdeckung sollen Beikräuter in ihrer Keimung gehemmt und bereits gekeimte Pflanzen im Wachstum gehindert werden. Das Mulchmaterial baut sich im weiteren Verlauf biologisch ab.“ so TFZ.

Vorgehensweise
"SCHMOTZER und Amazone untersuchen nun als Landtechnikspezialisten die Machbarkeit für ein Seriengerät für die entsprechende Applikation des Mulchmaterials in Gemüsekulturen. „Das Gesamtverfahren wird in Kooperation mit Gemüsebaubetrieben optimiert und demonstriert. Die Koordinierung der Exaktversuche im Gemüsebau sowie die Bonituren erfolgen über die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen. Variiert werden die Rezeptur des Mulchmaterials, die Schichtdicke, die Kombination des Mulchverfahrens mit mechanischer Beikrautbekämpfung, die Anbaukulturverfahren sowie der Standort bzw. der Boden-Klima-Raum. Getestet wird an den Reihenkulturen Salat und Kohlrabi, an der Dammkultur Karotte sowie bei Freilandgurke und Zucchini.“ (tfz.bayern.de)

Beteiligte Firmen

Fazit bis Dez. 2020
Laut Dr. Remmele, zitiert in Gemüse Nr. 12/2021, Seite 19.
a) "Die beikrautunterdrückende Wirkung des Mulchmaterials ist grundsätzlich gegeben. Bei Wurzelunkräutern ist der Effekt noch nicht eindeutig zu beurteilen."
b) Ausblick auf 2022: Die Behandlung in der Reihe soll untersucht werden. Die Anbauverfahren sollen definiert und ökonomisch bewertet werden."

Weitere Infos

  • Doris Ganninger-Hauck (2021): Revolution im Pflanzenschutz.. In: Zeitschrift Gemüse. Seite 19. 
  • Doris Ganninger-Hauck (2021): Mit der Spritze mulchen.. In: Zeitschrift Gemüse. Seite 21. 


Verhinderung der Saatgutbildung

Massenhafte Samenbildung am Beispiel Hirtenäschel.

Um langristig weniger Probleme mit Beikräuter in seinen Planzenbeständen haben will, sollte seine Feldhygiene Maßnahmen optimieren. Hierbei steht der Wunsch: "Lasse nie einen Unkrautbestand Samen bilden", im Vordergrund. Verfolgt man diese Strategie konsequent und ergänzt sie, insbesondere in den ersten Jahren, mit einer mehrfachen Anwendung des "Falschen Saatbeetes", so wird die zu beobachtende Verunkrautung der Felder von Jahr zu Jahr abnehmen, bis sie sich auf eine minimale Verunkrautung einpendeln wird.

Zu beachtende Fakten

  • Kommt es zu einer Beikraut Samenbildung, so werden die Samen über viele Jahre im Boden auf ihre Chance warten.
  • Schon eine einzelne Beikrautpflanze kann tausende von Samen bilden.
  • Im Gegensatz zum Ackerbau findet man in vielen Gemüseböden tausende von Beikrautsamen, die einen enormen Beikraut Druck garantieren.
  • Für eine erfolgreiche Beikrautregulierung sollte man seine Beikräuter genau kennen.
  • Insbesondere das Stadium der beginnenden Samenbildung sollte man genau kennen.
  • Wenn irgend möglich, die Beikräuter vor der Samenbildung jäten.
  • Hat die Samenbildung schon begonnen, müssen die Beikräuter von Hand gejätet und vom Feld getragen werden.
  • Einzelne, übersehene Beikräuter können oft tausende von Samen bilden. Sie sollten nicht vergessen werden.

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Erfolgreiche Beikrautregulierung braucht einen Ausgleich

Geringe Biodiversität z.B. in großen Spargelanlagen.

Artensterben als eine großer Herausfordrung für die Landwirtschaft.
Die Artenvielfalt weltweit nimmt durch den Einfluss des Menschen rapide ab: Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht, viele drohen innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu verschwinden, lautet die eindringliche Warnung des Weltbiodiversitätsrat IPBES. Der globale Zustandsbericht des Rates zur biologischen Vielfalt an Land, zu Wasser und in der Luft, dessen Zusammenfassung am 6. Mai von Vertretern aus 132 Mitgliedsstaaten verabschiedet wurde, stellt fest, dass die Landwirtschaft zu den Haupttreibern des Artensterbens zählt.
Dieser Verlust an Vielfalt, einschließlich genetischer Vielfalt, stellt ein ernstes Risiko für die globale Ernährungssicherheit dar, da die Widerstandsfähigkeit vieler landwirtschaftlicher Systeme gegenüber Bedrohungen wie Schädlingen, Krankheitserregern und dem Klimawandel untergraben wird.
Quelle: Weltagrarbericht vom 08.05.2019.

Im Rahmen der Beikrautregulierung sind Umweltbelange und damit Fragen der Bioversität, des Einsatzes von Herbiziden und de rResoursenschung von großer Bedeutung. Alle unsere Aktivitäten sollen oder müssen den politischen Vorgaben entsprechen. Im Vordergrund stehen derzeit die Pläne der Europäischen Komission.

Aussagen und Pläne der EU-Kmission

  • "Die Kommission schlägt vor, dass 10 % der landwirtschaftlichen Flächen aus „Landschaftselementen mit großer biologischer Vielfalt“ bestehen sollten, beispielsweise in Form von Hecken oder Blühstreifen, und dass die Umweltauswirkungen des Agrarsektors bis 2030 erheblich verringert werden sollten."
  • "Ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen sollte bis 2030 ökologisch/biologisch bewirtschaftet werden.
  • "die Verwendung und das Risiko chemischer Pestizide sowie der Einsatz hochriskanter/gefährlicher Pestizide sollten um 50 %verringert werden.
  • Quelle: Fragen und Antworten: EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 – Mehr Raum für die Natur in unserem Leben. Stand 20.05.2020


Weiterte Details zur Artenvielfalt und Biodiverität im Gemüsebau
Siehe Biodiversität im Gemüsebau


Weitere Infos und Quellen

In Hortipendium

Quellen

Weblinks